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EM 2024: "Böswillige Kampagne": Türkeis Verbandsboss verteidigt Montella

Wirbel wegen angeblichen Mobbings gegen Arda Güler

"Böswillige Kampagne": Türkeis Verbandsboss verteidigt Coach Montella

Konsequent ist anders: Trainer Vincenzo Montella (li.) wechselt Arda Güler gegen Portugal ein.

Konsequent ist anders: Trainer Vincenzo Montella (li.) wechselt Arda Güler gegen Portugal ein. IMAGO/Jan Huebner

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Viele staunten nicht schlecht, als sie die Aufstellung der Türkei gegen Portugal (0:3) sahen. Gleich vier Änderungen nach dem doch eigentlich überzeugenden 3:1-Sieg gegen Georgien nahm Montella vor, nur einer davon war erzwungen (Torhüter Günok fehlte angeschlagen). Auch dass er auf Kenan Yildiz (kicker-Note 4) verzichtete, war noch nachvollziehbar. Aber Mert Müldür (2,5) und Toptalent Arda Güler (2,0, Man of the Match) auf der Bank zu lassen? Das verwunderte dann doch gewaltig.

Viele türkische Fans waren aber weniger verwundert, sondern einfach nur wütend. Montellas Begründung, Güler sei "müde" gewesen, befriedigte auch die türkischen Medien keineswegs - in den sozialen Medien war sogar von Mobbing gegen Güler die Rede.

Stein des Anstoßes war ein Video aus dem Trainingsbetrieb vor dem Portugal-Spiel. Darin ist zu sehen, wie Güler sich ein Hemdchen überziehen will, um an einer Spielform teilzunehmen. Montella kommt hinzu und nimmt es dem sichtlich verdutzten 19-Jährigen wieder weg. Stattdessen musste der Real-Akteur mit dem Fitnesscoach separates Lauftraining absolvieren.

Tatsächlich sollte der Profi von Real Madrid wegen Problemen mit der Leiste individuell trainieren, das hat auch Türkeis Kapitän Hakan Calhanoglu bestätigt. Inzwischen hat sich sogar der Präsident des türkischen Fußball-Verbandes (TFF), Mehmet Büyükeksi, eingeschaltet und von einer "böswilligen und schmutzigen Kampagne" gesprochen. "Wir haben vollstes Vertrauen in unseren Trainer und unsere Mannschaft", so Büyükeksi weiter, das Verhältnis sei "harmonisch".

Montellas frommer Wunsch

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Das beteuert auch Montella, der das über ihn  hereinbrechende Gewitter schon direkt nach der Portugal-Niederlage ahnte. "Wir haben eine sehr gute Beziehung", sagte er in Bezug auf Arda Güler in der Pressekonferenz nach dem Spiel, er wolle "niemanden verärgern". Das war ihm gehörig misslungen.

Gehaltvoller als der Videoclip ist die Kritik, warum Montella einen anscheinend angeschlagenen Spieler beim Stand von 0:3 für 20 Minuten noch einwechselte. Die Zuschauer hatten das Toptalent vehement gefordert, der Trainer knickte schließlich ein. "Ich habe am Ende des Tages nachgegeben und ihn spielen lassen", so Montella. Doch wer unbequeme Entscheidungen trifft, der sollte zumindest konsequent bleiben. So schuf der 50-Jährige nur noch mehr Fragezeichen.

Arda Güler trainiert ohne Probleme

Nur gut für die Türkei, dass das Achtelfinale noch locker drin ist. Ein Remis gegen Tschechien, das auch noch auf Topangreifer Patrik Schick verzichten muss, würde schon genügen.

Arda Güler absolvierte seit der Partie gegen Portugal übrigens alle Trainingseinheiten problemlos. Wer auf einen Einsatz des Angreifers wettet, sollte gerade nach den letzten Tagen auf keine allzu hohe Quote spekulieren.

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