DFB-Pokal

Kommentar: Der FC Bayern zahlt die Zeche des Sommers

Kommentar zur Pokal-Blamage

Der FC Bayern zahlt die Zeche des Sommers

Zu personellen Fehlentscheidungen quasi gezwungen: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

Zu personellen Fehlentscheidungen quasi gezwungen: Bayern-Trainer Thomas Tuchel. IMAGO/Fussball-News Saarland

Hinterher ist man immer schlauer, wissen im Fußball Experten wie Fans, wie es anders, besser hätte laufen müssen. In einem Punkt haben alle Recht: Egal in welcher Aufstellung, ein FC Bayern muss dieses Spiel gewinnen. Dass er es nicht getan hat, ist ein Triumph für das immer seltener werdende Unvorhersehbare im Fußball. Sensationen machen die Faszination dieses Sports mit aus, schreiben kräftig an der Geschichte mit, gerade im DFB-Pokal. Und dennoch lohnt sich inmitten des Saarbrücker Fußballmärchens - wer gönnt es ihnen nicht? - ein kritischer Blick auf die Münchner.

Thomas Tuchel hat sich verzockt, könnte eine These lauten. Der Trainer verzichtete auf Stürmerstar Harry Kane, brachte Kingsley Coman und Jamal Musiala erst nach einer Stunde. Doch wann und wo, wenn nicht im DFB-Pokal, hätte er seinen Profis mal eine Pause gönnen sollen? Tuchel hätte vermutlich gerne noch stärker rotiert, konnte aber nicht - womit wir beim größten Fehler und dadurch Problem des FC Bayern sind: der Kaderplanung des Sommers.

Das beste Beispiel bekamen die Verantwortlichen des Rekordmeisters in der 19. Minute vor Augen geführt, als sich Matthijs de Ligt am Knie verletzte und raus musste. Auf der Bank hatte Tuchel keinen einzigen Abwehrspieler, Joshua Kimmich musste eine Position nach hinten rücken. De Ligt, gerade erst von einer Verletzung zurück, hätte bei einem besseren Personalangebot sicher eine Pause bekommen.

Nun zahlen er, Tuchel und der FC Bayern die Zeche. Vermutlich wird der Trainer schon im Klassiker bei Borussia Dortmund Dayot Upamecano für de Ligt bringen (müssen). Auch der Franzose hat gerade erst eine Muskelblessur hinter sich und muss mangels Alternativen ran. Weitere Ausfälle bis Weihnachten kämen wenig überraschend. Zyniker könnten anmerken, mit dem Pokal-Aus hat sich der FC Bayern immerhin eine weitere englische Woche vor Weihnachten erspart.

Der erste Titel ist futsch, die Champions League nur Utopie

Ganz freizusprechen ist aber auch Tuchel nicht. Zu selten hat diese im nationalen Vergleich noch immer herausragend bestückte Mannschaft im vergangenen halben Jahr überzeugt. Sie ist vor allem defensiv nach wie vor höchst anfällig. Der Trainer weiß dies, sprach es vor dem Saarbrücken-Spiel sogar öffentlich an, abstellen konnte er es bislang nicht. Sich eine Minute vor der Verlängerung nach einem Einwurf von einem Drittligisten entscheidend auskontern zu lassen, darf einer Mannschaft dieses Formats nicht passieren. Alles andere als zufällig entstand das Tor über die Seite von Alphonso Davies, der seit geraumer Zeit Lichtjahre von der Form des Champions-League-Sieges 2020 entfernt ist.

Und die Neuzugänge? Kane ist ein Volltreffer, klar. Mit Blick auf Lebenslauf und Ablöse wenig überraschend. Min-Jae Kim hat jedoch bislang zu selten bewiesen, die Ablöse von 50 Millionen Euro wert zu sein, Raphael Guerreiro war fast nur verletzt, Konrad Laimer dürfte von der Klasse her kein Stammspieler bei einem Klub wie dem FC Bayern sein.

Der erste Titel ist futsch, der Traum von der Königsklasse mit diesem dünnen Aufgebot Utopie. Bleibt die Deutsche Meisterschaft und das Hoffen auf korrektive Kadermaßnahmen - sprich Transfers - im Winter. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass sich der FC Bayern am Mittwochabend bis auf die Knochen blamierte.

Frank Linkesch

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