Aus Herthas Trainingslager in Zell am See berichtet Steffen Rohr
Nach 33 gespielten Minuten lernte auch Mickael Biron die Kompromisslosigkeit von Toni Leistner kennen. Herthas Neuzugang entschloss sich an der Außenlinie zu einem Tackling, das keine Fragen offen ließ. Leistner traf zunächst den Ball - und dann auch Biron. Der Nationalspieler aus Martinique ging mit einem schmerzerfüllten Schrei zu Boden, Leistner drehte unter lobenden Worten von Coach Pal Dardai („Gut so!“) routiniert ab: Job erledigt. Der Innenverteidiger gab im Testspiel gegen den belgischen Erstliga-Aufsteiger im Steinbergstadion in Leogang bei sengender Hitze ein solides 45-Minuten-Debüt.
Dardai hatte wie erwartet die aktuelle A-Formation auf den Rasen geschickt, Hertha begann überlegen. Dem ersten Abschluss von Fabian Reese (4.) folgte ein Traumtor zur Führung: Marco Richter flankte von der rechten Seite in den Strafraum, Reese vollendete per Direktabnahme (9.). Beide waren die Berliner Schwungräder im ersten Durchgang und in Co-Produktion auch für das zweite Hertha-Tor verantwortlich: Reese marschierte auf links nach vorn und legte quer auf Richter, der ins lange Eck vollendete (28.).
Zeefuiks zu kurzer Rückpass bringt Molenbeek zurück ins Spiel
Zuvor hatte Hertha auch das Gegentor aufgelegt: Ein zu kurzer Rückpass von Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik, der zuletzt im Konkurrenzkampf Jonjoe Kenny überholt hatte, wurde zur Vorlage für Niklo Dailly. Molenbeeks Rechtsaußen umkurve Hertha-Keeper Tjark Ernst und schob ein (15.).
Zur Pause tauschte Dardai komplett durch, Innenverteidiger Filip Uremovic übernahm die Kapitänsbinde von Richter. Die Belgier kamen nach 61 Minuten zu einem gefährlichen Freistoß durch Biron, zuvor hatte Mesut Kesik nach einem Ballverlust von Linksverteidiger Eliyas Strasner kurz vor der Strafraumgrenze ein Foul gezogen, um Schlimmeres zu verhindern. Rikelmi prüfte mit einem Schuss Herthas Schlussmann Robert Kwasigroch (74.), zudem entschärfte Kwasigroch eine gefährliche Eingabe (79.).
Aber über weite Strecken stand Hertha im zweiten Durchgang vor den Augen von Kölns Coach Steffen Baumgart und dem langjährigen Dardai-Co-Trainer Rainer Widmayer (jetzt Fürth) stabil, konnte sich im Angriffsdrittel mit dem B-Team aber nicht allzu häufig durchsetzen. Der als Linksaußen aufgebotene Ibrahim Maza initiierte einige Male Gefahr, Rechtsaußen Derry Scherhant verpasste mehrfach den richtigen Zeitpunkt zum Abspiel. "Jedes Spiel schenken wir dem Gegner ein Eigentor", sagte Trainer Dardai nach dem Spiel mit Blick auf Zeefuiks Fauxpas.
Dardai: "Waren viele gute Automatismen und schöne Umschaltmomente dabei"
"Wir wollten eigentlich zu Null spielen. Aber sonst waren viele gute Automatismen und schöne Umschaltmomente dabei. Die Tore waren schön herausgespielt. Ich bin zufrieden, aber es muss noch mehr Frische kommen. In den nächsten zwei Wochen werden wir uns noch mehr mit dem eigenen Ballbesitz beschäftigen." Auch mit Leistners Debüt war der Ungar einverstanden: "Er moderiert schon das Spiel." Und bringt, wie gleich bei der Premiere zu sehen war, Aggressivität und Körperlichkeit auf den Platz: "Es hat auch mal geknallt", sagte Dardai. "So muss es sein, auch in einem Testspiel."
Der nächste Härtetest für die Berliner, die sich noch bis zum Freitag in Zell am See auf die Zweitliga-Saison vorbereiten, folgt gleich am Sonntag. Dann wartet um 13 Uhr in Saalfelden der belgische Meister Royal Antwerpen, das Team von Coach Mark van Bommel und Ex-Hertha-Profi Jurgen Ekkelenkamp, als Gegner.