2. Bundesliga

Kommentar zum FCN: Zuletzt ist nicht der Fachmann Klauß gescheitert

Kommentar

Nicht der Fachmann Klauß ist in Nürnberg gescheitert

Geht nicht als Sündenbock durch: Robert Klauß.

Geht nicht als Sündenbock durch: Robert Klauß. IMAGO/Zink

Der Chaos-Club, der Trainer verschlingende Moloch, ist er zurück? Nein, ganz und gar nicht! In den vergangenen Wochen hatte man eher das Gefühl, dass der 1. FC Nürnberg eingedenk seiner mitunter nicht gerade rühmlichen jüngsten Vergangenheit krampfhaft um Kontinuität bemüht war. Die vorbehaltlose Rückendeckung, die Sportvorstand Dieter Hecking in der Vorwoche seinem Trainer Robert Klauß noch versicherte, mutete angesichts der vergangenen Monate seltsam an - eine glückliche Figur gibt der Sportvorstand nicht ab, zumal er ja stets betont, wie nah er an der Mannschaft dran ist.

Dass der FCN nun die Reißleine gezogen hat, kann man ihm nicht vorwerfen, vielmehr wird ein Schuh daraus, dass er sie nicht früher zog. Bereits in der Vorbereitung wirkte die Mannschaft phasenweise seltsam blutleer, der spürbare Schwung und Elan, die zum gleichen Zeitpunkt 2021 vorherrschten, waren nur noch als Spurenelement zu vernehmen. Ein Eindruck, der sich im bisherigen Saisonverlauf bestätigte.

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Selbstredend tragen auch die Spieler angesichts der bislang erschreckend vielen emotionslosen Auftritte ein gehöriges Maß an Mitschuld. Und dennoch geht Klauß nicht als der Sündenbock durch, der für sie den Kopf hinhalten muss. In diesem Zusammenhang sei betont, was den Trainerjob so schwierig macht: eine Mannschaft im Wortsinn zu führen, sie emotional zu packen, ein Wir-Gefühl zu erzeugen und dieses dann ungeachtet aller Eigeninteressen zu bewahren.

Alles Punkte, die dem jungen Fußballlehrer zuletzt offensichtlich abgingen. Er war stets freundlich, aber zugleich auch furchtbar unverbindlich. Konturen? Fehlanzeige! Er wirkte zunehmend wie ein Projektleiter und nicht wie ein Trainer. Diesen Eindruck verstärkte er dadurch, dass er den Fußball, der im Kern ein einfaches Spiel ist und bleibt, verwissenschaftlichte und mit in dieser Situation abstrusen Statistiken aufwartete.

Vor dem KSC-Spiel meinte er allen Ernstes, dass die Lage des Club zu schlecht gesehen werde, weil man nur auf die Ergebnisse blicken würde. Dass die besagten Ergebnisse aber ein exaktes Spiegelbild der Leistungen waren, dazu bedarf es keiner Statistiken - übrigens gibt es genügend davon, die auch faktisch belegen, dass der zu Recht ambitionierte Club in der bisherigen Saison unterm Strich wie ein Abstiegskandidat aufgetreten ist.

Klauß hat den Club weitergebracht

Nicht der Fußball-Fachmann Klauß ist in Nürnberg gescheitert, sondern der Trainer Klauß in Sachen Mannschaftsführung. Nichtsdestotrotz hat der 37-Jährige in den gut zwei Jahren Spuren hinterlassen. Er hat den Club erst stabilisiert, ihn dann weiterentwickelt: In der vergangenen Saison hat die Mannschaft meist Spaß gemacht - unabhängig vom Ergebnis. Und auch wenn die sportliche Situation nun ähnlich misslich ist wie bei seinem Amtsantritt, so ist der FCN nun bedeutend weiter - und das ist auch ein Verdienst von Klauß.

Lesen Sie weitere Hintergründe zum Nürnberger Trainerwechsel im kicker am Dienstag (hier auch als eMagazine).

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