"Wir wissen, dass wir Erfolgserlebnisse brauchen, um die nächsten Schritte zu machen, sonst wird es zu schwer", hatte Bundestrainer Hansi Flick vor dem letzten Testspiel vor der Sommerpause angekündigt. Gegen Kolumbien baute Flick wie schon zuletzt gegen die Ukraine (3:3) und beim 0:1 in Polen auf eine defensive Dreierkette, in der Can den zentralen Part gab. Im Vergleich zur Niederlage in Polen gab es satte fünf Änderungen, unter anderem traf es Kimmich (Gündogan begann). Außerdem standen Wolf, Gosens, Goretzka und Sané anstelle von Kehrer, Henrichs, Hofmann und Wirtz in der Startelf.
Deutschland behäbig - Kolumbien testet ter Stegen
Im 3-4-2-1, in dem Musiala neben Goretza im defensiven Mittelfeldzentrum agierte, tat sich die deutsche Elf aber schwer, in Gang zu kommen. In der Anfangsphase versuchte es das DFB-Team vereinzelt über lange Bälle, auf die sich die kolumbianische Defensive aber schnell eingestellt hatte. Außerdem fehlte der letzte Pass, um wirkliche Gefahr heraufzubeschwören.
Schnörkelloser legten die Südamerikaner, bei denen unter anderem der Frankfurter Borré sowie Juves Cuadrado und Liverpools Luis Diaz begannen, ihr Spiel an. Yerry Mina köpfte links neben das Tor (14.). Beim nächsten Kopfball (Borré) musste ter Stegen dann schon ein erstes Mal eingreifen (23.).
Teils wurden die Kolumbianer aber auch vom DFB-Team eingeladen. Deutschland leistete sich - wie schon in den jüngsten Partien - die ein oder andere Unaufmerksamkeit im eigenen Aufbau. Der größte Fehler in Abschnitt eins unterlief Rüdiger: Borré erlief den schlechten Rückpass, der grätschende Thiaw verhinderte mit der Fußspitze gegen Luis Diaz Schlimmeres (28.) - genau wie kurz darauf ter Stegen mit einer Flugeinlage gegen einen Distanzhammer von Yerry Mina (30.).
Erster deutscher Torschuss kurz vor der Pause
Das DFB-Team, das sich offensiv extrem schwertat, brauchte bis in die 45. Spielminute, um den ersten echten Torschuss zustande zu bringen. Musiala spielte mit Havertz einen schönen Doppelpass, scheiterte dann aber am gut reagierenden Vargas (45.).
Luis Diaz schockt Deutschland
Bisherige DFB-Spiele 2023
Dieses kurze Aufflackern konnte Deutschland nicht in ein loderndes Feuer umwandeln - ganz im Gegenteil. Besser aus der Pause kamen die Cafeteros, die sich vor dem deutschen Tor einnisteten. Und sie profitierten erneut von einem Patzer: Nach Cans fatalem Ballverlust brauchte die Flick-Elf zu lange, um sich zu ordnen. Cuadrado nutzte diese Zeit für eine Maßflanke, Luis Diaz versenkte diese überlegt mit dem Kopf links oben zum 1:0 (54.).
Nach dem Rückstand beorderte Flick Can auf die Sechs und stellte auf 4-2-3-1 um. Sein Team wurde dadurch auch etwas aktiver, ernsthaft eingreifen musste Kolumbiens Keeper Vargas aber nicht.
Gefährlicher blieben die Südamerikaner, die durch Arias eine weitere gute Schusschance hatten (58.). Auch die Hereinnahme von Füllkrug brachte nicht den gewünschten Erfolg auf Seiten der DFB-Elf. Zwar zeigte sich Deutschland oft und immer wieder am Strafraum der Gäste, in die wirklich gefährliche Zone ging es aber schlicht zu selten - auch weil Kolumbiens Defensive immer wieder im entscheidenden Moment dazwischen war. Viel mehr als ein abgefälschter Schuss von Havertz schaffte es nicht auf den Chancenzettel (59.).
DFB-Team bleibt harmlos - Kimmichs Pech macht den Deckel drauf
Die Entscheidung fiel dann rund zehn Minuten vor dem Ende. Der erst Sekunden zuvor eingewechselte Kimmich bekam nach einer Flanke von Machado den Ball erst an den angelegten linken und dann an den ausgestreckten rechten Arm - Schiedsrichter Halil Umut Meler entschied auf Elfmeter, der auch nach VAR-Analyse Bestand hatte.
Weil Cuadrado vom Punkt ganz sicher verwandelte (82.), ging Deutschland anstatt des erhofften Erfolgserlebnisses mit einem herben Rückschlag in die Sommerpause - und wartete zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Spielen auf einen Sieg. Pfiffe vom Publikum auf Schalke inklusive.
So geht es für die DFB-Elf weiter
Nach dem Bundesliga-Start im August treffen sich die Nationalspieler Anfang September wieder. Dann geht es für die DFB-Auswahl gegen Japan (09. September in Wolfsburg) und Frankreich (12. September in Dortmund).