Bundesliga

kicker-Interview: Patrick Wimmer über seinen Comeback-Plan

Interview mit dem verletzten Wolfsburger Topscorer der Vorsaison

Wimmers Comeback-Plan: "… dann werden auch Flügelspieler wieder benötigt"

Arbeitet am Comeback: Patrick Wimmer (re.), hier im Duell mit Janik Haberer von Union.

Arbeitet am Comeback: Patrick Wimmer (re.), hier im Duell mit Janik Haberer von Union. Getty Images

Es ist Licht am Ende des Tunnels, zwei Monate Reha hat Patrick Wimmer nun schon hinter sich gebracht. Der Österreicher ist im Gespräch mit dem kicker trotz der komplizierten Zeit, die hinter ihm liegt, positiv gestimmt. Er versucht, typisch Wimmer, das Beste aus der Situation zu machen.

Herr Wimmer, logischerweise die erste Frage: Wie geht es Ihnen?

Ich befinde mich auf dem Wege der Besserung, würde aktuell sogar sagen, dass ich leicht vor dem eigentlichen Plan liege.

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Ende Oktober haben Sie sich im Spiel beim FC Augsburg schwer verletzt. Ein Schock?

Schon, die Syndesmose war gerissen. Eine solche Verletzung kannte ich in meiner Karriere noch nicht, bislang hatte ich ja immer mit Gehirnerschütterungen zu tun. Am Anfang war es schon schwierig für mich, damit umzugehen. Am Tag nach dem Spiel konnte ich überhaupt nicht laufen, am Tag darauf hatte ich dann das Gefühl, dass es gar nicht so schlimm ist. Als die MRT-Untersuchung dann den Riss gezeigt hatte, konnte ich das erst gar nicht glauben. Ich habe dann aber schnell in den Modus geschaltet, dass ich es nicht mehr ändern kann, also habe ich die Situation angenommen.

Und geschuftet.

Ja, am Tag nach der OP habe ich direkt mit der Reha begonnen, täglich zweimal habe ich mit meinem Physio in Österreich gearbeitet, um keine Zeit zu verlieren. Wir wollten möglichst vor den ursprünglichen Zeitplan kommen.

Wie sieht dieser aus?

Mein Ziel ist es, Anfang Januar im Trainingslager in Portugal wieder auf dem Platz zu stehen, dann sind zwölf Wochen rum. Erst mal mit dem Rehatrainer, und dann schauen wir mal, wie schnell es geht, dass ich wieder mit den Jungs trainieren kann. Wenn ich Anfang Februar wieder spielen kann, wäre das top.

"Das war schon scheiße, das muss ich ehrlich so sagen"

Ohne Sie lief es in den vergangenen Wochen nicht gerade erfolgreich für den VfL. Wie schwer fiel es Ihnen, dies verfolgen zu müssen, ohne helfen zu können?

Das war schon scheiße, das muss ich ehrlich so sagen. Wenn man die enttäuschten Gesichter sieht, tut das schon weh, wenn man nicht dazu beitragen kann, dass es wieder besser läuft.

Für Sie ging es jahrelang bergauf, selbst aus dem Abstieg mit Arminia Bielefeld ging es für Sie mit dem Wechsel nach Wolfsburg voran. Nun standen Sie bis zu Ihrer Verletzung am 9. Spieltag nur viermal in der Startelf, saßen zuvor zweimal 90 Minuten nur auf der Bank, stehen als Topscorer der Vorsaison noch bei null Punkten. Ein verkorkstes Halbjahr?

Ich halte es so, dass mich jeder Misserfolg, jeder Fehler näher ranbringt an den Erfolg. Und so schlecht lief es für mich persönlich nicht: In den drei Spielen, in denen ich in der Startelf stand, haben wir gewonnen, im vierten in Augsburg wurde ich beim Stand von 2:1 für uns ausgewechselt. Aber klar, die Scorerpunkte, die man von mir kennt, die fehlten noch.

Zwischenzeitig bekamen Sie sehr wenige Einsatzminuten. Konnten Sie das nachvollziehen?

Als Spieler sieht man es natürlich fast immer anders als der Trainer. Niko Kovac hat sich für andere Spieler entschieden, das ist manchmal so. Es war dann die Phase, in der ich nur wenige Gelegenheiten bekam, um mich auszuzeichnen. Und dann kam die Verletzung. Wie sagt man so schön: Ich werde stärker zurückkommen. Und davon bin ich auch überzeugt, weil man in der Reha an körperlichen Defiziten gezielt arbeiten kann.

Hat Kovac die Flügel abgeschafft?

Zuletzt wählte Kovac eine Formation, in der gar kein Flügelspieler mehr in der Startformation stand. Befürchten Sie, dass es Ihre beste Position beim VfL gar nicht mehr gibt, wenn Sie zurückkehren?

Der Trainer hat ja zuletzt gesagt, dass er mittelfristig wieder zu einer Viererkette in der Abwehr zurückkehren will, spätestens dann werden wahrscheinlich auch wieder Flügelspieler benötigt. Außerdem kann ich ja auch noch auf anderen Positionen spielen. Allein in Wolfsburg habe ich außer auf den beiden Flügeln schon auf der Sechs, der Acht, der Zehn und im Sturm gespielt, einmal sogar kurz als Außenverteidiger. Da mache ich mir also keine Sorgen.

Jetzt startet das entscheidende Halbjahr vor der Europameisterschaft. Setzen Sie sich da unter Druck, möglichst schnell wieder in Form sein zu müssen?

Wer mich kennt, der weiß, dass ich mir ganz sicher keinen Druck machen werde (lacht). Ich gehe das Halbjahr wie immer an, versuche vor allem Spaß dabei zu haben, denn dann bin ich am besten. Und dann sehen wir, was daraus wird.

Wie ist der Austausch mit Nationaltrainer Ralf Rangnick?

Sehr gut, wir haben sehr viel Kontakt. Direkt nach der Verletzung und nach der OP haben wir uns gehört, jetzt, wo feststeht, wo unser Teamcamp während der EM sein wird, haben wir auch ein paar Nachrichten geschrieben.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2024?

Ich möchte einfach so zurückkommen, wie man mich kennt, und will dann natürlich verletzungsfrei bleiben.

Sie gelten als Hoffnungsträger auf eine bessere VfL-Rückrunde.

Ich selbst würde mich jetzt nicht als Hoffnungsträger bezeichnen (lacht). Aber klar: Ich habe für mich schon den Anspruch, ein Unterschiedsspieler zu sein. Ich hoffe, ich kann dem Team wieder helfen, kann die Mannschaft auch mit meiner Art mitreißen. Aber einer allein kann das sowieso nicht richten. Das müssen wir alle gemeinsam anpacken.

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