Bundesliga

Zirkus, Zufall, Ziele: Das plant Wimmer in Wolfsburg

Wie der Österreicher Keeper Ortega Moreno beim ManCity-Wechsel "behilflich" war

Zirkus, Zufall, Ziele: Das plant Wimmer in Wolfsburg

Will sich beim VfL Wolfsburg beweisen: Patrick Wimmer.

Will sich beim VfL Wolfsburg beweisen: Patrick Wimmer. IMAGO/regios24


Aus Wolfsburgs Trainingslager in Seefeld berichtet Thomas Hiete


"Wimmerchen, tust du mir einen Gefallen und bleibst mal vorne und machst hier keinen Zirkus. Danke."

Die spaßig-ernste Ansage von Trainer Niko Kovac am Samstag in der Übungseinheit kam an bei Wolfsburgs Patrick Wimmer, der umgehend spurte und die Sache mit dem Spitznamen mit Humor nimmt. "Meinen Spitznamen 'Wimmsi' kennen hier viele noch nicht", sagt er lachend. Das soll sich ändern, der Österreicher hat viel vor beim VfL.

Am Sonntag sprach er über …

... seinen Wechsel von Arminia Bielefeld nach Wolfsburg: Für fünf Millionen Euro ging es von Bielefeld nach Wolfsburg. Seine klare Ansage: "Ich bin bereit für mehr." Mit drei Toren und neun Vorlagen war er der Topscorer bei Absteiger Arminia und hätte dieses Ranking damit auch in Wolfsburg angeführt. Inmitten des Abstiegskampfes entschied er sich, der von mehreren Interessenten aus der Bundesliga und dem Ausland berichtet, zum Wechsel: "Die Gespräche mit Wolfsburg haben sich am besten angehört. Der Verein hat viel vor, alle wollen hier Champions League spielen und vorne mitspielen in der Bundesliga. Das will ich auch. Ich will Titel gewinnen - da ist der Verein, den ich ausgewählt habe, nicht so schlecht."

Ich hatte gute Gespräche mit Florian Kohfeldt.

Wölfe-Neuzugang Patrick Wimmer über den ehemaligen VfL-Coach

... das Risiko im Abstiegskampf: Als Wimmer seine Wolfsburg-Wahl traf, hätte auch noch der VfL absteigen können. Was wäre dann gewesen? Wäre er auch in die 2. Liga gewechselt? "Mir war klar, dass der VfL die Klasse hält und ich in der 1. Liga spielen werde."

... seine Gespräche mit Florian Kohfeldt: Der Wolfsburger Ex-Trainer half dabei, den Offensivmann vom VfL-Wechsel zu überzeugen und musste dann nach dem letzten Spieltag seinen Hut nehmen. "Ich hatte gute Gespräche mit Florian Kohfeldt", sagt Wimmer, "aber ich glaube, Niko Kovac ist auch ein sehr guter Trainer, der mir sicher viel beibringen kann. Er war schon bei großen Vereinen."

... seine Karriereschritte: Vor einem Jahr wechselte Wimmer für 500.000 Euro von Austria Wien nach Bielefeld, zwölf Monate später ging's nun für fünf Millionen nach Wolfsburg. "In meiner Karriere", sagt der 21-Jährige, "ist es sehr steil nach oben gegangen. Ich bin bereit für den nächsten Schritt." Gleichwohl weiß Wimmer um die Gefahren: "Es kann auch sehr schnell wieder in die andere Richtung gehen. Deswegen muss ich weiter viel an mir arbeiten. Der Konkurrenzkampf hier ist noch mal anders als in Bielefeld."

... seine Rückennummer 39: In Bielefeld trug er noch die 20, nun griff Wimmer weit oben ins Nummern-Regal. "Es sind sehr viele Spieler im Kader und sehr viele Nummern belegt." Mit der 39 verbindet er zumindest vorerst Erinnerungen an ehemalige Teamkameraden: Manprit Zakaria (nun Sturm Graz) trug sie zu gemeinsamen Zeiten bei Austria Wien, Sebastian Vasiliadis in Bielefeld. "Ich hatte mit ihnen ein gutes Verhältnis und habe mir gedacht, dass mir die Nummer vielleicht Glück bringt." Jedoch sollten Wolfsburger Trikotkäufer noch warten mit einem Wimmer-Flock: "Ich glaube, wenn noch andere Nummern frei werden, würde ich sogar noch wechseln."

Patrick Wimmer

Spaß am Dribbeln: Wölfe-Neuzugang Patrick Wimmer. IMAGO/regios24

... die Nationalmannschaft und ÖFB-Trainer Ralf Rangnick: Kürzlich feierte Wimmer sein Länderspieldebüt im Österreich-Trikot beim 0:2 in Dänemark. "Er gibt mir sehr viel Vertrauen", sagt Wimmer über den deutschen Coach. "Er sagt, ich soll einfach mein Spiel spielen. Das tut mir gut." Der Neu-Wolfsburger bedauert es, dass die WM in Katar ohne Österreich stattfindet und blickt schon weiter voraus: "Unser Kader ist sehr gut. Wir wollen für die EM in zwei Jahren voll angreifen."

... den Ex-Wolfsburger Xaver Schlager: Wimmers Landsmann hatte sich bei ihm gemeldet und seine Hilfe angeboten, als der Wechsel nach Wolfsburg feststand. Nun wechselte Schlager selbst zu RB Leipzig. "Ich glaube, wenn ich ihn anrufen würde, würde er mir sicher noch ein paar Ratschläge geben", lacht Wimmer, den der Abschied Schlagers nicht überraschte. "Ich habe gewusst, dass es viele Interessenten bei Xaver gab." Mit Pavao Pervan trifft Wimmer in Wolfsburg dennoch auf einen Landsmann. "Er ist eine Bezugsperson für mich, bietet mir immer seine Hilfe an. Wenn ich was brauche, kann ich mich bei ihm melden."

Nach jedem Training hast du Bier getrunken, das gehörte dazu.

Patrick Wimmer über seine ersten größeren Schritte im Herren-Fußball

... seine Karriereziel: Sprungbrett VfL? So weit denkt Wimmer nicht. "Wenn man meine Karriere sieht, kann man so etwas nicht sagen. Es ist alles so schnell gegangen, ich habe mir über nichts Gedanken gemacht." Doch wovon hat er als Kind geträumt? "Auf jeden Fall nicht von Fußball", antwortet der 21-Jährige. "Ich hatte nie den Traum, dass ich Profifußballer werde. Das kam dann alles so zufällig, es hat sich alles so ergeben." Idole, Trikots von Stars, das alles gab es nicht in der Jugend des in Tulln an der Donau geborenen Offensivmannes, der ehrlich sagt: "Es war nie so, dass ich mir Fußball angeschaut habe." Er spielte lieber selber. Mit 15 fing er schon an, in der österreichischen Landesliga parallel zum Nachwuchs bei den Herren zu kicken - ohne große Ambitionen. "Nach jedem Training hast du Bier getrunken, das gehörte dazu." Mit 17 wechselte er dann zu Austria Wien, die Karriere nahm an Fahrt auf. Rückblickend sagt er: "Es war gut für mich, dass ich ziemlich früh in den Erwachsenenfußball gekommen bin, es ging körperlich zur Sache."

... seinen Spielstil: Wimmer war laut Datenanbieter Opta in der abgelaufenen Spielzeit ligaweit der Spieler mit den meisten versuchten Dribblings (139) vor Leverkusens Moussa Diaby (129), seine 71 erfolgreichen Eins-gegen-eins-Aktionen bedeuteten Platz zwei hinter Bayerns Alphonso Davies (80). "Wenn ich den Raum sehe", sagt Wimmer, "dann bedribble ich ihn, auch meine Steckpässe sind nicht die schlechtesten. Ich mache mir da keine Gedanken." Dribbeln mit Risiko: "Unser Torwarttrainer in Bielefeld hat mir gesagt, dass unser Keeper Stefan Ortega Moreno die meisten Paraden durch meine Ballverluste hatte." Paraden, die den Schlussmann nun zu Manchester City brachten. "Das war ein Geben und Nehmen zwischen uns", lacht Wimmer. "Es freut mich für ihn, dass er dort spielt. Das hat er sich verdient."

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