Bundesliga

Volltreffer: Wie Arne Engels auch den FCA überrascht

Die rasante Entwicklung des jungen Augsburger Neuzugangs

Zufällig ein Volltreffer: Wie Arne Engels auch den FCA überrascht

Augsburgs Neuzugang Arne Engels wird mit Lob überhäuft.

Augsburgs Neuzugang Arne Engels wird mit Lob überhäuft. IMAGO/Sven Simon

Früh in der Hinrunde wurden erste Videos eingespielt und studiert. Bei Arne Engels schauten die Scouts und Verantwortlichen des FC Augsburg genau hin und stellten in einem Meeting zwei nicht so irrelevante Fragen: Warum spielt dieser Engels bei den Profis in Brügge keine Rolle? Warum sehen die den nicht?

Eine Antwort konnte auch der Spieler nicht liefern, später, als er zum ersten Mal mit seinem Berater in Augsburg erschien. Beim FC Brügge, wo Engels für die U 19 in der Youth League und für die zweite Mannschaft in der zweiten Liga spielte, lief sein Vertrag aus. Gerne, so sagte es Engels beim Treffen in Augsburg, würde er auch schon im Winter wechseln. Dem FCA kam das ganz recht, er wollte möglichst schnell Nägeln mit Köpfen machen.

Der 1. FC Nürnberg zeigte ebenfalls Interesse, Engels hörte sich das Angebot an, entschied sich jedoch für Augsburg. Für die größtmögliche Herausforderung, die Bundesliga. 100.000 Euro überwies der FCA nach Belgien, 200.000 Euro einsatzabhängige Boni könnten und werden wohl noch hinzukommen.

"Guter Abschluss mit links und mit rechts"

Als erster von später sieben Neuzugängen kam Engels passend zur ersten Trainingseinheit des Jahres in Augsburg an, reiste tags darauf gleich mit den neuen Kollegen ins Trainingslager nach Spanien. Einen "Perspektivspieler" stellte Enrico Maaßen dort lobend vor und merkte gleich an, was dieses als Rechtsaußen geholte Talent für einen guten Eindruck im Training hinterließe. "Er ist sehr ruhig, sehr besonnen, sehr flexibel, bringt schon eine gute Körperlichkeit mit, hat einen sehr guten Abschluss mit links und mit rechts, ein sehr gutes Passspiel." Viele gute Punkte für einen Jungprofi, der noch nie in einer ersten Liga gespielt hatte, geschweige denn der Bundesliga.

Die durchaus knifflige Personallage machte es möglich, dass Engels, der im Nachwuchs des FC Brügge ab und zu als Achter agiert hatte, im letzten Trainingslager-Test gegen Ferencvaros (0:2) auf der Sechs neben Julian Baumgartlinger begann. Niklas Dorsch brauchte nach seinen Mittelfußanbrüchen noch Zeit, Elvis Rexhbecaj fehlte wegen einer Steißbeinprellung. Und Carlos Gruezo weilte längst woanders, um kurz vor Toreschluss zu den San Jose Earthquakes in die MLS zu wechseln.

In Dortmund ins kalte Wasser geworfen - und plötzlich Glücksgriff in der Schaltzentrale

Zurück in Deutschland, legte dieses Mal eine Erkältungswelle zahlreiche FCA-Profis flach. Unter anderem Julian Baumgartlinger, der beim finalen Test gegen Wolfsburg (1:0) wohl neben dem genesenen Rexhbecaj aufgelaufen wäre. Stattdessen durfte Engels wieder ran und machte seine Sache so gut, dass Maaßen ihn eine Woche später beim Pflichtspielauftakt vor über 80.000 Zuschauern in Dortmund ins kalte Wasser warf. Engels bedankte sich beim wilden 3:4 mit einem Assist und einer reifen Leistung, die er anschließend auch gegen Gladbach (1:0), in Freiburg (1:3) und nicht zuletzt gegen Leverkusen (1:0) bestätigte.

"Er macht das sehr, sehr gut. Man sieht es auch in den Trainingseinheiten, dass er eine Entwicklung nimmt", lobte Siegtorschütze Mergim Berisha seinen Vorlagengeber. "Normalerweise schieße ich die Ecken, mit ihm haben wir einen Standardspezialisten dabei. Wenn er den Ball jedes Mal so bringt …"

Der, der eigentlich als hoffnungsvolles Talent für die rechte Seite geholt wurde, entpuppt sich nun als Glücksgriff in der Schaltzentrale des Augsburger Spiels.

Zweikampfhärte, Übersicht, Dynamik

Engels überzeugt mit Zweikampfhärte, Übersicht, Dynamik und einer guten Schusstechnik. "Ich weiß nicht, was gerade passiert. Es ist wirklich verrückt, aber ich versuche, ruhig zu bleiben", strahlte der junge Belgier am Freitagabend. Ruhig bleiben, auch das zeichnet sein Spiel aus, obwohl er im Grunde auf dem ganzen Platz zu finden ist. 12,98 abgespulte Kilometer und 70 intensive Läufe - beides Topwerte - belegen eine intensive Spielweise.

Dass gegen Leverkusen nach 71 Minuten trotzdem nicht Engels, sondern Rexbecaj ausgewechselt wurde, spricht Bände für das Vertrauen, das Maaßen schon jetzt in den Teenager hat. "Ich hoffe, er rutscht nie wieder aus der Startelf, wenn er so spielt, wie er gerade spielt", lobt der Trainer. "Das ist schon wirklich gut und beeindruckend." Auch Stefan Reuter findet Engels' unerwartet rasante Entwicklung "außergewöhnlich", wenngleich der Sport-Geschäftsführer ähnlich wie Maaßen mahnt: "Ball flachhalten, klar bleiben." Und weiter Fußball spielen.

Du musst deinen Mann stehen, stark sein, bereit sein für jedes Duell.

Arne Engels

In Kürze wird Engels, der eifrig Deutsch lernt, seine eigene Wohnung in Augsburg beziehen, noch lebt er im Hotel. Das hat den Vorteil, dass er sich nicht ums Kochen kümmern muss. Dabei, erzählt er lachend, müssen dann bald Mama und Papa per Facetime helfen. "Ich bin noch jung", erinnert Engels, doch bezieht das eher auf sein Fußballerdasein. Und meint das nicht im kleinsten Sinne negativ. "Alter spielt im Fußball keine Rolle. Du musst deinen Mann stehen, stark sein, bereit sein für jedes Duell." Das ist er bislang, auch wenn natürlich mal schwächere Phasen hinzukommen werden.

Fürs Erste hat Engels seinen Platz im Augsburger Zentrum, also da, wo er gar nicht hinsollte, sicher und darf seinem Vorbild De Bruyne nacheifern. "Ich spiele weiter mein Spiel und mache es bis jetzt, glaube ich, ganz gut." Kein Einspruch.

Vielleicht schaut der FC Brügge ja jetzt auch etwas genauer hin.

Mario Krischel

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