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Purdy und die 49ers verlieren erstmals - Dolphins explodieren nach Rückstand inklusive Handy-Salto

NFL, Week 6: Falcons-Quarterback Ridder zerstört seine Heimserie

Purdy und die 49ers verlieren erstmals - Dolphins explodieren nach Rückstand inklusive Handy-Salto

Jubelnde 49ers-Spielverderber: Die Cleveland Browns haben San Francisco die erste Saisonniederlage zugefügt.

Jubelnde 49ers-Spielverderber: Die Cleveland Browns haben San Francisco die erste Saisonniederlage zugefügt. Getty Images

Rauferei, Regen, Drama: Browns ziehen Niners den Zahn

Laut kicker-Experte Adrian Franke gehört Brock Purdy "noch nicht in die Top 10" der besten NFL-Quarterbacks. Im Ranking aufgestiegen ist der Spielmacher der San Francisco 49ers an diesem Sonntag auch nicht, schließlich wurde ihm und seinem von Kyle Shanahan angeleiteten Team der erste Stolperstein in den Weg gelegt. Und in der Tat, die Niners taten sich schwer, litten, stolperten - und fielen. Am Ende stand durch das knappe 17:19 bei den Cleveland Browns die erste Saisonniederlage nach 5:0-Start zu Buche - und Purdy selbst verlor damit erstmals als Starting Quarterback ein Regular-Season-Spiel (zuvor zehn Siege aus zehn Partien).

Da half letzten Endes auch der zu Beginn erreichte Touchdown von Allzweckwaffe Christian McCaffrey nicht, der damit zum 15. Mal in Folge mindestens einen Score verbuchte - eingestellter NFL-Rekord. Vielmehr erwiesen sich die heimischen Browns als echter Gegner auf Augenhöhe, ausgestattet mit fieser Defense und dem Willen, San Francisco eben erstmals in dieser Regular Season zu Boden zu bringen.

Das ging schon beim gemeinsamen Aufwärmen im verregneten Stadion los, als sich viele Spieler in die Haare bekommen hatten und erst durch den Einsatz von "Bär" Trent Williams wieder etwas Ruhe Einzug fand. Ruhe war dafür nicht das Wort für 49ers-Spielmacher Purdy, der zwar einen Touchdown-Pass verbuchen sollte - ansonsten aber mit seiner ersten Interception in dieser Saison und nur mageren 125 Yards einen gebrauchten Tag erlebte. Drei Sacks inklusive. Bis kurz vor Spielschluss hatte der "Mr. Irrelevant" des NFL-Drafts 2022 im gesamten zweiten Durchgang nur ein (!) Yard mit Pässen erreicht - und eben die eine Interception. Das lag aber auch daran, dass neben einem am Knöchel angeschlagenen O-Liner Williams im Verlauf auch Aushängeschild McCaffrey (Bauchmuskel) und Deebo Samuel (Schulter) angeschlagen wegbrachen.

Auf der anderen Seite ließ Cleveland zudem schlicht nie locker, hatte trotz zweier Picks von Quarterback P.J. Walker (192 Yards, kein TD) stets Antworten etwa durch die Running Backs Jerome Ford (84 Yards) und Kareem Hunt (47 Yards, ein TD) parat - und ging nach insgesamt vier Field Goals von Kicker Dustin Hopkins bis 1:40 Minuten vor Ende nach anfänglichem 0:10-Rückstand in Führung. Diese war auch erreicht worden, weil sich die Niners ein paar Flaggen geleistet hatten - mindestens eine davon diskutabel. Doch noch etwas passierte: Mit den letzten Sekunden auf der Uhr arbeiteten sich die Gäste aus Kalifornien nochmals vor, doch hier versagten Rookie-Kicker Jake Moody aus 41 Yards die Nerven.

Beginn verschlafen? Egal! Dolphins überrollen die Panthers

Im heimischen Hard Rock Stadium vor 65.529 Fans verfielen die offensivgewaltigen Dolphins anfangs offenbar in den Modus: "Wir spielen gegen die noch sieglosen Panthers ... Wir sind sowieso zu stark ... Wird schon werden, oder?" Wurde es zunächst nicht: Denn angeführt von First Overall Pick Bryce Young (217 Yards, ein Touchdown, keine Interception) erwischte Carolina den Favorit aus Miami auf dem komplett falschen Fuß und führte nach Lauf von Running Back Chuba Hubbard und Catch von Adam Thielen nach Viertel eins überraschend mit 14:0.

Das sollte allerdings der Weckruf für die Fins sein, die in der Folge ihre Muskeln - und vor allem wieder ihre Schnelligkeit - spielen ließen. Quarterback Tua Tagovailoa sammelte bis zum Ende 262 Passing Yards und erreichte gleich drei Touchdown-Pässe auf seinen abermals überragenden Star-Receiver Tyreek Hill, auf den ebenfalls pfeilschnellen Jaylen Waddle und auf Läufer Raheem Mostert.

Mostert war aber für noch mehr das Stichwort: Der 31-Jährige agierte nicht nur zwischenzeitlich als Receiver, in seinem Hauptberuf als Running Back spulte er 115 Yards ab und rannte zwei weitere Male in die Endzone - drei Total TDs für ihn also an diesem Tag. Am Ende stand so ein klarer 42:21-Sieg zu Buche, da machte auch ein Pick Six vom für den geschonten Tagovailoa gekommenen Ersatz-QB Mike White nichts mehr aus. Vielmehr verbesserten die Dolphins somit ihren ohnehin schon verrückten NFL-Punkteschnitt von 36,2 auf 37,1 pro Spiel.

Tyreek Hill

Hob zwischendurch mit dem Handy zum Salto ab: Dolphins-Star Tyreek Hill. Getty Images

Außerdem avancierte Hill mit seinen 163 Receiving Yards zum ersten Spieler der NFL-Geschichte, der in seinen ersten sechs Saisonspielen viermal mindestens 150 Yards in dieser Kategorie abriss. Das musste natürlich gefeiert werden, was der 29-Jährige nach seinem zwischenzeitlichen Touchdown auch tat. Er rannte zu einem Fan, schnappte sich dessen Handy, stellte die Kamera auf Video ein - und drehte einen Clip, wie er mit dem Gesicht in der Linse einen Salto schlug. Die anschließende Flagge und Geldstrafe, die es dafür geben wird, wird er bestimmt verschmerzen können.

Für die nun bei 0:6 stehenden Panthers bedeutete diese Niederlage in Florida übrigens den schwächsten NFL-Saisonstart seit 1998.

Muss Ridder bald weichen?

Mit einer 31:0-Bilanz in seiner College- und NFL-Karriere war Desmond Ridder ins Heimspiel seiner Falcons gegen die Washington Commanders gegangen - und machte sich dabei diese starke Serie selbst kaputt. Denn während auf der anderen Seite Hauptstadt-Quarterback Sam Howell mit 151 Yards und drei Touchdown-Pässen (kein Pick) solide ablieferte, leistete sich Atlantas Spielmacher abgesehen von ordentlichen 307 Yards plus zwei TDs satte drei Interceptions. Und teils wilde noch dazu, die eben die Siegchance kosteten. So etwa am Ende, als erst mit einem Spike die Uhr angehalten worden war - nur um dann kurz vor der Delay-of-Game-Strafe die letzte Auszeit nehmen zu müssen und um im Anschluss mit der letzten der drei Interceptions auch den letzten Hoffnungsschimmer in Rauch aufgehen zu sehen.

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Das führte in den US-Medien sofort zu verstärkten Spekulationen, ob der in Heimspielen fortan bei 31:1 stehende Ridder noch die richtige Wahl ist - erst recht für die fernere Zukunft. Insgesamt erlaubte sich der 24-Jährige in dieser Saison schon viele weitere Fehler und steht mit seinem eigentlich stark aufgestellten und vor allem auf bärenstarkes Laufspiel ausgerichtete Team "nur" bei 3:3 - wie eben auch Washington nun, die mit diesem 24:16 nach zuletzt drei Niederlagen am Stück wieder in die Bahn fanden.

Was war sonst noch los?

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Zu einem mit Spannung erwarteten Schlagabtausch war es in Cincinnati gekommen, wo es die schwach gestarteten Bengals mit den zuletzt spielfreien Seattle Seahawks (3:2) zu tun bekamen - und ihre Bilanz letztlich mit einem hart erarbeiteten 17:13 auf 3:3 aufbesserten. Schlüssel war dabei neben Quarterback Joe Burrow (185 Yards, zwei TDs, eine Int.) die Defense, die zwar einige Plays zuließ, am Ende aber ihren Mann stand und Hawks-Spielmacher Geno Smith (323 Yards, kein TD) zweimal pickte.

57 Punkte durfte die Fans in Jacksonville, Florida bestaunen - besser verteilt für die heimischen Jaguars (4:2), die nach ihren beiden erfolgreichen London-Gastspielen ein 37:20 gegen die Indianapolis Colts (3:3) eintüteten. Ein von manchen vermuteter "London hangover" war dabei nicht zu spüren: Trevor Lawrence erreichte abgesehen von einer Interception zwei Touchdown-Pässe, Läufer Travis Etienne spurtete zweimal in die Endzone und die Defense schenkte Gardner Minshew drei Picks plus Fumble ein.

Auch ohne seinen Star-Receiver Justin Jefferson (mehrere Wochen verletzt) führte Kirk Cousins seine Minnesota Vikings (2:4) zum wichtigen zweiten Saisonsieg bei NFC-North-Rivale Chicago (1:5). Dabei reichten dem Routinier 181 Passing Yards und ein Touchdown-Pass, auch weil Jordan Hicks bei einer Fumble Recovery über 42 Yards bis in die Endzone sprintete und auf der anderen Seite zwischenzeitlich Bears-Quarterback Justin Fields (58 Yards, kein TD, eine Int.) mit einer Verletzung an der rechten Hand verletzt ausgefallen war.

C. J. Stroud

Erlaubte sich seine erste Interception, fuhr aber dennoch den dritten Texans-Saisonsieg ein: Rookie C. J. Stroud. Getty Images

Zu guter Letzt noch das Heimspiel der überraschend gut gestarteten Texans (3:3) gegen die Saints (3:3), wo eine starke Serie ihr Ende finden sollte. Houstons starker Quarterback C. J. Stroud leistete sich früh in der Partie seine allererste NFL-Interception - nach zuvor 191 Pässen ohne (neuer NFL-Rookie-Rekord). Doch schon direkt im Anschluss standen seine Teamkollegen für ihn ein, schnappten sich das "Ei" via Fumble Recovery - und alle zusammen sorgten am Ende des Tages für einen 20:13-Erfolg gegen New Orleans um Derek Carr (353 Yards, ein TD, eine Int.). Stroud selbst half dabei fleißig mit, schaffte noch zwei Touchdown-Pässe. Die Defense von Rookie-Cheftrainer DeMeco Ryans - in der Offseason als Defensive Coordinator von den San Francisco 49ers gekommen - hielt die Saints spät erfolgreich ab.

mag

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