Eine der größten Fragen vor diesem Samstagabendspiel des 28. Spieltags war: Wie löst VfB-Trainer Sebastian Hoeneß das Abwehrpuzzle, weil ihm die zentralen Kräfte Anton (5. Gelbe Karte), Rouault (Kieferbruch) und der Langzeitverletzte Zagadou (Kreuzband-OP) fehlen? Die Antwort: Nach dem jüngsten 3:3 gegen Heidenheim startete Karazor zusammen mit Leweling, dafür fehlten in der Startelf eben der gesperrte Anton und Dahoud (Bank). Und in der Innenverteidigung neben Ito startete überraschenderweise Stiller, der spielerisch so natürlich auch direkt als erster Aufbauspieler agierte.
Alles in allem bekamen das die Schwaben auch gut gelöst, ließen in den ersten 45 Minuten gegen vor allem schnelle Dortmunder wie Sancho oder der mehrmals geschickte Adeyemi kaum etwas zu.
So entwickelte sich, weil auch Hummels und Schlotterbeck wie in der vergangenen Woche beim gefeierten 2:0 beim FC Bayern (erster Bundesliga-Sieg in München seit fast zehn Jahren) stabil standen, ein ausgeglichenes Duell auf gutem Niveau. Robuste Zweikämpfe gehörten dabei genauso dazu wie gute Ansätze im Passspiel der beiden Mannschaften, wenngleich hier oft die Genauigkeit fehlte.
Adeyemi vergibt die beste Chance des Spiels
Ein paar Annäherungen gab es aber auch - darunter auch Großchancen: Los ging es zunächst mit einer Kopfballmöglichkeit für Guirassy (2. Minute), ehe Adeyemi auf der anderen Seite Mittelstädt aussteigen ließ und zu Boden sank. Einen Elfmeter gab es hier aber nicht (5.), weil der Borusse klar den Kontakt gesucht hatte - das bestätigte auch die kurze VAR-Untersuchung (6.).
Als nächstes war ein tückischer Can-Distanzschuss auf der Tagesordnung, den Nübel parierte (13.). Direkt im Anschluss bekam Füllkrug einen Kopfball nicht auf den Kasten gelenkt (14.), ehe Sabitzer ebenfalls aus der Entfernung abzog und erneut Nübels Hände fand (21.). Vier Zeigerumdrehungen später setzte Guirassy die Kugel nach präziser Führich-Flanke rechts neben den BVB-Kasten - und in Minute 31 dann lag das 1:0 für die Schwarz-Gelben richtig in der Luft, Adeyemi scheiterte frei vor Nübel aber an einem Top-Reflex (31.).
Guirassy ist nicht zu bremsen
Bundesliga - 28. Spieltag
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten sah Dortmunds Trainer Edin Terzic, der an diesem Tag wieder auf den nach Magen-Darm-Erkrankung gesunden Stammtorwart Kobel sowie auf Sabitzer nach Rotsperre zurückgreifen konnte (Meyer und Nmecha dafür auf der Bank), dann Folgendes: Seine Defensive ließ Führich zu viel Platz. Der deutsche Nationalspieler schaufelte den Ball daraufhin überlegt in die Mitte zum leicht im Rückraum freistehenden Leweling. Doch dessen Volley war verkorkst, ging weit links vorbei (50.).
In der Folge drückten dann die Westfalen der Partie ihren Stempel auf, erarbeiteten sich mehr Feld- und Ballbesitzanteile. Füllkrug prüfte außerdem Nübel per Kopfball (60.).
Und doch stand es plötzlich 1:0 für den Gast, weil dieser nach Can-Fehlpass überragend umschaltete und letztlich Torschütze Guirassy im Zentrum freispielte. Dessen Einschuss rechts oben unter die Latte bedeutete zugleich Saisontor Nummer 24 in 22 Ligaspielen (64.). Der Siegtreffer war das zugleich.
Schlotterbeck glaubt es kaum
Denn der drückende BVB verstand es nicht mehr, die Kugel wirklich im Netz unterzubringen. Füllkrug scheiterte zunächst (66.), ehe es nach vergebener Undav-Möglichkeit auf der anderen Seite (70.) vielen Dortmunder Fans die Fassungslosigkeit ins Gesicht trieb. Denn in der 80. Minute landete der Ball nach Eckball, Nmecha-Kopfball und Nübel-Parade unmittelbar vor dem Gehäuse vor den Füßen von Schlotterbeck. Der aufgerückte Innenverteidiger schoss allerdings überhastet drüber - und wirkte selbst verzweifelt. In einer neunminütigen Nachspielzeit verpassten zudem noch die Joker Moukouko (90.+1) sowie Haller (90.+7), während der VfB das 2:0 ausließ (90.+6).
Verdient wäre das 1:1 natürlich gewesen für die Borussia, doch letztlich stand ein 0:1 zu Buche - wodurch Dortmund Tabellenplatz 4 an RB Leipzig (4:1 in Freiburg) abtreten musste. Die Stuttgarter feierten derweil einen weiteren großen Schritt Richtung Königsklassenticket und zogen zudem mit Bayern München gleich.
Weiter geht's wie folgt: Die Schwaben treten erneut am Samstagabend (18.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt an, die Schwarz-Gelben haben zunächst das Hinspiel im CL-Viertelfinale gegen Atletico Madrid vor der Brust (Mittwoch, 21 Uhr), ehe am Samstag (15.30 Uhr) das Borussen-Duell mit Gladbach auf die Terzic-Schützlinge wartet.