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Rekordtransfers und Inflation: Wie teuer Neymar heute wäre

Maradona sorgte vor 40 Jahren für zwei Ausrufezeichen

Rekordtransfers und die Inflation: Wie teuer 222-Millionen-Mann Neymar heute wäre

Zwei Ballon-d'Or-Gewinner und einer, der es noch werden will: Kevin Keegan, Zinedine Zidane, Neymar (v. li.).

Zwei Ballon-d'Or-Gewinner und einer, der es noch werden will: Kevin Keegan, Zinedine Zidane, Neymar (v. li.). imago images (3)

Geld fließt im modernen Fußballzirkus anscheinend ohne Ende und in immer größeren Summen. Am sichtbarsten wird diese Entwicklung auf dem Transfermarkt, wo zunehmend verrückte Ablösen hingeblättert werden - die sich natürlich auch daran angepasst haben, dass sich eigentlich alle Geldflüsse in diesem Geschäft um ein Vielfaches multiplizieren. Wo mehr reinkommt, kann auch mehr rausgehen.

Daher sind Vergleiche mit Rekordtransfers vergangener Tage kaum angemessen zu bewerkstelligen, weil eben mehrere Kenngrößen berücksichtigt werden sollten. Doch selbst wenn man heutige Spitzentransfers und jene früherer Dekaden lediglich unter Berücksichtigung der Inflation gegenüberstellt, zeichnen sich zwei interessante Tendenzen ab. Zum einen: Es hat mal relativ harmlos angefangen. Zum anderen: Aber dann ging es so richtig los.

50 Jahre ist es her, dass der FC Bayern zu der Saison, in der die Münchner sich erstmals Europas Krone aufsetzten, den teuersten Transfer des Bundesliga-Sommers tätigte. Jupp Kapellmann kam für damals äußerst stattliche rund 800.000 Mark vom 1. FC Köln. Heute wären das umgerechnet etwa 1,5 Millionen Euro. 1973/74 war die zehnte Saison der deutschen Profiliga, die allmählich das Laufen gelernt hatte.

Maradona wird zweimal richtig teuer

Fortan floss immer mehr Geld im Fußball, was auch den deutschen Transferrekord in die Höhe trieb. Kevin Keegan, 1977 der große Coup des Hamburger SV, ließen sich die Rothosen immerhin 2,3 Millionen Mark kosten. Beziehungsweise 3,5 Millionen Euro im Jahr 2023. In den folgenden zwei Jahren sollte Keegan den Ballon d'Or gewinnen.

Die nächsten beiden Ausgaben gingen 1980 und 1981 an Karl-Heinz Rummenigge, den die Bayern 1984 schließlich an Inter Mailand verkauften, um finanzielle Missstände auszumerzen. Der Stürmer spülte rund elf Millionen Mark in die Münchner Kassen, umgerechnet 12,2 Millionen Euro, wenn man die Inflation berücksichtigt. Fast das Vierfache von Keegan sieben Jahre zuvor, aber nicht einmal die Hälfte von Transfer-Weltrekordler Diego Maradona, der 1984 ebenfalls nach Italien wechselte, was die SSC Neapel - in Richtung Barcelona - 24 Millionen Mark kostete. Beziehungsweise knapp 27 Millionen Euro. Deren 23 die Katalanen aus heutiger Sicht zwei Jahre zuvor an die Boca Juniors gezahlt hatten.

Die Entwicklung war kaum noch aufzuhalten. Auch wenn es weiterhin verhältnismäßige Schnäppchen gab. Etwa mit dem Transfer von Karl-Heinz Riedle begann 1993 bei Borussia Dortmund eine Ära, die nach zwei Meisterschaften 1995 und 1996 im Champions-League-Sieg 1997 gipfeln sollte. Neun Millionen Mark hatte der BVB vor 30 Jahren an Lazio überwiesen, 8,4 Millionen Euro. Oder ein Drittel von Maradona, zehn Jahre nach dessen Weltrekord.

Alan Shearer

In der ersten Saison nach dem Bosman-Urteil hatte Newcastle United den britischen Transferrekord für Alan Shearer mal eben verdoppelt. imago images/Mary Evans

Zur gleichen Zeit bog der Fußball in die Moderne ab, was vor allem an der Einführung der Champions League 1992 oder dem Bosman-Urteil 1995 festzumachen ist. In der neu aufgestellten Premier League pulverisierte Alan Shearer im ersten Sommer nach Bosman den Transferweltrekord: Die 15 Millionen Pfund, die Newcastle United 1996 nach Blackburn überwies, wären heute 33,5 Millionen Euro wert.

Mit dem neuen Jahrtausend begann im Weltfußball auch finanziell eine neue Zeitrechnung. Zinedine Zidane, der in Madrid die Ära der "Galacticos" endgültig ins Rollen brachte, wechselte für 147 Millionen Mark von Juventus Turin zu Real. Halbiert wären das, in der wenig später eingeführten Währung, 73,5 Millionen Euro, die 2023 etwa 115 Millionen wären - grob umrissen, kursierten damals auch noch Angaben in Peseten und Lire.

Bayerns Ribery-Ablöse um fast 50 Prozent gestiegen

Ein anderer Franzose war sechs Jahre später günstiger: Mit Franck Ribery setzte der FC Bayern 2007 ein Zeichen auf dem Transfermarkt - ein 30 Millionen Euro teures Zeichen. 16 Jahre später wären das knapp 43 Millionen gewesen, eine Steigerung von fast 50 Prozent.

Wie explosionsartig sich heuer nicht nur alle Geldsummen im Fußball entwickeln, sondern für sich stehend auch die Inflation, zeigen die beiden Transfer-Ausrufezeichen der vergangenen 15 Jahre. Die 94 Millionen für Cristiano Ronaldo, die Real Madrid 2009 an Manchester United überwies, sind aus heutiger Sicht 128 Millionen schwer - was Reals Verpflichtung von Jude Bellingham für über 100 Millionen Euro in diesem Sommer deutlich übertrifft.

Neymar dürfte noch eine Weile unerreicht bleiben. Schon als er 2017 vom FC Barcelona zu Paris St. Germain wechselte, entbehrte die 222-Millionen-Ablöse jeglicher Verhältnismäßigkeit. Nur sechs Jahre später sind daraus gut 276 Millionen geworden.

Niklas Baumgart

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