2. Bundesliga

Zieler: "Ich kann es mir gut vorstellen zu verlängern"

Hannovers Keeper hat schon Pläne für die Zeit nach der Karriere

Zieler: "Ich kann es mir gut vorstellen zu verlängern"

Unumstrittenen Nummer 1 und Publikumsliebling bei Hannover 96: Ron-Robert Zieler.

Unumstrittenen Nummer 1 und Publikumsliebling bei Hannover 96: Ron-Robert Zieler. picture alliance/dpa

2019 kehrte Ron-Robert Zieler (34) zurück nach Hannover. Jans Schlaudraff, damals Manager bei 96, holte seinen Ex-Mitspieler vom VfB Stuttgart zurück nach Niedersachsen. Zieler unterschrieb für fünf Jahre. 2024 läuft sein Vertrag aus. Der Torwart ist in Hannover die unumstrittene Nummer 1 und aufgrund seiner konstant guten Leistungen auch Publikumsliebling.

Herr Zieler, vor einer Woche hätten wir vermutlich über einen nicht so guten Saisonstart gesprochen …

Das ist ja immer auch Auslegungssache.

Wie würden Sie jetzt - nach dem Sieg in Rostock - den Saisonstart einordnen?

Er ist für mich noch nicht final bewertbar. Wir hatten in der Liga erst drei Spiele - und sind da ungeschlagen. Das ist erstmal positiv, aber natürlich sind wir nicht komplett zufrieden. Aber im Großen und Ganzen war's vernünftig.

In Nürnberg und im Pokal in Sandhausen hat 96 es nicht geschafft, einen Zwei-Tore Vorsprung über die Zeit zu retten …

Ja, wenn man das Pokalspiel in Sandhausen dazu nimmt, ist es so. In Nürnberg hatten wir auch Pech, bekommen kurz vor Schluss einen Elfmeter gegen uns gepfiffen, der keiner war. Man darf aber nicht vergessen: Das ist die 2. Liga. Die Spiele sind oft ausgeglichen und eng bis zum Schluss.

Zieler: "Nach sechs oder sieben Spielen ist vielleicht eine Tendenz erkennbar"

So, wie Sie argumentieren, dürften Sie nicht nachvollziehen können, warum nach drei Spielen ohne Sieg schon Unruhe in Hannover aufkam. Richtig?

Ich glaube einfach, dass eine endgültige Bewertung noch gar nicht möglich ist. Nach sechs oder sieben Spielen ist vielleicht eine Tendenz erkennbar. Aber jetzt ist es zu früh. Die 2. Liga ist brutal schwer.

Aber Martin Kind hat schon nach dem 2:2 gegen Elversberg im ersten Spiel öffentlich Kritik geübt.

Ich bin Kapitän und konzentriere mich auf das Sportliche. Wir arbeiten als Mannschaft jeden Tag hart, um das zu beeinflussen, was wir sportlich beeinflussen können.

Aber sie nehmen es zur Kenntnis, oder?

Schon, aber ich lese nicht mehr alles. Wichtig ist, dass man sich immer wieder auf das konzentriert, was man selbst beeinflussen kann - und das ist als Spieler das Sportliche.

Was sagen Ihnen denn aktuell die Leute auf der Straße?

Das ist ganz unterschiedlich. An diesen Klub wird oft eine sehr hohe Erwartungshaltung geknüpft, der er nicht immer gerecht werden konnte. Aber 96 ist ein Traditionsklub, da gehört das auch dazu. Deshalb habe ich auch immer betont, dass ein Stück mehr Demut angebracht wäre. Es gibt Menschen, die 96 kritischer sehen. Und es gibt auch genügend Menschen, die uns gegenüber positiv gestimmt sind.

Was denke Sie, wenn die Fans rufen: Außer Zieler könnt Ihr alle gehen!

Darüber mache ich mir keine Gedanken.

Aber es ist doch auch eine Form der Wertschätzung, oder?

Am schönsten ist es, wenn sie uns als Mannschaft feiern. Neben dem Zuspruch, den ich bekomme, ist es wichtig, dass wir als Mannschaft und als Klub Erfolg haben. Das steht über allem. Sportlicher Erfolg ist im Team am schönsten. Das setzt positive Energie frei.

Phil Neumann war beim Pokalspiel in Sandhausen Kapitän, weil der Trainer wollte, dass auch andere Spieler außer Ihnen und Marcel Halstenberg Verantwortung übernehmen. Hat 96 aus Ihrer Sicht zu wenig Spieler, die das wollen und können?

Nein. Es gibt ja auch den Mannschaftsrat, zu dem mit mir insgesamt acht Spieler gehören, zum Beispiel auch Havard Nielsen. Auch Phil wächst immer mehr in diese Rolle hinein. Es ist wichtig, dass sich die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Aber auch das ist ein Prozess. Und es ist Raum für Spieler da, die Verantwortung übernehmen wollen.

Was trauen Sie 96 in dieser Saison zu?

Es ist keine Floskel: Es gibt keine leichten Spiele. Ich hoffe, dass wir weiterhin punkten und in einen Flow kommen. Wir wollen eine bessere Saison spielen als zuvor - vor allem eine bessere Rückrunde.

Marcus Mann hat gesagt, dass die Mannschaft defensiv stabiler werden muss. Was sagen Sie dazu?

Ich hätte nichts dagegen (lacht). Natürlich arbeiten wir auch daran. Das ist Trainingsinhalt. Klar: Wir können uns defensiv noch verbessern, haben das in Rostock aber auch schon gezeigt. Wir wollen diesen Weg weiter gehen.

Nun kommt der HSV nach Hannover. Was erwartet Sie am Samstag?

Der HSV hat eine Mannschaft, die über enorm viel Qualität verfügt und eingespielt ist. Das System von Tim Walter haben sie verinnerlicht. Der HSV hat gute Chancen auf den Aufstieg.

Welche Tugenden sind in der 2. Liga besonders gefordert?

Die Bereitschaft, physisch ans Limit zu gehen: Und: Zweikämpfe zu führen sowie Zweikämpfe zu gewinnen.

Wann ist 96 denn wieder erstklassig?

Das ist die falsche Frage. Die Fans und das Umfeld dürfen ja gerne träumen, aber wir leben in der Gegenwart. Wie schon gesagt: Demut ist wichtig für uns. In den letzten Jahren hat es immer wieder Rückschläge gegeben. Wir müssen unseren Weg weiter gehen, müssen auf uns schauen. Und Kontinuität ist wichtig.

Es ist kein Geheimnis, dass mir 96 und Hannover am Herzen liegen. Ich fühle mich wohl, wir wollen uns hier niederlassen.

Ron-Robert Zieler

Sie stehen für Kontinuität, sind 2019 nach Hannover zurückgekehrt. Ihr Vertrag läuft noch bis Juni 2024. Wann verlängern Sie?

Es ist kein Geheimnis, dass mir 96 und Hannover am Herzen liegen. Ich fühle mich wohl, wir wollen uns hier niederlassen. Ich kann es mir gut vorstellen zu verlängern und habe das auch schon signalisiert.

Es gab immer mal wieder auch Gerüchte um Liverpool? Würde Sie England noch mal reizen?

Ich habe mir im Laufe meiner Karriere angewöhnt, solche Themen generell nicht zu kommentieren. Ich bin hier in Hannover und habe immer wieder betont, dass ich mir vorstellen kann, hier längerfristig zu bleiben.

Gab es schon Gespräche mit 96?

Ich hatte signalisiert, dass ich mir vorstellen kann, zu bleiben. 96 weiß, was sie an mir haben und was ich kann. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und es gibt genügend Beispiele für Torhüter, die auch im reiferen Alter noch auf höchstem Niveau gespielt haben. Ich fühle mich topfit und ich kann mir gut vorstellen, noch einige Jahre Fußball zu spielen. In mir stecken noch einige gute Jahre.

Wie ist es zu erklären, dass Sie fast nie verletzt sind?

Das ist Veranlagung und ein bewusster Lebensstil. Gesunde Ernährung. Das kommt mir jetzt Zugute.

Haben Sie Pläne für die Zeit nach der Karriere?

Ich mache mir schon Gedanken, aber es ist noch nicht spruchreif. Ich kann mir schon vorstellen, im Fußballgeschäft zu bleiben. Aber ich bin auch offen für andere Themen. Es ist immer toll, wenn man den Horizont erweitern kann. Aber es ist naheliegend, dass ich dem Fußball erhalten bleibe.

Als Trainer oder Manager?

Eher als Manager.

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