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1967 - Finaltorschütze Roth macht Bayern zum Europapokal-Sieger

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1967 - Finaltorschütze Roth macht Bayern zum Europapokal-Sieger

Franz Bulle Roth bejubelt im Europapokal-Finale seinen Treffer.

Franz Bulle Roth bejubelt im Europapokal-Finale seinen Treffer. imago images

Die Spieler des FC Bayern wie der Glasgow Rangers hatten sich total verausgabt, als der Münchner mit der Nummer 4, Roth, direkt an der Mittellinie einen quergepassten Freistoß des FCB-Linksaußen Brenninger aufnahm, zehn Meter schräg nach vorne zum Mittelfeldkollegen Ohlhauser legte, um dann nach vorne, noch immer kraftvoll, in den Strafraum durchzustarten. Ohlhauser schaufelte den Ball mit dem rechten Außenrist in einem 40-Meter-Bogen in den Sechzehner, wo ihn Roth einen Meter vor dem Fünfmeterraum mit dem rechten vorderen Spann weiterleitete und über den zu spät herausstürzenden schottischen Keeper Martin aus halbrechter Position unter die damals noch viereckige, hölzerne Querlatte bugsierte.

"Da war auch Glück dabei, es hat alles gepasst", sagt Roth heute. "Wäre der Ball einen halben Meter höher geflogen, wäre er über den Balken gegangen. Wäre er 20 Zentimeter tiefer gewesen, hätte ihn der Torwart gehabt." Aber selbst in diesen beiden Fällen hätte es noch die Chance zum nachgereichten Treffer geben müssen, meint Roth: "Dann hätte der Schiedsrichter auf Elfmeter entscheiden müssen, weil mich mein Gegenspieler Smith dermaßen von hinten an der Schulter gezogen hat, dass ich nach rechts in Schräglage geraten bin." Roths direkte Lösung erwies sich als die bessere. "Mit viel Gefühl" und "artistisch" habe er diese gewandte Aktion in die Fußballwelt gesetzt, "es lief alles instinktiv ab".

"Damals ging unsere große Zeit los"

Es war unser Durchbruch im internationalen Fußball.

Franz Bulle Roth

1975/76, im Finale der Meister, war es erneut der wuchtige, dynamische, nimmermüde, zweikampf- und schussstarke Mittelfeldantreiber, der das goldene 1:0 erzielte, als er einen Freistoß ins Netz hämmerte. Und ein Jahr zuvor hatte er im Endspiel gegen Leeds United die enorm wichtige 1:0-Führung zum 2:0-Sieg besorgt. Macht drei von vier Bayern-Toren in drei europäischen Endspielen plus dreimal den Cupgewinn. Roth selbst stuft das erste als sein wichtigstes ein. "Damals ging unsere große Zeit los", sagt er, "es war unser Durchbruch im internationalen Fußball."

Seine persönliche Karriere beförderte dieser Treffer gegen die Rangers ebenfalls nachhaltig, war er doch erst zu Saisonbeginn aus Kaufbeuren nach München gewechselt. Also wollte sich der vormalige Amateurkicker den Spielball als Erinnerungsstück sichern. Damals wurden aber die Schiedsrichter mit diesem Utensil bedacht. Und so macht sich Roth mit dem FCB-Manager Robert Schwan an seiner Seite auf zum Italiener Concetto Lo Bello, flehte ihn "mit Tränen in den Augen" an - und fand Gehör. Viele Jahre hatte der Lederball einen Ehrenplatz im Hause Roth, mittlerweile ist er ein Exponat in der Erlebniswelt des FC Bayern. "Die Autogramme", sagt Roth, "sind aber verblasst und nicht mehr zu erkennen." Die Namen Roth, Beckenbauer, Maier, Müller und der anderen ersten internationalen Heroen des FC Bayern bleiben trotzdem unvergessen.

Karlheinz Wild

1967: Was sonst noch geschah ...

Meister: Eintracht Braunschweig

Pokal: Bayern München (nach 4:0 gegen Hamburger SV)

Fußballer des Jahres: Gerd Müller (FC Bayern München)

Torschützenkönig: Lothar Emmerich (Borussia Dortmund, 28 Tore)

DDR: FC Karl-Marx-Stadt (Meister), BSG Motor Zwickau (Pokalsieger nach 3:0 gegen Hansa Rostock), Torschützenkönig: Hartmut Rentzsch (BSG Sachsenring Zwickau, 17 Tore), Fußballer des Jahres: Dieter Erler (FC Karl-Marx-Stadt)

Europapokal der Landesmeister: Celtic Glasgow (nach 2:1 gegen Inter Mailand)

Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): Dinamo Zagreb (gegen Leeds United)

Europapokal der Pokalsieger: Bayern München (nach 1:0 n.V. gegen Glasgow Rangers)