HSV-Trainer Daniel Thioune, der das geordnete Chaos liebt und vor dem Stadtderby gegen St. Pauli nahezu aus dem Vollen schöpfen konnte, entschied sich nach dem 3:1-Sieg gegen die Würzburger Kickers für zwei personelle Wechsel: Vagnoman stand erstmals nach seiner überstandenen Sprunggelenkverletzung wieder im Startaufgebot und auch Onana durfte von Beginn an ran. Dafür mussten Jung und Kittel auf die Bank weichen.
St. Pauli-Coach Timo Schultz nahm im Vergleich zum Last-Minute-Remis gegen Darmstadt lediglich eine Anpassung an der ersten Elf vor: Benatelli ersetzte Ziereis, der aufgrund von Oberschenkelproblemen nicht im Kader stand.
Teroddes erste Kopfball ist ein Wirkungstreffer
Thioune, der für das prestigeträchtige Spiel von 4-3-3 auf 3-4-3 umstellte, hatte vor der Partie von seiner Mannschaft gefordert, dass sie "noch mehr agiert" und "proaktiv" ist. Es waren aber die Gäste in Braun-Weiß, die den besseren Start erwischten und sich durch Makienok zweimal früh annäherten (2./6.). Der HSV machte das Spiel nach etwas mehr als zehn Minuten erstmals schnell über die Flügel - und schnappte sich prompt die Führung: Rückkehrer Vagnoman "vernaschte" Dittgen und servierte dann butterweich für Terodde, der sich am langen Pfosten gelöst hatte und per Kopf seinen siebten Saisontreffer markierte (12.).
Die Rothosen übernahmen daraufhin die absolute Kontrolle, schnürten die Gäste in der eigenen Hälfte ein und ließen ihnen kaum Luft zum Atmen. Nahezu ausschließlich über die rechte Seite kommend drückte die Thioune-Elf auf den nächsten Treffer, erarbeitete sich zahlreiche Ecken. Erst mit der vierten wurde es gefährlich, und natürlich war es Terodde, der mit seinem Kopfball diesmal aber nur den Pfosten traf (19.). St. Pauli hatte den Schock nach einiger Zeit schließlich überstanden, kämpfte sich Stück für Stück wieder ins Spiel und ließ bereits drei Minuten nach dem Ausrufezeichen vom Top-Stürmer des HSV aufhorchen, letztlich fehlte beim Versuch von Becker aus der zweiten Reihe aber doch ein bisschen.
2. Bundesliga, 6. Spieltag
Zalazar nimmt Maß und sorgt für Brisanz
Das Derby war zwischendurch für zehn Minuten ordentlich abgeflacht, trug sich hauptsächlich zwischen den Strafräumen zu, doch dann brachten die Braun-Weißen mit dem Ausgleich wieder ordentlich Fahrt rein. Makienok machte den Ball an der Strafraumkante gut fest und bediente Zalazar im Rückraum, der mit einem schönen wie strammen Flachschuss ins linke Eck vollendete (35.). Der Tabellenführer ließ sich davon aber nicht groß aus der Spur bringen, drehte vor der Pause noch einmal auf, konnte jedoch keine nennenswerten Akzente mehr setzen.
Nach dem Seitenwechsel hielten die Gastgeber das Tempo aufrecht, kamen durch einen abgefälschten Distanzschuss von Kapitän Leibold zur ersten vielversprechenden Möglichkeit (48.) und sorgten wenig später für ordentlich Betrieb im Strafraum von St. Pauli, doch letztlich kam Buballa dem lauernden Terodde zuvor (52.). Keine der Mannschaften gab sich mit dem Punkt zufrieden, Derby eben. So ging es in beide Richtungen, auf und ab. Ulreich musste erstmals so wirklich gegen Becker eingreifen, der den ehemaligen Bayern-Keeper mit einem wuchtigen Schuss aus der Distanz forderte (53.). Dann ließen wieder die Rothosen in Person von Terodde aufhorchen, doch der Torjäger machte aus den Chancen in der 60. und 66. Minute überraschend wenig.
Makienok aus dem Nichts, Terodde mal wieder doppelt
Dann war die Luft wieder etwas raus, bis eine verrückte Schlussphase startete. Plötzlich zappelte der Ball im Netz des HSV, weil Makienok das Spielgerät nämlich mit der Spitze auf das Tor beförderte - und Ulreich beim zentralen Versuch zwar noch dran war, den Einschlag aber nicht verhindern konnte (82.). Die Freude bei den Gästen sollte aber nicht lange währen, denn der beste Zweitliga-Torjäger schlug schon wieder zu. Terodde legte sich die Vorarbeit von Dudziak, der im Sommer 2019 von St. Pauli gekommen und in der 70. Minute eingewechselt worden war, zurecht und stellte mit seinem vierten Doppelpack im erst sechsten Spiel auf 2:2 (84.). In den letzten Zügen des Derbys offenbarte sich auf beiden Seiten noch eine Möglichkeit, doch Flach kam nicht mehr an den Ball (89.) und Woods Versuch mit der Hacke in der letzten Aktion flog knapp neben dem Tor ins Aus (90.+3).
So blieb es bei dem unter dem Strich gerechtfertigten 2:2 im Stadtderby. Bedeutet: Der HSV ließ zum ersten Mal in dieser Spielzeit Punkte liegen - zumindest waren es dank eines weiteren Sahnetages von Terodde nur zwei statt drei.
Für den HSV geht es am Montagabend (20.30 Uhr) bei Holstein Kiel weiter. Der FC St. Pauli empfängt am Sonntag (13.30 Uhr) den Karlsruher SC.