Nati-Coach Murat Yakin tauschte nach dem 1:1 gegen Schottland zweimal. Neben Ex-Bayern-Akteur Shaqiri rückte auch Bundesliga-Legionär Vargas (Augsburg) auf die Bank, stattdessen begannen Rieder und Embolo.
Bundestrainer Julian Nagelsmann betonte derweil bereits am Samstag, keine Änderungen im Vergleich zum 2:0 gegen Ungarn vornehmen zu wollen. Auf die drohenden Gelbsperren beim Innenverteidiger-Duo Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt und Mittelfeldmann Robert Andrich nehme er "keine Rücksicht, ich vertraue unserem Kader". Die Ankündigung des Coachs wurde dann am Sonntagabend kurz vor 20 Uhr bestätigt: Zum vierten Mal in Folge lief die DFB-Auswahl unverändert auf.
EM - 3. Spieltag, Gruppe A
Die deutsche Mannschaft lieferte sich unter der Leitung des Italieners Daniele Orsato sofort ein intensives Duell mit der Schweiz, wobei beide Offensivreihen zunächst nicht wirklich ins Spiel fanden. Zwar sorgte Musiala nach einer tollen Einzelaktion und dem darauffolgenden Zuspiel auf Gündogan für ein kurzes Raunen im Frankfurter Deutsche-Bank-Park (2.), viel mehr hatte die Anfangsphase aber nicht zu bieten.
Andrichs Tor zählt nicht - Ndoye sticht eiskalt zu
Stattdessen wirkte die Herangehensweise der beiden Kontrahenten sehr statisch. Während bei der Nati Embolo von Rieder und Ndoye flankiert wurde, änderte sich beim DFB-Team nichts an der taktischen Ausrichtung. Auf die ereignislose erste Viertelstunde sollten aber deutlich bessere Minuten folgen. Zuerst rutschte Serie-A-Meister Sommer der Ball bei einem Andrich-Schuss durch die Hände, doch der deutsche Jubel über das vermeintliche Führungstor hielt nicht lange an (17.). Weil Aebischer im Vorfeld von Musiala am Fuß getroffen worden war, nahm Orsato den Treffer nach einem kurzem Video-Studium zurück.
Deutschland tat sich weiterhin schwer und spielte im letzten Drittel gegen enorm tief stehende Schweizer oftmals einen Pass zu viel, während die Eidgenossen auf Fehler der DFB-Elf lauerten. Und anders als der Turniergastgeber machte die Schweiz bei ihren wenigen Offensivaktionen kurzen Prozess und schockte das deutsche Team in Minute 28. Ndoye nahm Freulers Hereingabe aus der Luft ab und überwand Neuer aus rund fünf Metern zur überraschenden Führung, die besonders die deutsche Defensive sichtlich schockte.
Tah fehlt im Achtelfinale - Wirtz' Einfall wird nicht belohnt
Denn nur zwei Minuten später verlor Rüdiger ein Laufduell mit Torschütze Ndoye, der bei seinem Distanzschuss nur knapp den Doppelpack verpasste (31.). Mit Ausnahme eines Kopfballs von Rüdiger hatte das DFB-Team dem knappen Rückstand zunächst nichts entgegenzusetzen, sodass es mit der 1:0-Führung für die Schweiz in die Pause ging. Dass Tah in der 38. Minute zudem noch Gelb sah und damit im Achtelfinale gesperrt fehlt, dürfte der Moral der Deutschen zusätzlich nicht geholfen haben.
Trotz des deutlichen Leistungseinbruchs im Vergleich zu den ersten beiden EM-Spielen verzichtete Nagelsmann zum Seitenwechsel auf personelle Veränderungen. Bei Wirtz' Außenristpass auf Musiala zwang der Offensivmann Sommer zum Eingreifen, doch auch Gündogans Nachschuss ließ zu wünschen übrig (50.). Die Schweizer verwalteten die knappe Führung souverän und hielten die zuletzt so torfreudige deutsche Offensive erfolgreich vom eigenen Tor fern.
Erst in Minute 67 flankte der für den unglücklich aufspielenden Mittelstädt eingewechselte Raum präzise in den Fünfmeterraum, wo Havertz knapp über den Querbalken köpfte. Deutschland wurde ab diesem Zeitpunkt wieder besser und bekam nur wenige Minuten später die große Chance auf den Ausgleich, Akanji blockte Kimmichs Schuss aus kurzer Distanz noch entscheidend (70.). Widmers intensives Klammern gegen Joker Beier im Anschluss ahndete Orsato nicht.
Füllkrug schlägt spät zu
Nagelsmann nahm Wirtz und Musiala vom Platz und brachte Sané und Füllkrug. Und direkt stand Sané im Fokus, als er nach Kroos' Freistoß aus dem Rückraum verzog (82.). Besonders das Spiel nach vorne aber wirkte ansonsten aber deutlich zu ideenlos, sodass die DFB-Auswahl nur noch selten zwingend im Schweizer Strafraum auftauchte.
Weil die deutsche Mannschaft unbedingt ein Tor brauchte, um den Gruppensieg noch zu retten, taten sich große Lücken für die Schweiz auf: Vargas' vermeintlicher Treffer zum 2:0 zählte wegen einer Abseitsposition nicht (84.). Auf der Gegenseite tauchte immer wieder Havertz gefährlich im Strafraum auf, nickte eine Eckballflanke aber mit der Schulter nur auf den Querbalken (85.).
Nachdem Neuer in der 88. Minute einen Distanzschuss von Xhaka stark gehalten hatte, warf die deutsche Mannschaft in der Nachspielzeit nochmal alles nach vorne - und kam tatsächlich noch zum Erfolg. Nach Raums Flanke stand Füllkrug in der Luft und köpfte stark ins linke obere Eck ein - Sommer hatte keine Chance (90.+2).
Durch das Remis gegen die Schweiz ist die DFB-Elf Sieger der Gruppe A. Im Achtelfinale wartet am kommenden Samstag in Dortmund (21 Uhr) der zweite Platz aus Gruppe C um England, Dänemark, Slowenien und Serbien. Die Schweiz tritt derweil bereits drei Stunden früher in Berlin gegen den Zweitplatzierten aus Gruppe B (Italien, Kroatien oder Albanien) an.