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Wem Sie bei der EM jetzt die Daumen drücken sollten

Acht Tipps vor dem Viertelfinale

Wem Sie bei der EM jetzt die Daumen drücken sollten

Träumen vom EM-Titel: Der Schweizer Fan Luca, Raheem Sterling und sein Sohn sowie Frederik Rönnow (v.li.).

Träumen vom EM-Titel: Der Schweizer Fan Luca, Raheem Sterling und sein Sohn sowie Frederik Rönnow (v.li.). Screenshot Twitter/Getty Images/imago images

Deutschland wird 2021 nicht Europameister, so viel steht fest. Wer sollte den EM-Titel aber dann holen? Ganz sicher zu gönnen wäre es ...

... der Schweiz:

Weil man den leiden-schaftlichen Schweizer Fan vom Frankreich-Spiel unbedingt wieder sehen will (siehe Foto oben).
Weil mit der Schweiz auch die halbe Bundesliga Europameister wäre.
Weil dann Robert de Niro vielleicht wirklich eines Tages Yann Sommer spielt
Weil Steven Zuber mehr Aufmerksamkeit verdient hat - nur der Frankfurter bereitete bei dieser EM schon vier Tore vor (in drei Einsätzen).

Und der Schweizer Käse sucht seinesgleichen.

... Spanien:

Weil man es Luis Enrique nach seinem schweren Schicksalsschlag vor zwei Jahren gönnen würde. Seine neunjährige Tochter war im August 2019 an Knochenkrebs gestorben.
Weil keine Mannschaft mehr Turniertore geschossen hat (elf Treffer).
Weil kein Viertelfinalist so konsequent auf Ballbesitzfußball setzt und nicht nur Christoph Kramer findet, dass alle "genauso wie die Spanier spielen" müssten.
Weil Pedri wenigstens Europameister werden soll, wenn er seinen ersten Sommer als 18-Jähriger schon bei der EM und bald bei Olympia verbringen muss, ehe die Saison bei Barça wieder losgeht.

Paella, Rioja, Churros: Es gibt viele gute Gründe, Spanien zu mögen.

... Belgien:

Weil mit Eden und Thorgan Hazard endlich mal wieder zwei Brüder Europameister wären. Koemans und Försters lassen grüßen.
Weil Thierry Henry dann tatsächlich mit zwei Nationen Europameister wäre - mit Frankreich als Spieler, mit Belgien als Co-Trainer.
Weil man zumindest als BVB-Fan gar nicht anders kann - im belgischen EM-Kader stehen mehr Dortmunder als im deutschen.
Weil Belgien schon alle EM-Qualispiele gewonnen hatte - verdienter könnte man kaum Europameister werden.

Und ein Wort noch: Schokolade.

Eine Familie, zwei Europameister? Eden (li.) und Thorgan Hazard.

Eine Familie, zwei Europameister? Eden (li.) und Thorgan Hazard. imago images

... Italien:

Weil die Italiener dem Catenaccio Ciao gesagt haben - keine Mannschaft schoss häufiger auf die Kiste (87-mal).
Weil man bei einem Titelgewinn gerne sehen würde, wie Leonardo Spinazzola vor Freude quer über das Spielfeld sprintet. Mit 33,8 km/h ist er der bislang schnellste Spieler der EM.
Weil es eine Mannschaft, die seit 31 Länderspielen ungeschlagen ist, schon irgendwie verdient hätte.
Weil nach dem EM-Titel vielleicht noch ein paar mehr verstehen würden, dass Nationaltrainer Roberto Mancini falsch lag, als er 2015 sagte: "Wer nicht in Italien geboren ist, verdient das Trikot der Azzurri nicht." Jorginho, Emerson Palmieri und Rafael Toloi haben längst das Gegenteil bewiesen.

Pizza, Pasta, Eis und Wein. Grazie di tutto, Italia.

... Tschechien:

Weil es niemand verdient hat, zwei EM-Endspiele in Wembley zu verlieren.
Weil Tschechien bislang Werbung für alle Linksfüßer macht: Drei Toren mit links stehen null mit rechts gegenüber.
Weil die Tschechen der deutschen Mannschaft wenigstens die Häme aus den Niederlanden erspart haben.
Weil Patrik Schick bei dieser EM ein Tor geschossen hat, dem man auch in 20 Jahren noch applaudieren wird.

Und Gulasch mit böhmischen Knödeln - ein Traum.

... Dänemark:

Weil Christian Eriksen, ist doch klar.
Weil Torwart Kasper Schmeichel fünf Jahre nach Leicesters Meisterschaft schon wieder Märchen-Hauptfigur wäre.
Weil Frederik Rönnow nach dieser Schalker Saison auch noch etwas Schönes verdient hat.
Weil der dänische Verband vor dem Viertelfinale in Baku über die Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan informierte.

Und weil Smörrebröd: Klingt komisch, ist aber ein Knüller.

... der Ukraine:

Weil die Ukraine aus wenig viel macht. Kein Viertelfinalist hat weniger Ballbesitz zu verzeichnen (48,5 Prozent).
Weil die Ukraine kaum hinlangt. Mit ganzen 34 Fouls ist sie die viertfairste Mannschaft der EM und der fairste Viertelfinalist.
Weil Artem Besyedin nach seiner schweren Verletzung im Achtelfinale ein halbes Jahr ausfällt und ihn der EM-Titel sicher aufheitern würde.
Weil die Ukraine nach ihren Gruppenspielen zwei Tage tatenlos bangen musste, ob sie überhaupt das Achtelfinale erreicht hat.

Schon mal Soljanka probiert? Eine ganz feine Sache.

... England:

Weil keine Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren mehr ertragen musste als die englische - gerade aus elf Metern.
Weil Englands Defensivstärke einfach belohnt werden muss - nur die Three Lions mussten noch keinen einzigen Gegentreffer hinnehmen.
Weil kein Trainer so staatsmännische Vorträge halten kann wie Gareth Southgate.
Weil man gerne erleben würde, wie Raheem Sterling, der ewige Sündenbock des englischen Boulevards, zum großen Helden wird.

Das englische Essen - naja. Trotzdem hätten es die Engländer bestimmt auch verdient.

jpe/las