Aller schlechten Dinge sind drei - nach zwei Niederlagen in Folge gegen die USA mit personell stark ausgezehrten Teams entging Deutschland beim ersten Länderspiel in der Geschichte des DFB in Rostock dieser abgewandelten Weisheit, zeigte aber Licht und Schatten. Diesmal hatten sich insgesamt 15 WM-Kandidaten aus verschiedenen Gründen abgemeldet, von der Anfangsformation des letzten Länderspiels gegen Israel waren lediglich noch Ramelow, Hamann und Schneider übrig geblieben. Stark trumpften die Spieler auf den Außenpositionen auf. Auch Frings war ein Gewinner, der sich nicht nur mit seinem 4:1 empfahl. Schwankend die Leistungen des Sturmduos Bierhoff und Neuville, die einige klare Chancen versiebten, aber auch erfolgreich waren. Große Probleme hatte dagegen die neu formierte Dreier-Abwehrkette, dort war im zweiten WM-Test besonders Baumann unsicher. Von den beiden Torhütern Rost und Butt hatte keiner Gelegenheit, sich wirklich auszuzeichnen.
Die deutsche Notelf begann sehr engagiert. Ohne das Kreativ- Quartett Ballack, der wegen einer Muskelverhärtung nur auf der Bank saß, Deisler, Scholl und Ricken lief die Spieleröffnung zunächst meist über den defensiveren Hamann und wurde vom weiter vorne postierten Frings fortgeführt. Viele Impulse kamen auch von Schneider, der von der rechten Außenposition häufig in die Rechtsaußen-Position vorrückte und von dort gefährlich flankte, wie auf Neuville, der aber Probleme mit der Ballverarbeitung hatte.
So aber wurde Torhüter Rost beim 0:1 von Mathis kalt erwischt, nach einem schweren individuellen Fehler seines Bremer Teamkollegen Baumann. Der Rückstand führte zu einer Verunsicherung bei der deutschen Mannschaft, zumal sich Ramelow als zentraler Mann der Dreierkette stark um die Abwehrarbeit kümmern musste, weil Baumann sich zu einem ständigen Unsicherheitsfaktor entwickelte. Der verletzte Nowotny interpretiert seine Rolle dort offensiver, ist früher um Überzahlspiel bemüht.
Dies bedingte, dass Gefahrenmomente in der Regel über außen entstanden. Das Pendant des wuseligen Dribblers Schneider auf der anderen Seite hieß Ziege, der meist großflächiger, mit weiten, aber platzierten Flugbällen agierte. Unruhe verbreiteten beide bei Freistößen. Erst traf Schneider die Latte, dann zirkelte Ziege, der erstmals in seinem Leben eine Mannschaft als Kapitän auf den Platz geführt hatte, den Ball präzise zum Ausgleich in den Winkel. Ein patenter Schuss.
Letztlich drückte dieser Treffer einen weiteren Mangel des Völler- Teams aus. Das Sturmduo Bierhoff/Neuville, letztmals beim 0:0 gegen Finnland gemeinsam in der Anfangsformation, präsentierte sich ebenso erfolglos wie an jenem 6. Oktober 2001 und ging mit seinen Chancen lange sehr großzügig um. Erst als das starke Außenduo wegen Zieges leichter Verletzung gesprengt war, wurde auch die Zentrale gefährlicher. Doch, altes Bild: Das 2:1, Neuvilles drittes Länderspieltor, leitete Schneider mit einer Ecke ein; das 3:1, Bierhoffs 33. Treffer im Nationaldress, kurz darauf mit einer Flanke.
Von der Nationalelf berichten Wolfgang Tobien, Hans-Günter Klemm, Jürgen Nöldner und Steffen Rohr