Bundesliga

Die VfB-Bosse tagen: Letzte Chance für Matarazzo?

Stuttgart unter Zugzwang

Die VfB-Bosse tagen: Letzte Chance für Matarazzo?

Hält sich seit über 1000 Tagen im Amt - aber wie lange noch? VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.

Hält sich seit über 1000 Tagen im Amt - aber wie lange noch? VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. IMAGO/Sven Simon

Der 1. FC Union, diese Prognose darf man ohne allzu großes Risiko wagen, wird nicht mehr der Lieblingsgegner des VfB Stuttgart. Da gibt es diese Vorgeschichte mit der Relegation 2019, die die Cannstatter in die Zweitklassigkeit stürzen ließ. Garniert mit der Vorgeschichte der Vorgeschichte, dass der damalige VfB-Präsident Wolfgang Dietrich Jahre zuvor ausgerechnet jenen Quattrex-Fonds mit ins Leben gerufen hatte, der den Köpenickern erst die Millionen für einen aufstiegstauglichen Kader zur Verfügung stellte.

Und nun gibt es da diese aktuelle Geschichte und die geht so: Nach Jahren der Trainerwechsel haben sie in Stuttgart in Pellegrino Matarazzo endlich wieder einen Fußballlehrer gefunden, der fachlich gut ist und den alle sehr mögen. Der sich seit über 1000 Tagen im Amt hält und somit Kontinuität ins stürmische Schwaben brachte. Und ausgerechnet dessen Job hängt nun mehr denn je am seidenen Faden. Weil Union Berlin ein Union-Berlin-Spiel machte am Sonntagabend in Stuttgart. Bieder, aber bissig, hinten meist sehr aufmerksam und im entscheidenden Moment zur Stelle in Person von Paul Jaeckel nach einer Ecke.

Dieses 0:1 (0:0), das der VfB am Ende nach einer Gelb-Roten Karte gegen Serhou Guirassy in Unterzahl zu Ende spielen musste, bringt nun Matarazzo unter heftigen Druck. Manch einer sah in den Aussagen des 44-Jährigen nach dem Spiel bereits eine Art Rücktritt, weil er mit Blick auf das Kellerduell am Samstag gegen den VfL Bochum (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zu Protokoll gab: "Ich bin sehr optimistisch, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen kann und wird, unabhängig davon, wer auf der Bank sitzt."

Die Bosse tagen - Wehrle, auch Berater Khedira

Allerdings konkretisierte Matarazzo auf die Nachfrage, ob er nicht mehr damit rechne, dass er dann auch noch VfB-Trainer sei: "Nein, ich meinte damit, dass es nicht um mich geht. Ich mache mir keine Gedanken, was meine Zukunft betrifft." Eine klare Botschaft, dass der Coach nicht hinwerfen wird. Die jedoch auch eine gewisse Nachdenklichkeit beinhaltet.

Nachdenklich wirkte auch Sven Mislintat. "Gut gespielt, nicht das richtige Ergebnis eingefahren. Das ist leider in sieben von neun Spielen eher der Fall als umgekehrt", bilanzierte der Sportdirektor, der das anstehende Duell mit Bochum als "schon eine Art Pflichtsieg" beschrieb. Momentan tagen die Bosse an der Mercedesstraße. Vorstandschef Alexander Wehrle, dessen Berater Sami Khedira. Möglich, dass auch Sportkoordinator Markus Rüdt zugeschaltet wird, vor Ort ist ganz gewiss auch Mislintat.

Mislintat: "Ihr wisst, ich lieb den Rino, am Ende müssen auch wir liefern"

Der hatte noch spät am Sonntagabend in den Katakomben der Cannstatter Arena von einer "Diskrepanz zwischen Leistung und Ergebnissen" gesprochen und davon, dass "wir das irgendwann mal bewerten müssen". Was eher nach einem Aus für Matarazzo klingt. Andererseits unterstrich der 49-Jährige auch: "Rino genießt bei uns volles Vertrauen. Die Spielleistung und die ganze Woche davor rechtfertigen das." Das passt zu kicker-Informationen, wonach man Stand vor dem 0:1 eigentlich gewillt war, Matarazzo noch das Bochum-Spiel als letzte Chance zu geben. Demnach hätte einzig und allein ein Debakel gegen Union an diesem Vorgehen etwas geändert.

Doch nun scheint es Gespräche zu geben mit offenem Ausgang. Eine Jobgarantie wollte Mislintat seinem Coach jedenfalls unmittelbar nach der bitteren Niederlage nicht ausstellen: "Das ist nicht meine alleinige Entscheidung, dazu gehören mehrere Köpfe. Wir müssen realistisch sein. Ihr wisst, ich lieb den Rino, Vertrauen und Rückendeckung sind da. Am Ende müssen auch wir liefern." Was das bedeute, konnte der Manager aber auch nicht konkret in Worte fassen. Offenbar kann es momentan in beide Richtungen gehen.

Benni Hofmann