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Zwischen FUT und 90er: Die VBL im Modus-Dilemma

Noch kein Königsweg in Sicht

Zwischen FUT und 90er: Die VBL im Modus-Dilemma

In der VBL Club Championship hat jeder virtuelle Profi denselben Gesamtwert

In der VBL Club Championship hat jeder virtuelle Profi denselben Gesamtwert eSport Studio

Optimieren, optimieren, optimieren: Seit mehreren Saisons arbeiten DFL und EA SPORTS daran, die Virtual Bundesliga attraktiver für Zuschauer, Vereine und Spieler zu gestalten. Häufig im Mittelpunkt der Diskussionen: die Modus-Frage. Damit die antretenden Vereine auch auf dem virtuellen Platz angemessen repräsentiert werden, greift man in der VBL Club Championship in zum 90er-Modus von FIFA 21 - zuvor war es der 85er-Modus. Im Einzelwettbewerb wiederum wechseln die Veranstalter gerne zum beliebteren und den Spielern auch gängigeren FUT-Modus. Es sei eine "bewusste Entscheidung" laut Jörg Höflich, Head of Virtual Bundesliga der DFL.

Die scheinbare Chancengleichheit

Die Gründe für die 90er-Variation nannte Höflich zuletzt in einer Gesprächsrunde bei eSportBusiness (ESB): "Uns ist es sehr wichtig, dass alle Beteiligten die gleichen Rahmenbedingungen vorfinden und die Chance haben, siegreich zu sein. Zudem ist uns wichtig, dass keiner Geld ausgeben muss." Ein weiteres Argument ist der Authentizitätsfaktor, wenn Vereine auf dem virtuellen Rasen von ihren eigenen Spielern und nicht den Stars von Paris Saint-Germain oder Manchester City vertreten werden. Zumal sich durch den Sprung von 85er- auf 90er-Modus im vergangenen Jahr auch die Attraktivität des Gameplays gesteigert hat. Alles gut also, oder? Nicht ganz.

Der 90er-Modus reicht zwar nahe an die angepeilte Chancengleichheit heran, erreicht diese aber nicht vollständig. Wichtige Faktoren wie die Körpergröße der virtuellen Spieler wird die DFL nie ausgleichen können. Darüber hinaus sind manche Bundesliga-Kader schlicht besser besetzt - nicht bezüglich des gleichgeschalteten Overall-Ratings, sondern hinsichtlich der Mannschaftsteile.

Die einzelnen Werte im 90er-Modus werden über die Positionen gesteuert. Fehlen einer Mannschaft etwa nominelle offensive Flügelspieler, haben ihre eSportler entsprechend einen Nachteil in der VBL Club Championship. Als Beispiel der abgelaufenen Saison kann die TSG Hoffenheim herangezogen werden, die nach dem Winterabgang von Jacob Bruun Larsen auf den Außenpositionen eingeschränkt war.

Ist FUT die bessere Alternative?

Wäre der FUT-Modus ausgeglichener? Zumindest könnte jeder Kontrahent seine eigene Mannschaft aus einem vorgegebenen Spielerpool wählen - selber Pool, selbe Chancen. Zudem sind die meisten Profis den Modus gewohnt. Allerdings gibt es da auch klare Nachteile: Der Wechsel würde nicht nur Authentizität kosten, die DFL wäre auch stärker auf EA SPORTS angewiesen.

Der Entwickler müsste Accounts mit freigeschalteten Spielern zur Verfügung stellen, ansonsten würden die Geldbeutel der Teilnehmer und Vereine leiden, was Höflich und die DFL ungern sehen. Gerade im Bezug auf die VBL Open wirkt FUT kaum ganzheitlich umsetzbar. Und auch in der Club Championship bräuchten die Veranstalter zahlreiche Spezial-Accounts. Im Extremfall vier pro Verein - das wären in der vergangenen Saison ganze 104 gewesen.

Der Austausch geht weiter

Eine perfekte Lösung für das Modus-Problem scheint derzeit nicht zu existieren. Höflich und der DFL fällt es entsprechend schwer, sich auf FUT oder den 90er-Modus festzulegen. Sie versuchen, die Meinungen der Klubs und Spieler einzubeziehen, die sich selbst nicht immer einig sind. Auf der Pressekonferenz vor der Finalrunde der Club Championship hatte der VBL-Chef vor einigen Wochen zumindest bekannt gegeben, mit EA SPORTS im Austausch über die Weiterentwicklung des 90er-Modus zu sein. Ein explizit genanntes Themenfeld war dabei die "Anzahl an Positions-Items". Ob diese Gespräche das Modus-Dilemma der VBL in absehbarer Zeit aus der Welt schaffen können, bleibt jedoch fraglich.

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Christian Mittweg

FIFA 21 Ultimate Team: Das Community-TOTS