Bundesliga

Maier über Beckenbauer: "Sind durch dick und dünn gegangen"

Sepp Maier zum Tod seines Freundes Franz Beckenbauer

"Wir sind durch dick und dünn gegangen"

Zwei Sportgiganten, zwei Freunde: Franz Beckenbauer und Sepp Maier (re.).

Zwei Sportgiganten, zwei Freunde: Franz Beckenbauer und Sepp Maier (re.). imago/Apress

"Ich war sehr traurig, auch wenn man wusste, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird", erzählt Maier auf der Couch seines Wohnzimmers. Bei allem Humor, den er in sich trägt, merkt man, dass ihm der Verlust nahe geht. "Armer Franz" habe er zuletzt immer gedacht mit Blick auf all die Krankheiten, mit denen Beckenbauer zu kämpfen hatte. Operationen am Herzen, ein Augeninfarkt, Parkinson.

"Schockiert war ich, als Franz im vergangenen Sommer zum Treffen der 1990er-Weltmeister nicht mehr kommen konnte", erzählt Maier. "Da ist er uns allen abgegangen, er war leider nicht mehr fähig, dabei zu sein." Dabei war das Treffen, sonst alle fünf Jahre, extra wegen Beckenbauers Gesundheitszustand um zwei Jahre vorverlegt worden.

65 Jahre lang kannten sich Maier und Beckenbauer und standen sich nahe, von der Jugendzeit beim FC Bayern bis zum Tod des Kaisers. "Wir sind durch dick und dünn gegangen, von der Kindheit bis ins hohe Alter, haben uns immer sehr gut verstanden. Wir haben im Fußball zusammengehalten, als Spieler und als Trainer. Es war immer eine Freude, wenn ich den Franz gesehen habe", erzählt Maier.

Auch Beckenbauers dreijähriger Abstecher zu New York Cosmos Ende der 1970er Jahre habe dem innigen Verhältnis nichts anhaben können. "Nur auf dem Spielfeld haben wir uns ab und zu gestritten, doch das gehört dazu." Die Treffen in den späten Jahren seien nie langweilig gewesen, zu viel an alten Geschichten habe es zu erzählen gegeben, neben den beiden meist mit Franz "Bulle" Roth, dem Mitspieler aus den glorreichen 70ern beim FC Bayern.

Nach wem wird die Allianz-Arena benannt?

Wie soll Beckenbauer nun posthum gewürdigt werden? Berti Vogts, mit Beckenbauer und Maier 1974 als Spieler und 1990 im Trainerteam Weltmeister, hat den Vorschlag gemacht, den DFB-Pokal in Franz-Beckenbauer-Pokal umzubenennen. "Das könnte man machen", findet Maier, "warum denn nicht?"

Franz "Bulle" Roth, Franz Beckenbauer, Sepp Maier

Gemeinsames Golfen: Franz "Bulle" Roth, Franz Beckenbauer und Sepp Maier (v. li.). imago/Spöttel Picture

Generell merkt er an: "Franz hat für den deutschen Fußball als Spieler, Trainer und Offizieller so viel getan, ihm gehört ein Denkmal gesetzt. Ich glaube, dass er auf jeden Fall vor der Allianz-Arena einen schönen Platz neben der Statue von Gerd Müller bekommt. Das hat er verdient."

Zu überlegen sei auch, ob der FC Bayern das Stadion umbenennt, wenn der Vertrag mit der Allianz endet. Der läuft allerdings bis 2041. Wobei, so einfach sei das nicht, meint Maier, neben Franz Beckenbauer kämen auch Gerd Müller und Uli Hoeneß als Namensgeber in Frage. "Dann müssen sie halt losen", sagt Maier schmunzelnd. Zu seiner Frau Monika habe er schon im Spaß gesagt, statt des Museums "Erlebniswelt" in der Allianz-Arena hätte man beim Bau eine kleine Kapelle samt Mausoleum planen können. "Da könnten sie uns alle hineinlegen."

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Ernster wird Maier wieder, wenn es um die Aufarbeitung der WM-Vergabe 2006 und Beckenbauers Rolle dabei geht. "Da brauchen wir nicht darüber reden, bei allem, was er für den Fußball getan hat", antwortet der 79-Jährige auf die Frage, ob die Deutschen ihm mit all der Kritik Unrecht getan hätten. "Waren denn alle blauäugig?", lautet Maiers rhetorische Frage zu der Tatsache, dass wohl Schmiergelder geflossen waren, um das Event zu bekommen. "Und es sei doch normal, dass auch er etwas dafür bekommen habe, wenn er jahrelang um die Welt geflogen ist. Ein Fehler sei nur gewesen, dass Beckenbauer gesagt habe, er mache es unentgeltlich.

Mit Blick auf die unvergessene WM, die Deutschland weltweit ein prächtiges Image bescherte sowie die Nachhaltigkeit der erhaltenen Stadien - im Gegensatz zu späteren WM-Gastgebern - sei der Umgang mit Beckenbauer unverständlich. "Wir Deutsche sind halt so, und dann auch noch viele Jahre später", schüttelt Maier den Kopf.

Beckenbauer bekommt dies nicht mehr mit, ebenso die Würdigungen. "Für Franz war es im Endeffekt eine Erlösung, er hat seine letzten Jahre nichts mehr vom Leben gehabt", schließt Maier, der um seinen jahrzehntelangen Freund trauert.

Frank Linkesch

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