Herthas Trainer Jos Luhukay musste aufgrund von mehereren Sperren (Kraft, Kobiashvili, Ben-Hatira) und Verletzungen (Janker, Lasogga, Radjabali-Fardi, Franz, Rukavytsya) kräftig umbauen: Das Tor hütete der umstrittene Sascha Burchert. Ansonsten standen mit Ndjeng, Beichler, Kluge, Knoll und Allagui gleich fünf Neuzugänge in der Startelf.
Auch Paderborns Coach Stephan Schmidt muss im Vergleich zur letzten Saison gehörig umbauen: Die Ostwestfalen verloren mit Proschwitz, Kara, Alushi, Brandy, Gonther und Mohr fast ihren kompletten Stamm, inklusive Trainer Roger Schmidt. Der neue Trainer baute mit Feisthammel, Vrancic und Yilmaz nur drei Neuzugänge ein, ansonsten vertraute er auf ein Gerüst aus der letzten Spielzeit.
Yilmaz aus dem Nichts
Eine längere Findungsphase war nach den personellen Veränderungen bei beiden Mannschaften eigentlich vorprogrammiert. Doch statt sich minutenlang abzutasten, machte sich Berlin die anfänglichen Unsicherheiten sofort zu Nutze und spielte frech nach vorne: Schon in der dritten Minute musste Paderborns Schlussmann Kruse dreimal innerhalb von kürzester Zeit retten. Dass Schiedsrichter Aytekin nachh Bertels Handspiel und dem sogleich folgenden Duell mit Lustenberger jeweils nicht auf Strafstoß für die Gastgeber entschied, war vertretbar (3.).
Danach suchten auch die Gäste hin und wieder den Weg nach vorne und versuchten, die sichtlich nervöse Berliner Abwehrreihe mit Tempodribblings zu knacken. Tormöglichkeiten sprangen dabei aber erst einmal nicht heraus. Stattdessen kam Berlin immer wieder mit gefährlichen Standardsituationen in Tornähe. Spielerisch ließen es beide Klubs an Höhepunkten vermissen.
Mit fortschreitender Dauer verlor die Partie mehr und mehr an Tempo und Spielfluss. Vor allem die Defensive der Ostwestfalen festigte sich mehr und mehr. Die Hauptstädter hatten zwar mehr Ballbesitz, fanden kein Durchkommen mehr. Keine Mannschaft hatte zündende Ideen, um Torraumszenen zu kreieren. Wie aus dem Nichts viel dann doch noch das erste Tor: Meha überlief Schulz am rechten Flügel und schickte Wemmer steil. Der legte von der Grundlinie aus zurück zu Yilmaz, der aus sieben Metern einschob (43.).
Joker Ronny sticht
Der 1. Spieltag
Wer auf einen bedingungslosen Sturmlauf der Berliner im zweiten Durchgang gehofft hatte, wurde zunächst enttäuscht. Paderborn stand machte die Räume eng und verteidigte überraschend hoch. Das fruchtete, denn der Spielaufbau der Hauptstädter wurde so schon früh empfindlich gestört. Das ging aber auf Kosten von Torraumszenen, die nun gänzlich ausblieben. Ein strammer Schuss von Knoll vom linken Strafraumeck zählte zu den besten Chancen. Diese konnte Kruse aber vereiteln.
Luhukay musste reagieren, brachte mit Ramos einen Stoßstürmer (57.) und stellte taktisch von einem 4-2-3-1- auf ein 4-4-2-System um. Wenig später kam auch noch Ronny (60.), um die Offensive weiter zu beleben. Davon spürte man erst einmal nichts. Stattdessen hatten die Gäste das 2:0 auf dem Fuß: Nach einem Konter steckte Yilmaz für Brückner durch, der im Eins-gegen-eins an Burchert scheiterte (63.).
Das sollte sich sofort rächen: Im Gegenzug schirmte Ramos für Ronny ab, der von der Strafraumgrenze mit einem Hammer ins kurze Eck ausgleichen konnte (64.). Luhukay war das nicht genug. Der Trainer schickte mit Wagner den dritten Stürmer aufs Feld (65.). Nun war wieder Spannung im Spiel, weil auch die Ostwestfalen ihre Defensive lockerten und wieder mehr in die Offensive investierten.
Zwei Tore in zwei Minuten
Schlusspunkt einer verrückten Partie: Sami Allagui hämmert den Ball zum 2:2 unter die Latte. Getty Images
So entwickelte sich eine heiße Schlussphase mit Chancen im Minutentakt: Paderborn scheiterte in Person von Yilmaz (71.) und Meha (74., 77., 80.) knapp. Auch bei den Berlinern fehlten nur Zentimeter für den Torerfolg: Ronny (79.), Schulz (81.) und Ramos (82.) verpassten die Führung um Haaresbreite.
In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Hubnik brachte Bertels im Strafraum unglücklich zu Fall und provozierte einen Foulelfmeter (85.): Meha verlud Burchert und traf mit einem Flachschuss ins rechte Eck (86.). Die erneute Führung hatte aber nur kurz Bestand: Ronny donnerte einen 20-Meter-Freistoß auf das Tor. Kruse konnte noch abwehren, war gegen den abstaubenden Allagui dann aber chancenlos (88.). So endete ein verrücktes Fußballspiel 2:2.
Hertha spielt am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) auswärts beim FSV Frankfurt. Paderborn empfängt schon am Samstag (13 Uhr) den VfL Bochum.