Vor der Länderspielpause hatte sich Heidenheims Trainer Frank Schmidt über ein beachtliches 2:2 bei Borussia Dortmund freuen dürfen, nun wollte der Aufsteiger auf den Tag genau 16 Jahre nach Schmidts Amtsantritt den ersten Dreier in der Bundesliga einfahren. Dafür setzte der 49-Jährige auf eine Doppelspitze sowie eine Doppel-Sechs, der FCH war also in einem flachen 4-4-2 unterwegs. Personell bedeutete dies, dass Föhrenbach und Pieringer Beck und Thomalla auf die Bank verdrängten.
In Bremen hatte man indes nach zwei Niederlagen zum Saisonstart und dem Abgang von Top-Stürmer Füllkrug beim 4:0 über Mainz 05 neues Selbstvertrauen getankt. Wenig überraschend vertraute Coach Ole Werner auf fast dieselbe Elf. Lediglich Woltemade stürmte für Ducksch, der nach seiner Oberschenkelblessur noch nicht für einen Startelfeinsatz infrage kam. Die Anfangsformation zeigte auch auf, dass sich in der Dreierkette Pieper gegen Veljkovic durchgesetzt hatte und Neuzugang Borré auf sein Debüt weiter warten musste. Der Kolumbianer befand sich zumindest auf der Bank wieder, im Gegensatz zu Keita, der nach seiner Adduktorenverletzung nicht im Aufgebot stand.
Der 4. Spieltag in der Bundesliga
Werder auf Anhieb kalt erwischt
Die beiden Teams trafen zwar zum ersten Mal in der Bundesliga aufeinander, zuvor hatte es aber bereits sechs Pflichtspiele zwischen Werder und dem FCH gegeben - und dabei konnte nie das Gast-Team gewinnen. Diese Serie schien sich direkt fortzusetzen, denn Bremen wurde früh kalt erwischt: Jung wehrte einen Beste-Freistoß per Ellenbogen im eigenen Sechzehner ab, Schiedsrichter Patrick Ittrich gab nach VAR-Check Elfmeter, den Kleindienst sicher verwandelte (5.).
Für die Heidenheimer war es ein Start nach Maß. Mit der Führung im Rücken präsentierte sich der Aufsteiger energisch, war gallig und stresste die Hanseaten immer wieder. Werder zeigte sich zwar bemüht, war offensiv aber weitgehend harmlos. Es fehlten schlicht die Ideen im finalen Drittel. Die Schwaben wiederum strahlten etwas mehr Gefahr aus, vor allem über die Flügel. Nennenswerte Abschlüsse sprangen dennoch nicht heraus, Kleindiensts verzogener Schuss aus spitzem Winkel nach Pavlenka-Patzer war da noch das Höchste der Gefühle (27.).
Ex-Bremer setzen die Wirkungstreffer
Umkämpft, aber niveauarm - das war die treffende Beschreibung für dieses Spiel, das in der Schlussphase der ersten Hälfte noch einmal Fahrt aufnahm: Zuerst vergab Stage eine vielversprechende Chance (40.), dann schlug ausgerechnet Werder-Leihgabe Dinkci auf der Gegenseite zu. Dem 2:0 ging ein fast schon amateurhaftes Abwehrverhalten der Bremer Hintermannschaft voraus, die den 21-Jährigen auf dessen Weg zum Tor im Grunde nur begleitet hatte (44.).
Neue Hoffnung: Marvin Ducksch nach dem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2. IMAGO/Jan Huebner
Dass man mit einem 2:0 nicht in sicheren Gefilden ist, wussten die Heidenheimer nicht zuletzt seit dem 2:3 gegen Hoffenheim, als man eben einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hatte. Werder wiederum trat mit drei Neuen nach dem Seitenwechsel an (Ducksch, Veljkovic und Deman kamen für Kownacki, Friedl und Jung). Es dauerte auch nicht lange, ehe ein Joker stach: Traoré verursachte einen Handelfmeter, den Ducksch zum Anschluss nutzte. Der Stürmer scheiterte dabei zwar zunächst an Keeper Müller, staubte dann aber per Kopf ab (49.).
Werder agierte wie ausgewechselt, übte nun viel Druck aus und drängte auf den Ausgleich, den Schmid (52.) und Ducksch (58.) verpassten. Auf der Gegenseite hatte Kleindienst Pech mit einem Pfostentreffer (61.), ehe Deman mit seiner Flanke Weiser im Zentrum fand. Dieser markierte per wuchtigem Kopfball das 2:2 (64.), ehe Borré für Woltemade kam und so sein Werder-Debüt feierte.
So mutig die Bremer sich nun offensiv auch zeigten, hinten blieben sie anfällig. Wie in der 68. Minute, als Beste das Auge für Dinkci hatte und dieser anschließend überlegt flach ins rechte Eck zum 3:2 traf. Werner war sichtlich unzufrieden auf der Bank, das Gefühl dürfte sich etwas später noch gesteigert haben, als Kleindienst drei Mann auf sich zog, klug nach links zu Beste passte, der wiederum nach innen zog und sehenswert mit rechts zum 4:2 traf - der nächste Ex-Bremer hatte getroffen (76.). Das war dann auch zugleich der Wirkungstreffer, von dem sich die Hanseaten in der Folge nicht mehr erholten.
Kommende Woche erwartet die Heidenheimer am Sonntag (LIVE! ab 15.30 Uhr bei kicker) das enorm schwere Auswärtsspiel in Leverkusen. Tags zuvor begrüßen die Bremer den 1. FC Köln zum Topspiel am Samstagabend (LIVE! ab 18.30 Uhr bei kicker).