Grund zur Freude gab es bei beiden Fanlagern bereits rund eine Stunde vor dem Anpfiff nach der Veröffentlichung der Aufstellungsbögen: Die jeweiligen Superstars Mbappé (Nasenbeinbruch) sowie Lewandowski (Oberschenkelverletzung) kehrten in die Startelf zurück.
Zunächst hingen die beiden Kapitäne allerdings ein wenig in der Luft: Dies resultierte aus Polens taktischer Ausrichtung - die Bialo-Czerwoni standen tief in der eigenen Hälfte - und dem zu behäbigen Ballbesitzspiel der Franzosen. Trotzdem näherten sich die Teams in der Anfangsphase jeweils einmal an: Maignan parierte Zielinskis Distanzschuss (6.) und Theo scheiterte auf der Gegenseite an Skorupski (11.) - der Szczesny-Vertreter war neben Moder, Urabnski, Szymanski und eben Lewandowski nach der 1:3-Niederlage gegen Österreich und dem damit feststehenden EM-Aus in die Anfangsformation gerückt.
EM - 3. Spieltag, Gruppe D
Ab der 15. Minute trauten sich die Polen etwas mehr zu - und wären dafür beinahe prompt bestraft worden: Dembelé ließ einen sauber vorgetragenen Konter ungekrönt (19.). Dass die erste Großchance aus einem Gegenstoß hervorging, stand sinnbildlich für das Spiel der Equipe Tricolore. Sobald die Polen in ihrer Grundordnung standen, fehlten den favorisierten Franzosen die Ideen.
Privatduell zwischen Skorupski und Mbappé
Dies lag auch am defensiv aufgestellten Dreiermittelfeld, welches aus Rabiot, Kanté und Tchouameni bestand. Es fehlte ein Spieler wie Griezmann, der zwischen den Linien anspielbar war. Didier Deschamps hatte den 33-Jährigen, den Barcola ersetzte, genau wie Thuram im Vergleich zum 0:0 gegen die Niederlande auf die Bank beordert.
In der letzten Viertelstunde des ersten Durchgangs rückten schließlich die Superstars in den Mittelpunkt. Da Lewandowski knapp vorbei köpfte (34.) und Mbappé zweimal an Skorupski scheiterte (42., 45.), ging es torlos in die Kabinen.
Lewandowski trifft im zweiten Versuch
Nach Wiederanpfiff ging das Privatduell zwischen Mbappé und dem Keeper weiter. Zunächst wieder mit dem identischen Sieger (49.). Doch sieben Minuten später durfte der Stürmer "endlich" sein erstes EM-Tor bejubeln. Er versenkte einen vom Aktivposten Dembelé herausgeholten Strafstoß - Kiwior hatte den Außenspieler gefoult - sicher.
Der Schock saß bei den Polen tief. Zwar konnte die Elf von Deschamps anschließend die Führung ohne Probleme verteidigen, zwingend aufs 2:0 ging sie aber nicht - dafür bekamen die Franzosen die Quittung. Nach Ansicht der Videobilder zeigte Schiedsrichter Marco Guida aufgrund eines Fouls von Upamecano an Swiderski erneut auf den Punkt. Lewandowski übernahm Verantwortung, scheiterte aber zunächst an Maignan. Da sich der Torhüter zur früh von der Torlinie bewegt hatte, durfte der Angreifer nochmals ran. Der zweite Versuch saß dann (79.).
Erleichterung: Robert Lewandowski nutzte seinen zweiten Versuch vom Punkt zum 1:1. IMAGO/BSR Agency
Euphorisiert vom Ausgleich wollten die Polen auch noch das 2:1 zu schießen. Trotz aller Bemühungen musste Maignan allerdings nicht mehr ernsthaft eingreifen. In der Schlussphase kam Les Bleus ebenfalls nochmals etwas auf. Doch zu mehr als Girouds abgeblockten Schuss reichte es nicht mehr (85.), sodass es beim 1:1 blieb.
Mit einem Punkt zum Abschluss ist die polnische EM-Reise bekanntlich vorbei. Frankreich hingegen beendete die Gruppe aufgrund des 3:2 von Österreich gegen die Niederlande im Parallelspiel auf dem zweiten Platz. Im Achtelfinale trifft Les Blues am Montag ab 18 Uhr auf den Zweitplatzierten aus Gruppe E (Rumänien, Belgien, Slowakei oder Ukraine).