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Manchester United entlässt José Mourinho

Schlechtester Saisonstart seit 28 Jahren

Manchester United entlässt Mourinho

Nicht mehr ManUnited-Trainer: José Mourinho.

Nicht mehr ManUnited-Trainer: José Mourinho. imago

Die 1:3-Niederlage beim FC Liverpool am Sonntag war Mourinhos letzter Auftritt als Trainer von Manchester United. "Entlasst Mourinho nicht!", hatten die Fans des Erzrivalen ob der einmal mehr dürftigen Vorstellungen des Rekordmeisters hämisch skandiert. Uniteds Vereinsführung tat ihnen den Gefallen nicht: Am Dienstag verkündete der Klub auf seiner Website Mourinhos Abgang, der nach dem schlechtesten Saisonstart seit 28 Jahren und den biederen wie kopflosen Auftritten unausweichlich schien, viel zu spät - kurz vor Weihnachten aber dennoch überraschend kommt.

Nach der Niederlage in Anfield liegt ManUnited nach 17 Spieltagen 19 Punkte hinter dem Spitzenreiter auf Platz 6 - mit einer ausgeglichenen Tordifferenz. Gefühlt liegen derzeit Welten zwischen beiden Klubs, was die spielerische Ausrichtung, die Zusammenstellung des Kaders und die Stimmung im Verein angeht.

Von Stimmungstief zu Stimmungstief - nicht nur bei Pogba

Vor allem Letzteres muss sich Mourinho ankreiden lassen, der schon in der Saisonvorbereitung für ein Stimmungstief gesorgt hatte . Insbesondere sein Verhältnis zu Weltmeister Paul Pogba war komplett zerrüttet. Am Sonntag schmorte Uniteds Rekordeinkauf 90 Minuten lang auf der Bank. Doch auch Mourinhos Auftreten gegenüber den Medien war für viele nur noch schwer erträglich und erinnerte zunehmend an die Art seiner vorigen Abgänge bei Chelsea oder Real Madrid. Den Journalisten betete er wochenlang Statistiken vor, die auf die eine oder andere Art belegen sollten, dass er alles richtig mache - nur um dann zu behaupten, nur Leute, die keine Ahnung von Fußball hätten, würden ihn mit Statistiken erklären .

Mourinho hatte zur Saison 2016/17 von Louis van Gaal übernommen. In seiner ersten Spielzeit gewann der Portugiese mit United den Ligapokal und die Europa League. Vergangene Saison wurden die Red Devils Zweiter und zogen ins FA-Cup-Finale ein.

Streit wegen Transferpolitik - trotz 400 Millionen Pfund für neue Spieler

Seit dem Sommer hatte sich Mourinho mehr oder weniger offen mit der Vereinsführung wegen der Transferpolitik gestritten. In der Tat, eine schlüssige Transfer-Strategie lässt der Klub seit Jahren vermissen. Fakt ist allerdings auch: Für elf Spieler wurden in Mourinhos Amtszeit rund 400 Millionen Pfund ausgegeben.

Damit musste einfach mehr rauszuholen sein als das, was United in dieser Saison ablieferte. Die Meisterschaft ist ohnehin kein Thema mehr, selbst der Rückstand auf Platz vier beträgt bereits elf Punkte. Das Erreichen der Champions League hatte Mourinho, der angeblich rund 17 Millionen Euro Abfindung kassieren soll, unlängst als "Wunder" bezeichnet, nur um dann wieder zurückzurudern . Er sei immer noch müde davon, Liverpools dynamischem Linksverteidiger Andy Robertson zuzuschauen, sagte Mourinho nach dem Offenbarungseid von Liverpool. Müde, das war ein Großteil des Vereins und seiner Fans auch von Mourinho.

Neuer Cheftrainer soll erst im Sommer kommen

Wie United mitteilte, soll bis Saisonende ein Interimstrainer eingesetzt werden - als Favorit wird Ex-United-Profi Ole Gunnar Solskjaer gehandelt -, während der Klub sorgfältig nach einem neuen Coach sucht. Zinedine Zidane war nach seinem freiwilligen Abgang bei Real Madrid immer wieder mit dem United-Posten in Verbindung gebracht worden. Wer auch immer der neue Coach wird, er hat eine Herkulesaufgabe zu lösen.

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