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Kommentar zum DFL-Investor: Zeichen eines gesunden Realismus

Kommentar

Zeichen eines gesunden Realismus

Die Würfel sind gefallen: Die Geschäftsführer der DFL dürfen in konkrete Verhandlungen mit Private-Equity-Firmen gehen.

Die Würfel sind gefallen: Die Geschäftsführer der DFL dürfen in konkrete Verhandlungen mit Private-Equity-Firmen gehen. Bongarts/Getty Images

Die Tendenzen in Europas Fußball sind relativ klar. In den englischen Fußball investieren Staatsfonds aus nicht gerade huldvoll beleumundeten Autokratien. Gleiches passiert(e) bei Paris St. Germain in Frankreich, wo der bestehende Investorendeal mit CVC ligaseitig derart schlecht verhandelt wurde, dass er den ohnehin krankenden nationalen Wettbewerb zu pulverisieren droht. Spaniens Liga ist zerstritten, die beiden Granden FC Barcelona und Real Madrid noch immer Treiber hinter einer Super League. Insofern stand der deutsche Fußball zuletzt monatelang vor der Frage, wo er sich künftig einsortieren wird: Wird er versuchsweise den Weg des britischen Turbokapitalismus einschlagen? Oder wird er international ein Stück weit unbedeutender, dafür aber nahezu komplett selbstbestimmt bleiben?

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Die Abstimmung der 36 DFL-Klubs an diesem Montag liefert eine Antwort: Bundesliga und 2. Liga entscheiden sich für den Mittelweg und das ist keine schlechte Nachricht. Dieses "Ja" ist Zeichen eines gesunden Realismus und kein Widerspruch zum "Nein" aus dem Sommer, weil schlicht und ergreifend die Parameter andere waren, speziell mit Blick auf die Geldverteilung. Dass es allerdings denkbar knapp ausgefallen ist, enthält eine deutliche Botschaft: Die "Roten Linien" müssen wirklich stehen. An dieser Aussage, die die Liga-Geschäftsführer jüngst auch im kicker-Interview bekräftigten, müssen sich Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel sowie Präsidium und Aufsichtsrat des Liga-Verbandes messen lassen und dürfen auch im Sturm möglicher Nachverhandlungen nicht einknicken, falls der Businessplan nicht aufgeht wie gewünscht. Dabei geht es auch um Glaubwürdigkeit gegenüber den Fans, die ihren Unmut kundtaten.

Das ist ihr gutes Recht und das ist auch das Recht von Klubverantwortlichen. Am Ende muss es aber um Lösungen gehen. Und wenn 36 Klubs klar sagen, dass Investitionen in das Liga-Geschäftsmodell nötig sind, aber am Ende nur ein Lösungsvorschlag als kleinster gemeinsamer Nenner auf dem Tisch liegt, dann muss man nach dem "Warum" fragen. Die naheliegende Idee, Geld aus den aktuellen Medieneinnahmen aller zu verwenden, scheitert schlicht und ergreifend daran, dass so mancher Klub diese Millionen längst verpfändet hat. So solide, wie man sich im deutschen Fußball manchmal gerne gibt, wirtschaftet man halt doch nicht allerorten und das liegt nicht an der "bösen DFL", sondern am Missmanagement der Funktionäre vor Ort.

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  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen.