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Yusuf Demir: Das verfrühte Ende des Barcelona-Traums

Wie Krankl, Wurz und Ogris

Yusuf Demir: Das verfrühte Ende des Barcelona-Traums

Yusuf Demir wird sich demnächst verändern müssen.

Yusuf Demir wird sich demnächst verändern müssen. imago images/NurPhoto

Aus der Traum. Weil der FC Barcelona die zehn Millionen Euro für Yusuf Demir braucht, um auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können, wird der 18-Jährige die Katalanen bereits nach kaum sechs Monaten wieder verlassen müssen.

Krankls verlorener Machtkampf

Yusuf Demir ist nicht der erste Österreicher, dessen Barcelona-Karriere verfrüht zu Ende geht. Selbst Hans Krankl, der in seiner ersten Barça-Saison in La Liga alles zerschossen hat, kehrte schon wenige Monate nach seiner Ehrung als Torschützenkönig Spaniens nach Österreich zurück. Nach der Ablöse von Trainer Lucien Muller übernahm Co-Trainer Joaquim Rifé das Kommando und wandelte sich vom Kumpel zum Peitschenknaller. Krankl suchte den Machtkampf - und verlor ihn.

Weil Rapid die Rückkehr seines Fan-Lieblings nicht auf die Reihe brachte, unterschrieb der "Goleador" für ein halbes Jahr bei der Vienna. Für die Döblinger schoss er in 17 Frühjahrsrunden zwar 13 Tore, vor dem Abstieg konnte er sie aber dennoch nicht retten.

Noch einmal nahm Krankl einen Versuch beim FC Barcelona, aber der neue Trainer Helenio Herrera hatte sich bereits auf Bernd Schuster fixiert. Und Krankl stand nach 44 Toren in 59 Spielen beim "besten Klub der Welt", wie er den FCB immer noch nennt, auf dem Abstellgleis. Im Sommer 1981 nahm "Ansi", wie die Katalanen ihn nannten, endgültig Abschied von Catalunya. Statt ein Angebot des AC Milan anzunehmen, kehrte er zurück zum SK Rapid, der sich durch den "Krankl-Schilling", einem Aufschlag auf die Eintrittskarte, diesmal die Rückkehr auch leisten konnte.

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Sternschnuppe Wurz

Nur wenige Jahre später wurde ein anderer Rapidler beim anderen Klub in Barcelona nicht glücklich - Peter Wurz bei Espanyol (oder damals noch Español). Die Blau-Weißen, die seit jeher im Schatten der Blaugrana standen, hatten sich im Mai 1988 eigentlich im Hanappi-Stadion eingefunden, um Rapids Torschützenkönig Zoran Stojadinovic unter die Lupe zu nehmen. Ins Auge stach ihnen jedoch der erst 20-jährige Wurz. Nach gerade einmal sechs Spielen und zwei Toren für die Hütteldorfer übersiedelte er - alleine - nach Barcelona. Sechs Chancen gab Trainer Javier Clemente dem blonden Jüngling, dann saß er auf der Bank. Nach einem halben Jahr war er schon wieder in Hütteldorf - dort werkte ausgerechnet Hans Krankl als Trainer.

Ex-Barça und Ex-Espanyol passte auch in Wien nicht zusammen. Nach zwei Jahren trennten sich ihre Wege, Wurz spielte noch für Mödling und den Sportklub, ehe er im Wiener und NÖ-Unterhaus verschwand. 2003 schrieb er ein letztes Mal Schlagzeilen, als er beim ASV Baden einen Schiedsrichter k.o. schlug. Die Fußballkarriere war mit einer 26-monatigen Sperre beendet. Seit einigen Jahren trägt Peter Wurz das Orange der MA 48.

Ogris zu teuer für Espanyol

Nach der WM 1990 hatte Espanyol seinen rotweißroten Fehlgriff schon wieder vergessen. Andi Ogris, bei der WM-Endrunde Sieges-Torschütze gegen die USA, war bei der Austria in der Form seines Lebens, als ihn die blau-weißen Katalanen zu "Österreichs teuerstem Fußballer aller Zeiten" machten. 40 Millionen Schilling, rund drei Millionen Euro, sollte der Ogerl damals kosten. Die ersten 12 Millionen waren für ein erstes Leih-Jahr fällig, danach sollten die restlichen 28 Millionen (rund zwei Millionen Euro) fließen.

Der Einstand in La Liga am 16. September 1990 war perfekt. Beim 4:0-Sieg gegen Toni Polsters FC Sevilla erzielte er das 3:0 und bereitete ein weiteres Tor vor. Am Ende hatte "der Rote" vier Tore in 29 Spielen auf dem Konto. Keine allzu überzeugenden Argumente für die vielen Rest-Millionen. Zwar war Espanyol bereit, den Vertrag einzuhalten, aber die Rest-Summe nicht auf einmal, sondern in Raten zahlen. Darauf ließ sich Austria-Boss Joschi Walter nicht ein - und beorderte Ogris im Sommer 1991 zurück.

Anders wie seine Vorgänger soll Yusuf Demir aber nicht an seine frühere Wirkungsstätte in Wien zurückkehren. Gleich mehrere deutsche Klubs, darunter Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt, sollen bereit sein, die zehn Millionen Euro, die sich der FC Barcelona sparen will, in den ÖFB-Teamspieler investieren. Rapid wird es letztlich egal sein, von wem das Geld kommt.

Horst Hötsch

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