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BVB-Kapitän Can: Ansporn und Verpflichtung

Kommentar

BVB-Kapitän Can: Ansporn und Verpflichtung

Stabilisator und Ausputzer im BVB-Mittelfeld: Neu-Kapitän Emre Can.

Stabilisator und Ausputzer im BVB-Mittelfeld: Neu-Kapitän Emre Can.

Wer vor einem halben Jahr zehn Euro darauf gewettet hätte, dass Emre Can den BVB als Kapitän in die Saison 2023/24 führen würde, der hätte sich damit wohl eine goldene Nase verdient. Im Winter stand der zuvor oft enttäuschende (und enttäuschte) Mittelfeldspieler am Scheideweg - und nahm die richtige Abzweigung.

Statt die Gründe für seine Fehler weiter bei anderen zu suchen, ging er in sich und erkannte, dass nur er selbst für sich und seine Leistungen verantwortlich ist. Can arbeitete daran, besser zu werden - und stieg mit nun klarerem Fokus in der Rückrunde zu den absoluten Leistungsträgern des BVB auf. Mit seiner körperlichen Präsenz und Zweikampfstärke stabilisierte er als alleiniger Sechser die Defensive und fungierte als Ausputzer für seine Kollegen.

Logische Entscheidung - Starke Stellvertreter

Doch wie nachhaltig ist dieser Aufschwung? Diese Frage beschäftigte im Sommer die Verantwortlichen der Borussia, die sich ein Jahr vor Vertragsende des 29-Jährigen entscheiden mussten, ob sie mit ihm in die Zukunft gehen oder Geld verdienen wollen. Die Entscheidung fiel pro Can aus. Er verlängerte seinen Vertrag - und wurde am Mittwoch als Nachfolger von Marco Reus zum Kapitän des BVB ernannt.

Es ist eine logische Entscheidung, auch wenn es in Gregor Kobel und Niklas Süle - die künftig seine Stellvertreter sind - zwei weitere gut geeignete Kandidaten gegeben hätte. Can verdient das Vertrauen, dass sein Trainer Edin Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl und Klubboss Hans-Joachim Watzke durch seine Ernennung in ihn setzen. Für Can ist das nicht nur eine Ehre, sondern auch ein Ansporn, seinen vor einem halben Jahr eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Er sollte es auch als Verpflichtung verstehen. Künftig wird bei ihm gerade von externer Seite noch genauer hingeschaut und hingehört werden.

Kapitänsrolle stärkt Standing im DFB-Team

Intern indes dürfte die Vergabe an Can weniger Wellen geschlagen haben als außerhalb des Klubs. Der Sechser ist gut integriert und genießt bei seinen Mitspielern ein hohes Ansehen. Zudem sind die Hierarchien auch in Fußballmannschaften heutzutage flacher als noch vor ein paar Jahren. In Kobel und Süle, in Marco Reus, Sebastien Haller und Julian Brandt, die mit den drei Kapitänen den sechsköpfigen Mannschaftsrat bilden, in den bisherigen Kapitänen Reus und Mats Hummels und in den potenziellen Stammspielern Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer gibt es zahlreiche weitere Spieler im Kader, die auch künftig das Wort ergreifen und sich einbringen werden.

In alte Muster zu verfallen - das kann sich Can nun noch weniger leisten als zuvor. Es wäre ohnehin nicht in seinem Interesse: Mit weiter guten Leistungen erhöht er nicht nur die Aussicht, mit dem BVB Titel zu gewinnen. Er stärkt auch sein Standing im DFB-Team vor der Heim-EM im Sommer 2024. Schließlich ist es schwer vorstellbar, dass Bundestrainer Hansi Flick an einem formstarken und fitten BVB-Kapitän vorbeikommt.

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