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Die EM sollte aufgestockt werden - auch wenn es wehtut

Kommentar

Die EM sollte aufgestockt werden - auch wenn es wehtut

Ungarn hat das EM-Achtelfinale verpasst - erfuhr davon aber erst Tage nach dem letzten Auftritt.

Ungarn hat das EM-Achtelfinale verpasst - erfuhr davon aber erst Tage nach dem letzten Auftritt. picture alliance / Matthias Koch

"A C D E 3.E 3.D 3.C 3.A" steht in einer Zeile der UEFA-Regularien für die EM 2024, und es gibt noch 14 weitere in der zugehörigen Tabelle. Sie zeigt, welche Achtelfinalpaarungen vorgesehen sind, je nachdem, aus welchen der sechs Gruppen die vier besten Dritten kommen. Noch mehr zeigt sie aber etwas anderes: dass der gegenwärtige Turniermodus ein echtes Problem hat.

Seit die UEFA zur EM 2016 das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams erweitert hat, existiert eine Schattenseite, die am Mittwochabend mal wieder besonders düster ausfiel: Ungarn erfuhr erst drei Tage nach seinem letzten EM-Auftritt vom eigenen Turnier-Aus; das Spiel Slowakei gegen Rumänien stand im Vorfeld unter Absprache-Verdacht; und wer noch nachvollziehen wollte, wer beim nächsten Tor denn nun im Achtelfinale auf England trifft, war wieder bei "A C D E 3.E 3.D 3.C 3.A" angekommen.

Einen einfachen Ausweg gibt es leider nicht

Wenn vier von sechs Gruppendritten weiterkommen, die Kandidaten aber - naturgemäß - ihre letzten Gruppenspiele nicht allesamt parallel austragen können, beginnt die Integrität des Wettbewerbs schnell zu wackeln. Dass im Achtelfinale dann auch noch manche Gruppenzweite auf Gruppenzweite treffen, andere aber auf Gruppenerste, die es in anderen Fällen mit Gruppendritten zu tun bekommen, ist zusätzlich unfair. Und eigentlich war der Fußball ja auch mal so gedacht, dass ihn jeder schnell versteht.

Neu ist das alles nicht, auch nicht für die UEFA, deren EM-Regularien seit 2016 um ein paar Seiten länger geworden sind. Nur: Einen einfachen Ausweg gibt es leider nicht. Die Rückkehr zu 16 Teams? Wird es nicht geben, zumal auch diese EM schon gezeigt hat, wie viel die vermeintlich "Kleinen" beizutragen haben. Vier Sechsergruppen? Dürften viel zu früh entschieden sein.

Georgien war 34. in der EM-Qualifikation - und steht im Achtelfinale

Die beste, aber keinesfalls ideale Lösung ist die, die auch kicker-Kolumnist Andreas Möller vorschlägt: eine Aufstockung auf 32 Mannschaften, mit denen sich auf bewährte Weise acht Vierergruppen bilden ließen. Es wären gewiss ein paar langweilige Spiele mehr dabei, aber wären sie langweiliger als der torlose EM-Dienstag, als Dänemark (gegen Serbien) und Slowenien (gegen England) schon vorher wussten, dass ihnen ein Remis zum Weiterkommen genügt? Und würde die Qualität tatsächlich einbrechen, wenn auch Erling Haaland oder Viktor Gyökeres mitspielen dürften? Und dazu weitere Teams wie Achtelfinalist Georgien, das im Gesamt-Ranking der EM-Qualifikation den 34. Platz belegte?

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Schon schmerzlicher wäre, dass jene EM-Qualifikation bei 32 Tickets nahezu jegliche Spannung verlöre und sich kaum noch Nationen finden ließen, die ein solches Turnier allein überhaupt austragen könnten. Und dennoch: Faire sportliche Rahmenbedingungen sollten immer das wichtigste Kriterium sein. Deswegen tut auch der Blick Richtung WM 2026 jetzt schon weh: Weil dort erstmals 48 statt 32 Länder mitmischen dürfen, kommen von zwölf Gruppendritten die besten acht weiter. Um die möglichen Paarungen der ersten K.-o.-Runde abzubilden - dem neuen Sechzehntelfinale übrigens -, wird eine sehr lange Tabelle vonnöten sein.

Nico Schlotterbeck spricht.

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