DFB-Pokal

Ein Einlauf als Hilfe: Wie Tel die Bayern schon jetzt begeistert

Trainer und Mitspieler loben den Neuzugang aus Frankreich nach Startelf-Debüt

Ein Einlauf als Hilfe: Wie Tel die Bayern schon jetzt begeistert

Er will noch deutlich höher hinaus: Mathys Tel.

Er will noch deutlich höher hinaus: Mathys Tel. imago images

Als erster Bayern-Spieler kam Mathys Tel am späten Mittwochabend frisch geduscht aus der Kabine, bereit für den Heimweg nach München. Der Teenager, der sich bei seinem Startelf-Debüt leicht am Knöchel verletzt hatte, versicherte grinsend: "Alles gut." Keine Probleme, weiter geht's. Denn wenn es für ihn so weitergeht, kann er die forsche Forderung seines Trainers vielleicht sogar erfüllen.

In der Sommervorbereitung in den USA hatte Julian Nagelsmann vom 20 Millionen Euro teuren Franzosen geschwärmt und gemeint, Tel könne eines Tages wie Robert Lewandowski 40 Tore erzielen. Fürs Erste würde aber auch ein Viertel genügen: "Wenn er diese Saison zehn Tore schießt, sind wir alle glücklich." Tel, wohl gemerkt, war für Stade Rennes gänzlich ohne Profi-Treffer geblieben.

Ich fand es sehr beeindruckend, wie selbstbewusst er war.

Leon Goretzka über Tel

Beim Pokalspiel in Köln gegen Drittligist Viktoria feierte der Angreifer genau wie Noussair Mazraoui und Ryan Gravenberch sein Startelf-Debüt für die Bayern, begann auf der linken Zehner-Position hinter Superstar Sadio Mané und machte früh mit Dribblings und einem ersten Abschluss auf sich aufmerksam. Die Krönung folgte kurz vor der Pause, als Tel traumhaft von links nach innen bog und den Ball ins lange Eck schlenzte.

Mit 17 Jahren und 126 Tagen avancierte er zum jüngsten Pflichtspieltorschützen des FCB und überholte Jamal Musiala (17 Jahre, 205 Tage). "Ich fand es sehr beeindruckend, wie selbstbewusst er war", lobte Comebacker Leon Goretzka seinen zehn Jahre jüngeren Teamkollegen. "Für so einen jungen Burschen, der das erste Mal bei Bayern von Anfang an spielt, ist das nicht selbstverständlich. Da hat er einen guten Einstand gefeiert."

Freche Gangart, bodenständiges Auftreten

Schon in seinen ersten Trainingseinheiten wusste Tel zu überraschen, begeisterte mit seiner frechen Gangart und einem dennoch bodenständigen Auftreten. Matthijs de Ligt staunte schnell: "Man sieht, dass er ein riesiges Talent ist, dass er eine gute Technik hat, schnell und abgezockt vor dem Tor ist."

Nagelsmann gefiel der Mut ebenfalls, gleichwohl merkte der Trainer an, dass es Tel manchmal übertreibe: "Da ist das Gute, dass die Team-Hygiene so ist, dass ihm die anderen auch mal einen Einlauf geben, wenn er abspielen soll. Er ist ein sehr guter Dribbler, hat eine sehr gute Technik, hat gute Bewegungen mit dem Ball am Fuß."

In Köln hat es Tel nicht übertrieben, auch wenn er noch eine Großchance vergab und einen Konter etwas leichtfertig verspielte. Einem 17-Jährigen wird das eben auch mal zugestanden. "Wenn er seine sehr gute Technik paart mit der notwendigen Seriosität wie heute, dann ist er ein sehr, sehr guter Spieler." Der seine Einsätze bekommen wird, aber eben auch geduldig sein muss angesichts der hochkarätigen Konkurrenz. "Er brennt jeden Tag", freut sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Er ist sehr ehrgeizig, gierig, fleißig und hat eine Top-Mentalität."

Tel schuftet auch an freien Tagen

Auch an freien Tagen schufte Tel an der Säbener Straße, verriet Salihamidzic. "Das sehen wir gerne hier in Deutschland. Und ich sehe das auch gerne. Wenn er so weitermacht, dann hat er eine große Zukunft vor sich."

Weiter geht es am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Union Berlin, wo Tel sich erst einmal wieder auf der Bank wiederfinden wird. "Es ist mit 17 nicht so leicht, Stammspieler bei Bayern zu werden", merkt Nagelsmann an. "Aber er ist ein Spieler, den wir brauchen, deswegen haben wir ihn geholt."

Und neue Rekorde winken bereits: Tel, der jüngste Pokalspieler der Bayern seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965, könnte beim Auftakt in Mailand gegen Inter der jüngste Münchner Profi werden, der jemals in der Champions League zum Einsatz kam. Nagelsmann nimmt es so locker wie möglich: "Wir freuen uns auf seine weitere Entwicklung."

Mario Krischel