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Chelsea trennt sich von Mourinho

Nach Absturz auf Platz 16

Chelsea trennt sich von Mourinho

José Mourinho muss seinen Platz als Trainer des FC Chelsea verlassen.

José Mourinho muss seinen Platz als Trainer des FC Chelsea verlassen. picture alliance

"Chelsea Football Club und José Mourinho haben sich heute in gegenseitigem Einvernehmen getrennt", hieß es am Donnerstagnachmittag in einem offiziellen Statement. Beide Parteien seien übereingekommen, dass die Ergebnisse in dieser Saison nicht gut genug gewesen seien und es im Interesse aller Beteiligten sei, getrennte Wege zu gehen. Der Klub betonte aber, "dass José uns im Guten verlässt und immer eine geliebte, respektierte und wichtige Person bei Chelsea sein wird".

Mourinho war im Sommer 2013 an die Stamford Bridge zurückgekehrt und hatte Chelsea im zweiten Jahr seiner zweiten Amtszeit zum Gewinn der Meisterschaft geführt. Danach hatte der russische Klubbesitzer Abramovich den Vertrag des 52-Jährigen vorzeitig bis 2019 verlängert. In der neuen Saison folgte jedoch ein ungeahnter Absturz des Meisters, der im Vergleich zur Vorsaison nicht mehr wiederzuerkennen war. Das jüngste 1:2 beim Überraschungs-Spitzenreiter Leicester City bedeutete bei nur vier Siegen bereits die neunte Pleite im 16. Ligaspiel. Zum Vergleich: In der kompletten Vorsaison hatte Chelsea nur dreimal verloren.

Nach dem Absturz auf Platz 16 und nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze sah sich Abramovich zum Handeln gezwungen. Kurz vor der heißen Saisonphase um Weihnachten herum mit zahlreichen Spielen in kurzer Zeit muss Mourinho seinen Posten räumen. Beim Heimspiel gegen Sunderland am Samstag (16 Uhr) wird er nicht mehr auf der Bank der Blues Platz nehmen. Zu möglichen Nachfolgern machte Chelsea noch keine Angaben. Gehandelt werden unter anderem Guus Hiddink und Juande Ramos, die beide bereits an der Stamford Bridge arbeiteten.

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Vor dem 2:0 gegen den FC Porto, durch das Chelsea in der Champions League das frühe Aus vermied, hatte Mourinho noch auf das Vertrauen des Klubchefs gesetzt ("Er weiß, was er an mir hat"). Nach dem neuerlichen Rückschlag in Leicester und der General-Abrechnung des Portugiesen mit seinen Spielern ("Meine Arbeit wurde verraten!") sah sich Abramovich aber zum Handeln gezwungen, auch wenn Mourinhos Entlassung den FC Chelsea teuer zu stehen kommt - noch teurer als 2007: Diesmal stehen sogar 55 Millionen Euro im Raum.

Vom Ärztestreit bis zum "Verrat": Das Ende eines rasanten Niedergangs

Die Stimmung an der Stamford Bridge war in dieser Saison eigentlich seit dem ersten Spieltag angespannt, als es Mourinho beim 2:2 gegen Swansea zum Staatsakt erhob, dass Teamärztin Eva Carneiro in der Nachspielzeit aufs Feld gelaufen war , um den verletzten Eden Hazard zu behandeln. Im Verlauf des unnötigen Streits kündigte die auch bei den Spielern angesehene Ärztin, die inzwischen auch gerichtlich gegen Chelsea vorgeht. Das "Denkmal" Mourinho hatte erste Risse erhalten - und die wurden größer. Wie der Portugiese, der sich zudem mal wieder in einen Kleinkrieg mit Arsène Wenger verstrickte , verdiente Spieler wie Hazard, Matic und sogar seinen einstigen Intimus Terry behandelte, kam beim Team alles andere als gut an.

Öffentlich stellte sich Mourinho jedoch trotz zum Teil unfassbaren Leistungseinbrüchen vor seine Spieler, suchte die Schuld wie so oft bei anderen, allen voran den Schiedsrichtern. Wegen seiner Kritik an den Referees nach dem 1:3 gegen Southampton brummte ihm die FA sogar eine Stadionsperre auf. Die Fans hielten weiter zu "The Special One", der seinen Zauber längst verloren hatte. Von den Solidaritätsbekundungen im Stadion zeigte sich sogar Mourinho gerührt .

Sportlich kam Chelsea aber einfach nicht auf die Beine. Immer wenn es so aussah, als ob sich der gestürzte Meister wieder fangen würde, folgte der nächste Rückschlag - wie zuletzt bei der 0:1-Heimpleite gegen Aufsteiger Bournemouth oder eben dem 1:2 bei Tabellenführer Leicester, der nach 16 Spieltagen 20 Punkte vor Chelsea liegt. Danach griff Mourinho, der bis zuletzt betonte, seinen Job behalten zu wollen, erstmals zu harscher Kritik an seinen Spielern, die er gegenüber dem vereinseigenen TV-Sender noch einmal erneuerte. Drei Tage später ist das zweite Mourinho-Kapitel bei Chelsea zugeschlagen.

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