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NFL: Hurts "blamiert", 49ers fehlerbehaftet - und im Verletzungspech

San Francisco bangt um drei Offensiv-Stars

Hurts "blamiert", 49ers fehlerbehaftet - und im Verletzungspech: Weckruf für die Top-Teams

Drei Interceptions: Jalen Hurst stellt gegen die Jets seinen persönlichen Negativ-Rekord ein.

Drei Interceptions: Jalen Hurst stellt gegen die Jets seinen persönlichen Negativ-Rekord ein. IMAGO/USA TODAY Network

In Miami knallten am Sonntagabend wahrscheinlich wieder die Sektkorken. Denn mittlerweile steht fest: Auch nach 51 Jahren bleibt der Rekord der 1972er Dolphins bestehen. Damals marschierte das Team um den legendären Head Coach Don Shula ungeschlagen durch die NFL-Saison, feierte 14 Siege in 14 Regular-Season-Spielen und drei Siege in drei Play-off-Partien mit dem Gewinn des Super Bowl VII als Krönung.

Keine einzige Niederlage in einer Saison - das schaffte kein anderes Team. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, das Dolphins-Team von damals käme seither jedes Jahr zusammen, um eine Flasche Champagner zu köpfen, sobald das letzte ungeschlagene Team der Saison eine Niederlage kassiert.

"Das fing an, weil Bob Griese, Nick Buoniconti und ich alle in derselben Straße wohnten. Immer, wenn das letzte Team geschlagen wurde, haben wir eine Flasche Champagner zum Feiern besorgt", erklärte der frühere Dolphins-Safety Dick Anderson 2022 im "Guardian". Nach dem Umzug seiner ehemaligen Teamkollege habe das alljährliche Champagner-Trinken zwar nachgelassen, aber "ich habe immer noch ein großes Grinsen im Gesicht, wenn das letzte ungeschlagene Team ein Spiel verliert."

Mahomes und Hurts mit Problemen gegen die Jets-Defense

Und damit wären wir wieder am Sonntagabend angekommen. Als knapp eine Minute vor Schluss der lange Pass von Eagles-Quarterback Jalen Hurts beim vierten Versuch von der Defense der New York Jets zu Boden geschlagen wurde, stand der 20:14-Sieg für die Jets und damit die erste Niederlage für Philadelphia fest. Die Eagles waren zu diesem Zeitpunkt das letzte noch ungeschlagene Team der Liga.

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Es war nicht nur die erste Saisonniederlage der Eagles, sondern auch die erste Niederlage gegen die Jets überhaupt in der Franchise-Geschichte. "Sie stehen jetzt nicht mehr bei 12:0", jubelte Robert Saleh, der Head Coach der Jets, in Anspielung auf die bisherigen zwölf Duelle der beiden Franchises.

Und Saleh wusste, bei wem er sich für diesen Erfolg zu bedanken hatte: "Ich bin sehr stolz auf unsere Defense und ihre Entschlossenheit. In den ersten sechs Wochen hatten wir einen Spießrutenlauf gegen gute Quarterbacks. Ich weiß, dass wir nicht alle Spiele gewonnen haben, aber wir haben alle blamiert."

Gegen die Jets-Defense hatte in den vergangenen Wochen bereits Patrick Mahomes so seine Mühe (203 Yards, ein Touchdown, zwei Interceptions beim 23:20-Sieg der Chiefs), nun traf es Hurts. Der 25-Jährige beendete den Tag mit 280 erworfenen Yards, seinem einen Touchdown durch die Luft (und einem am Boden) standen jedoch drei Interceptions gegenüber - nie hatte er in seiner NFL-Karriere mehr in einem Spiel.

"So viele Fehler": Hurts nach Niederlage frustriert

Darunter war auch ein kostspieliger Fehler knapp zwei Minuten vor dem Ende, als sein Pass bei einer 14:12-Führung der Eagles von Tony Adams abgefangen wurde und die Jets-Offense kurz darauf den siegbringenden Touchdown erzielte. Phillys Offensive dagegen brachte in den letzten sieben Ballbesitzen keinen einzigen Punkt mehr aufs Scoreboard.

Wenn du vier Turnover mehr hast als dein Gegner, dann wirst du nicht allzu viele Spiele gewinnen.

Nick Sirianni

"Du schaust dir das Spiel an und siehst so viele vergebene Möglichkeiten und so viele Fehler", bilanzierte Hurst nach der Partie. "Du hast es in gewisser Weise hergeschenkt." Und angesprochen auf die insgesamt vier Ballverluste seiner Offense - D’Andre Swift unterlief ein Fumble - erklärte Head Coach Nick Sirianni: "Wenn du vier Turnover mehr hast als dein Gegner, dann wirst du nicht allzu viele Spiele gewinnen."

Die Eagles richteten allerdings schnell den Blick nach vorne. "Das ist für uns eine Möglichkeit, weiter zu wachsen", meinte Hurts. "Die richtig Guten drehen eine negative Situation in etwas Positives." Kommende Woche steht das Duell mit den Miami Dolphins auf dem Programm, sicherlich keine leichte Aufgabe. Beide Teams stehen aktuell bei fünf Siegen und nur einer Niederlage. Ob dann Lane Johnson dabei sein wird, ist allerdings noch offen. Der Right Tackle verletzte sich gegen die Jets am Knöchel und konnte nicht weiterspielen.

49ers: Sorgen um Samuel und McCaffrey

Verletzungssorgen ist auch ein Thema bei den San Francisco 49ers, das zweite, vor Week 6 ungeschlagene Team, das mittlerweile eine Niederlage in den Büchern stehen hat. Beim 17:19 gegen die Cleveland Browns mussten die beiden Offensiv-Stars Deebo Samuel und Christian McCaffrey verletzungsbedingt das Spiel vorzeitig verlassen.

Samuel verletzte sich an der Schulter, bei McCaffrey handelt es sich wohl um eine Verletzung am Bauchmuskel oder an den Rippen. "Wir wissen noch nichts", hielt sich Head Coach Kyle Shanahan auf der Pressekonferenz nach der Partie bedeckt, am Montag sollen weitere Untersuchungen folgen. Zudem ist Left Tackle Trent Williams angeschlagen (Knöchel). Zwar konnte der 35-Jährige das Spiel beenden, er war aber sichtlich eingeschränkt und verließ das Stadion in einem Spezialschuh.

Ohne die beiden vielseitigen Offensiv-Waffen hatte die 49ers in Cleveland Probleme, unter anderem gegen den guten Pass Rush der Browns. Quarterback Brock Purdy kam bei seiner ersten Regular-Season-Niederlage als NFL-Starter gerade mal auf 125 Yards (12/27 Passversuche) bei einem Touchdown und einer Interception, dreimal wurde er gesackt.

"Sie sind sehr gute Playmaker, das tut weh", reagierte Purdy auf den Ausfall seiner beiden Teamkollegen. "Aber gleichzeitig haben wir viele Jungs, die reinkommen und ebenfalls Plays machen können. Das muss ich auf meine Kappe nehmen, dass ich den Jungs mehr helfen muss. Ich muss im Huddle besser mit ihnen kommunizieren, welche Plays sie zu erwarten haben."

Das Motto: Aus Fehlern lernen

Dennoch hatte San Francisco Chancen, das Spiel zu gewinnen. Beispielsweise in Person von Rookie-Kicker Jake Moody, der in den letzten Sekunden allerdings ein Field Goal aus 41 Yards verpasste. Auch eine diskutable Flagge der Referees sorgte für Diskussionen. Am Ende müssen sich die 49ers die Niederlage aber selbst zuschreiben. "Wir sind alle Menschen und wir machen Fehler", relativierte Fullback Kyle Juszczyk. "Fehler zu machen hat aber auch etwas Gutes, denn du lernst daraus mehr als aus Erfolgen."

Zu lernen gab es einiges: "Wir haben viel zu viele Fehler in der Offensive gemacht", sagte Shanahan, der sich ebenfalls in Sachen Playcalling Vorwürfe gefallen lassen muss. "Nachdem wir die Jungs wegen Verletzungen verloren haben, mussten wir ein wenig hin und her wechseln und wir waren dafür nicht bereit." Verletzungen aber gehören in der NFL dazu. "Die Saison ist lang, damit musst du umgehen können", meinte Nick Bosa, der eine verdiente Niederlage seines Teams sah. Vielleicht war es ein Weckruf genau zur richtigen Zeit.

pja

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