Bundesliga

Keine Freizeit, ranissimo und eine Schäfer-Nachricht - Christiansens VfL-Start

Sportdirektor Schindzielorz hat verlängert

Keine Freizeit, ranissimo und eine Schäfer-Nachricht - Christiansens VfL-Start

Willkommen in Wolfsburg: Peter Christansen bei seinem ersten öffentlichen VfL-Auftritt.

Willkommen in Wolfsburg: Peter Christansen bei seinem ersten öffentlichen VfL-Auftritt. IMAGO/regios24

Der Mann stürzt sich direkt in die Arbeit. Der Ruf des "hard workers" eilt Peter Christiansen  aus der Heimat voraus, und er bestätigt die Erwartungen sogleich. Als der Däne nach seinen Hobbies gefragt wird, macht er klar: "Ich habe keine freien Stunden." Sein ganzer Fokus gilt nun dem VfL Wolfsburg, bei dem der 49-Jährige erstmals außerhalb Skandinaviens arbeitet. Er kenne die Bundesliga, habe sie schon immer verfolgt, betont er und liefert den Beweis. "Ich habe früher schon ranissimo geschaut." Selbst junge Deutsche kennen die Sat.1-Fußballshow von einst über die Serie A nicht mehr.

Das erste Treffen fand in Hamburg statt

Nun wird die Bundesliga der Alltag von PC, der selbst mal Profi war, ein Linksverteidiger. Die nahezu komplette Manager-Gilde Deutschlands wurde in den vergangenen Monaten nach der Freistellung von Marcel Schäfer gehandelt, vermeintliche Kandidaten wie Fredi Bobic oder Sebastian Kehl wurden zu Favoriten gemacht, angebliche Kontaktaufnahmen wurden in Umlauf gebracht. Die Realität aber sah anders aus. Aufsichtsratsboss Frank Witter, der am Mittwoch neben seinem neuen Sport-Geschäftsführer Platz nahm, und das Präsidium des Kontrollgremiums, hatten immer Christiansen im Visier. Nach der Rettung am drittletzten Spieltag, einem 3:0 über Darmstadt, erfolgte das Kennenlernen. Witter und Christansen trafen sich am 11. Mai in Hamburg, redeten viele Stunden bei viel Kaffee, vertieften die Gespräche später. Und einigten sich.

Als der Anruf kam, wusste ich, dass ich das machen muss.

VfL-Geschäftsführer Peter Christiansen

Nun ist er da, er versteht alles, beantwortet die Fragen auf Englisch, will aber schon bald Deutsch reden. Die Sprache hat er vor vielen Jahren in der Schule gelernt. Als Manager arbeitete er sich hoch. Über Randers und Aarhus, wo er jeweils erst Chefscout und dann Sportdirektor war, zum Boss beim FC Kopenhagen. Dort fiel er schließlich den Wolfsburger Machern auf. Christiansen zählt die Erfolge selbst auf. Champions League mit kleinem Budget, dort zuletzt bis ins Achtelfinale, erfolgreiche Spiele gegen Bayern, Galatasaray und Manchester United. Dann meldete sich Witter. "Als der Anruf kam", sagt der Manager, "wusste ich, dass ich das machen muss."

Nun geht es ans Kennenlernen. Was er vorlebt, erwartet er auch von den Mitarbeitern und Spielern. "Harte Arbeit und Loyalität gegenüber dem Klub, der Stadt, dem Team und dem Trikot." Aufsichtsrat Witter weiß um die Versäumnisse der vergangenen Jahre. "Wir haben es nicht geschafft, Konstanz in die Leistungen zu bringen." Dafür ist jetzt Christiansen da. "Ich will erfolgreich sein", betont der neue Sportboss, "auch hier. Wir können besser performen." An der Philosophie, die er  in Kopenhagen verfolgt hat und die sich auch der VfL auf die Fahnen schreibt, will der Däne nichts verändern. Junge Spieler holen, diese entwickeln, "das bleibt die Idee". Auch die Akademie soll in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, die Durchlässigkeit der Talente war in den vergangenen Jahren beim VfL und anders als in Kopenhagen arg überschaubar.

Sportdirektor Schindzielorz bleibt und verlängert

Christiansen präsentiert sich direkt als Teamplayer. Mehrfach spricht er von Sebastian und Ralph. Schindzielorz und Hasenhüttl, Sportdirektor und Trainer. Mit ihnen hat er sich in Kopenhagen getroffen, Gedanken und Vorstellungen übereinandergelegt. Gerade die Personalie Schindzielorz ist speziell, galt doch auch der 45-Jährige als Kandidat für die Schäfer-Nachfolge. Am Mittwoch verkündet der VfL die Vertragsverlängerung mit dem Ex-Bochumer. "Ich bin sehr glücklich, dass er bleibt", betont Christiansen und streicht heraus: "He's a hard working guy." Ein harter Arbeiter, das schätzt er.

Nach den vielen prominenten deutschen Vorgängern, Felix Magath gewann 2009 die Meisterschaft, es folgten namhafte Manager wie Armin Veh, Dieter Hoeneß, Klaus Allofs, Jörg Schmadtke und eben Marcel Schäfer, setzt der VfL nun erstmals auf einen Ausländer. "Peter steht für Erfolg, er brennt dafür", begründet Boss Witter die Wahl. "Er steht für die Werte des VfL."

"Eine nette Nachricht" von Vorgänger Schäfer

Das stand auch Vorgänger Schäfer, dessen Abgang zu RB Leipzig seit dieser Woche offiziell ist. Der 40-Jährige, berichtet Christiansen, habe ihm "eine nette Nachricht geschrieben", er selbst habe nett geantwortet. Die offizielle Übergabe in Wolfsburg, wo sich an den Zielen nichts ändert. Der VfL will um die internationalen Plätze mitspielen. "Ich wüsste nicht", sagt Christiansen, "warum das nicht so sein sollte." Klare Ansage, nun folgt die harte Arbeit.

Thomas Hiete