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Capello kontra Spalletti: "Das sind zwei verschiedene Berufe"

Italien plant Neuanfang der Squadra

Capello kontra Spalletti: "Das sind zwei verschiedene Berufe"

Derzeit im Kreuzfeuer der Kritik: Nationaltrainer Luciano Spalletti.

Derzeit im Kreuzfeuer der Kritik: Nationaltrainer Luciano Spalletti. AFP via Getty Images

Die Schweiz hatte sich am Samstag beim 2:0-Sieg völlig verdient gegen völlig harmlose Italiener durchgesetzt. In dem fußballverrückten Land - es handelt sich obendrein ja auch um den Titelverteidiger - gab es danach keine Gnade für Spieler wie Trainer. "Versagen", "Desaster" und "miserabel" waren die Vokabeln in den Sportblättern.

Doch auch prominente Stimmen haben sich längst zu Wort gemeldet. Ex-Coach Fabio Capello, der unter anderem England und Russland trainierte, warf Spalletti jetzt sogar vor, er sei "überheblich" ins Turnier gegangen. Der 65-Jährige  habe "nicht wie ein Auswahltrainer, sondern wie ein Vereinscoach gedacht", sagte Capello der Gazzetta dello Sport. "Das sind zwei verschiedene Berufe."

"Die erste Aufgabe eines Nationaltrainers ist es, einen gemeinsamen Geist zu schaffen, der existenziell ist, wenn es darum geht, einen Meter mehr zu machen, um dem Teamkollegen zu helfen", sagte Capello. "Ich habe nur wenige italienische Spieler gesehen, die diesen zusätzlichen Lauf gemacht haben, diesen entscheidenden Schritt."

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Kommission für den Neuanfang

Ein Aufbäumen gegen die Schweiz war in der Tat nicht zu sehen. "Ein wenig geschämt" habe sich Capello stattdessen für die Leistung Italiens auf der großen Bühne. Eine Leistung, die längst auch alle Warnglocken im Verband hat angehen lassen. Die FIGC möchte einen Neuanfang planen. Verbandschef Gabriele Gravina möchte eine technischen Kommission einrichten, die den Verband beraten soll.

Der Arbeitsgruppe sollen sechs Manager von Serie-A-Klubs angehören, darunter Inter Mailands Präsident Giuseppe Marotta, Sportdirektor Cristiano Giuntoli von Juventus Turin und Umberto Marino von Atalanta Bergamo. Das berichtet die Gazzetta dello Sport.

Ziel sei es, die Beziehungen zwischen Klubs und Nationalelf sowie den Einsatz italienischer Spieler zu fördern. "Wir greifen auf Manager mit viel Erfahrung zurück. Damit wollen wir die Klubs in die Arbeit der Nationale einbinden", sagte der Verbandschef.

Spalletti möchte weitermachen

Sowohl Gravina als auch der Nationaltrainer lehnen nach den ernüchternden Auftritten bei der EM einen Rücktritt ab. Spalletti hatte erst im September 2023 einen Vertrag bis zur WM 2026 unterschrieben. Capello sieht diese Entscheidungen kritisch. "Ich bin nicht optimistisch, was die Zukunft angeht", urteilte der 78-Jährige. "Ich habe den Verdacht, dass Luciano ein hervorragender Coach ist, aber dass er sich als Nationaltrainer enorm verbessern muss."

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