Bundesliga

Werder Bremen | Michael Zetterer über seinen langen Weg zur Nummer 1

Neuer Werder-Stammkeeper über Hallenturniere, Motivation und ter Stegen

Zetterer: "Dafür, dass ich als Profi im Tor stehe, war ich sehr lange Feldspieler"

Nach fünf Einsätzen eine kicker-Durchschnittsnote von 3,0: Michael Zetterer ist der neue Stammkeeper bei Werder Bremen.

Nach fünf Einsätzen eine kicker-Durchschnittsnote von 3,0: Michael Zetterer ist der neue Stammkeeper bei Werder Bremen. IMAGO/Jan Huebner

Fast neun lange Jahre musste er warten, um den Status zu erlangen, der Michael Zetterer seit seinem Wechsel von der SpVgg Unterhaching zum SV Werder Bremen bis zuletzt angetrieben hatte: Stammkeeper für diesen Klub zu sein, in der Bundesliga. Am vergangenen Spieltag, bei der 0:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen, hat sich die aufgebrachte Geduld bezahlt gemacht, obwohl der bisherige Ersatzmann sich auch nach seinen zwischenzeitlichen Ausleihen nach Klagenfurt und Zwolle immer mal wieder noch mit Alternativen und damit einem Weggang beschäftigt habe. "Es wäre gelogen, wenn ich das total verneinen würde", erklärt der 28-Jährige, "aber mir war klar, dass ich hier die Nummer eins werden will."

In Abwesenheit des seinerzeit verletzt ausgefallenen tschechischen Nationalkeepers Jiri Pavlenka hatte Zetterer die vier vorherigen Bundesligaspiele dazu nutzen können, dass sich der Klub nun für einen dauerhaften Torwartwechsel entschied. Darauf hatte sein Vertreter stets spekuliert: "Ich glaube, ich bin in dieser Hinsicht ein bisschen positiv verrückt. Ich lasse mich von links oder rechts nicht beeinflussen oder von Stimmen, die lauter werden: Probiere es doch hier mal, geh doch da hin oder einen Schritt zurück."

Der nächste Schritt bei Werder: "Keinerlei Motivationsprobleme"

Sein Mindset sei immer darauf ausgelegt gewesen, den nächsten Karriereschritt in Bremen machen zu wollen: "Deswegen hatte ich auch keinerlei Motivationsprobleme: für Extraschichten, früh hier zu sein und spät nach Hause zu fahren, für ein professionelles Leben rund um die Uhr", so Zetterer.

Werder: Die Gegner bis zu Winterpause

Dabei weist der Keeper auch darauf hin, dass "ich nicht die typischste Profikarriere habe, die man halt so kennt": Vom Talent, das den Sprung schafft - "und dann nimmt so eine Karriere seinen Lauf", nein, "bei mir war es anders", betont Zetterer und erinnert beispielsweise an schwere Verletzungen: zwei Kahnbeinbrüche zwischen 2015 und 2016 etwa. Dazu zwang ihn sein malades Handgelenk ab Ende 2017 zu einer mehr als einjährigen Pause.

Stürmer Zetterer: "Sachen, die sonst keiner gemacht hat"

Auch sonst schlug Zetterer in seiner Entwicklung erst relativ spät jenen Weg ein, der ihn zwischen die Pfosten führte - wenngleich er weiterhin auch zu Einsätzen als Spieler kam. "Im Winter habe ich bei Hallenturnieren im Feld gespielt und mit meinen Freunden auf dem Bolzplatz sind immer alle als Feldspieler rumgerannt", erinnert sich der Bremer: "Dafür, dass ich als Profi im Tor stehe, war ich sehr lange Feldspieler."

Irgendwann hat es im Tor ein bisschen mehr Spaß gemacht. Das war auch nicht ganz so anstrengend wie im Feld.

Michael Zetterer

Als solcher hatte er in der Jugend jedenfalls ebenfalls für Aufsehen gesorgt. "Ich habe damals schon Sachen als Stürmer gemacht, die bei uns in der Mannschaft keiner gemacht hat", so Zetterer. Seine Trainer waren sich uneinig. "Der eine wollte unbedingt, dass ich im Feld bleibe. Der andere hat das Talent im Tor gesehen - er hatte dann das letzte Wort und sah dort die größte Chance auf eine erfolgreiche Karriere", berichtet der Werder-Profi: "Und irgendwann muss ich auch sagen, hat es im Tor ein bisschen mehr Spaß gemacht. Das war auch nicht ganz so anstrengend wie im Feld."

Der Blick zu ter Stegen - und Neuer

Trotzdem mutmaßt Zetterer, dass seine Vergangenheit als Spieler "bestimmt einen positiven Einfluss" auf sein Torwartspiel hatte; auch beim Torwartwechsel in Bremen wurden diese Vorzüge gegenüber Pavlenka nun angeführt. Dazu passt auch, dass die neue Nummer eins insbesondere Marc-André ter Stegen als eine für ihn prägende Torwartpersönlichkeit nennt - ohne Manuel Neuer außen vor zu lassen. "Von ihnen guckt man sich alles Mögliche ab", so Zetterer. Er sei selbst gespannt, für wen sich Nationaltrainer Julian Nagelsmann bei der EM als Stammkeeper Deutschlands entscheidet: "Egal, wer es ist - da macht man nichts falsch."

Tim Lüddecke