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1966 - Das Wembley-Tor macht England zum Weltmeister

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1966 - Das Wembley-Tor macht England zum Weltmeister

Drin oder nicht drin? Am Wembley-Tor scheiden sich bis heute die Geister.

Drin oder nicht drin? Am Wembley-Tor scheiden sich bis heute die Geister. getty images

In seiner Heimat hat man Tofik Bachramow eine Statue gebaut. Direkt vor dem nach ihm benannten Nationalstadion. Die Post gab einst Sonderbriefmarken mit seinem Konterfei heraus. In Aserbaidschan ist er ein Held. Dabei wurde er in erster Linie durch eine Fehleinschätzung weltbekannt.

30. Juli 1966, WM-Finale zwischen England und Deutschland, über 96.000 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion. Kurz vor Schluss hat Wolfgang Weber die Verlängerung erzwungen, es läuft die 101. Minute. Englands Mittelstürmer Geoff Hurst zieht aus der Drehung ab. Der Ball kracht an die Unterkante der Latte und prallt nach unten. Hinter die Linie? Auf die Linie? Vor die Linie?

Schiedsrichter Gottfried Dienst aus der Schweiz ist sich nicht sicher und konsultiert seinen Linienrichter: Tofik Bachramow. Durch seinen dichten Schnauzbart gibt er Dienst die Anweisung: Tor, 3:2 für England. Ob es sich um eine Fehlentscheidung handelt? In jedem Fall um eine Fehleinschätzung. "Ich hatte den Eindruck, dass Hursts Schuss nicht von der Unterkante der Latte, sondern vom Netz zurückgesprungen ist", gab Bachramow später in seinen Memoiren zu. "Ob der Ball dann den Boden vor oder hinter der Linie berührt hat, das habe ich auch nicht gesehen."

Die DFB-Elf muss in der Folge aufmachen, kassiert in der Schlussminute noch das 2:4 durch Hursts drittes Tor an diesem Tag. England ist zum ersten und bis heute einzigen Mal Weltmeister. Was bei all der Aufregung um das Wembley-Tor beinahe untergeht: Hursts Dreierpack ist bis heute der einzige in einem WM-Finale - und das von einem Spieler, der in der Vorrunde keine einzige Minute auf dem Feld gestanden hatte. Erst zur K.o.-Runde hatte Hurst den verletzten Jimmy Greaves ersetzt.

Michael Bächle

1966: Was sonst noch geschah ...

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Meister: 1860 München

Pokal: Bayern München (nach 4:2 gegen Meidericher SV)

Fußballer des Jahres: Franz Beckenbauer (FC Bayern München)

Torschützenkönig: Lothar Emmerich (Borussia Dortmund, 31 Tore)

DDR: FC Vorwärts Berlin (Meister), Chemie Leipzig (Pokalsieger nach 1:0 gegen BSG Lokomotive Stendal), Torschützenkönig: Henning Frenzel (1. FC Lok Leipzig, 22 Tore), Fußballer des Jahres: Jürgen Nöldner (FC Vorwärts Berlin)

Europapokal der Landesmeister: Real Madrid (nach 2:1 gegen Partizan Belgrad)

Messe-Pokal (Vorläufer UEFA-Cup): FC Barcelona (gegen Real Saragossa)

Europapokal der Pokalsieger: Borussia Dortmund (nach 2:1 gegen FC Liverpool)

Weltmeisterschaft in England: Sieger England (nach 4:2 n.V. gegen Deutschland)