Bundesliga

Jörg Schmadtke spricht Klartext zur Krise beim VfL Wolfsburg

Wolfsburgs Boss über die Probleme und seinen Trainer Kohfeldt

Schmadtkes Klartext zur VfL-Krise: "Unser nächster Schritt ist missraten"

"Florian ist nicht verantwortlich für das, was gerade passiert", so Jörg Schmadtke.

"Florian ist nicht verantwortlich für das, was gerade passiert", so Jörg Schmadtke. imago images/regios24

Der VfL Wolfsburg befindet sich in seiner wohl schwierigsten Phase, seitdem Jörg Schmadtke im Sommer 2018 das Ruder übernommen hat. Der Manager hält den Kopf hin für das, was in dieser Saison schiefläuft und stellt sich schützend vor seinen Trainer Florian Kohfeldt. Im ZDF sprach Schmadtke über …

… die aktuelle Situation nach fünf Pflichtspielniederlagen in Folge: "Es ist im Moment eine schwierige Phase, die Spuren hinterlässt. Wir sind derzeit nicht in der Lage, die Dinge so umzusetzen, wie wir sie uns vorstellen", erklärt Schmadtke. Bei den Gründen für die Misere bleibt der Manager zunächst im Ungefähren. "Dafür gibt es Gründe, die Frage ist immer, wie viele von diesen Gründen bringt man in die Öffentlichkeit. Nur so ganz kurz angedeutet: Wir haben drei Jahre extremst performt mit dem Endresultat, dass wir Vierter geworden sind und uns für die Champions League qualifiziert haben. Und haben dann versucht, den nächsten Schritt in unserer Entwicklung zu gehen. Und der ist missraten, da kann man nicht drumherum reden."

… den Kader: Der aktuelle Absturz verwundert insofern, als der VfL im Sommer sein Erfolgsteam zusammenhalten konnte und sogar kräftig in Neuzugänge und potenzielle Stammspieler wie Sebastiaan Bornauw, Lukas Nmecha oder Luca Waldschmidt investierte. "Wenn sie sich so einen Kader anschauen, dann kann man sagen, der Kader ist gut zusammengestellt, der ist vielschichtig, besser als letztes Jahr", sagt Schmadtke. Dennoch geht es abwärts. "Sieben Niederlagen, das ist zu viel für unseren Kader." Zudem gab es das Aus nach Wechselfehler im DFB-Pokal, gegen Lille (1:3) folgte nun das internationale Ende. "Wir sind am Mittwoch mit einer enttäuschenden Leistung ausgeschieden", betont Schmadtke, "dafür müssen wir Kritik einstecken, das ist in Ordnung. Nichtsdestotrotz hilft es auch nicht, jetzt alles in Schutt und Asche zu reden. Zu viel Diskussionen in der Öffentlichkeit sind nicht gut, aber ein paar Dinge müssen wir zugestehen. Ein paar Dinge müssen wir intern klären." Was er konkret meint, lässt Schmadtke offen.

Florian Kohfeldt muss derzeit Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat.

Jörg Schmadtke

… seine Verantwortung: "Das ist natürlich dann auch ein Planungsfehler", räumt Schmadtke ohne Umschweife ein. Die Entscheidung, im Sommer mit Mark van Bommel auf der Trainerbank den nächsten Schritt zu gehen, erwies sich schnell als falsch. "Wir haben versucht, Dinge vorwärts zu bringen, das hat nicht funktioniert, deswegen haben wir einen Trainerwechsel vorgenommen."

… den Weg zum Turnaround: Der VfL befindet sich im Negativsog, der Relegationsplatz ist nur noch vier Punkte entfernt. "Wir müssen daran arbeiten, wieder eine Basis zurückzufinden, wieder ein Stück weit Boden unter den Füßen zu finden", fordert Schmadtke, "um dann wieder anzufangen, Normalität reinzubringen in unsere Abläufe."

… seinen Trainer Florian Kohfeldt: Die Frage, ob sich auch der neue Coach um seinen Job sorgen müsse, beantwortet der Manager mit einem klaren Nein. "Wenn jetzt 20 Niederlagen am Stück kommen, wird er nicht zu halten sein, das weiß er auch selbst", skizziert Schmadtke, macht aber noch einmal deutlich, dass er keine Trainerdiskussion zulasse. Denn: "Florian Kohfeldt muss derzeit Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat." Ende Oktober übernahm der 39-Jährige nach zuvor vier Niederlagen am Stück, gewann dann in seiner ersten Woche direkt dreimal, aktuell summieren sich fünf Pleiten hintereinander. Dabei jedoch hat der Coach kaum trainieren können mit seiner neuen Mannschaft. "Er hat eine normale Trainingswoche gehabt", erklärt Schmadtke. "Das kann man auch mal registrieren. Ansonsten haben wir regeneriert oder uns aufs Spiel vorbereitet. Dem Trainer die Niederlagen in die Schuhe zu schieben, ist ein bisschen billig in meinen Augen." Deutlich sagt der Boss: "Florian ist nicht verantwortlich für das, was gerade passiert." Und Schmadtke gibt sich optimistisch mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate mit Kohfeldt: "Wir werden mit ihm zusammen da rauskommen, weil er die Dinge klar erkennt, er sie klar anspricht, und weil wir sie, wenn wir die Zeit dafür haben, auch verändern werden."

Thomas Hiete

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart