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Wie Jakob Kreuzer Rapid aufs Dach steigen will

Rapids Gurten-Pflicht

Wie Jakob Kreuzer Rapid aufs Dach steigen will

Jakob Kreuzer jubelte gegen Rapid einst im Dress der SV Ried.

Jakob Kreuzer jubelte gegen Rapid einst im Dress der SV Ried. GEPA pictures

Jakob Kreuzer ist wieder ganz oben. "Ich bin gerade auf dem Dach", lacht die Nummer zehn der Union Gurten, als sie der kicker-Anruf erreicht. Erst vor wenigen Wochen hat der 28-jährige Ex-Profi seine Doppellehre als Spengler und Dachdecker abgeschlossen. "Die vollen vier Jahre, keine verkürzte Lehre", erläutert der Spätberufene, der in der Firma seines Schwagers auf den Geschmack gekommen ist. "Ich bin ja auf einem Bauernhof aufgewachsen, den mittlerweile mein Bruder übernommen hat und wollte eigentlich immer ein Handwerk lernen."

Tor für die Ewigkeit

Allerdings wollte der Salzburger aus Hallwang zunächst im Fußball hoch hinaus. Schon mit 18 debütierte der gelernte Mittelstürmer für die SV Ried in der Bundesliga, in der er in seinen ersten zwei Spielzeiten auf 18 Spiele, aber kein Tor kam. 2015 wurde er schließlich als Kooperationsspieler nach Gurten geschickt, ehe Paul Gludovatz ihn nach einem halben Jahr wieder zurückholte und damit sein gutes Gespür bewies. Ein paar Wochen später hatte Jakob nämlich seinen großen Auftritt. 20. März 2016, 5.722 Zuschauer in der "Keine Sorgen Arena", Rapid zu Gast. Die Frage, ob er sich noch an die 56. Spielminute erinnert, erheitert Kreuzer. "Es ist mein einziges Bundesliga-Tor, an das werde ich mich ewig erinnern." Na dann. "Es war ein hoher Ball, ich habe ihn noch einmal aufhüpfen lassen, dann gesichert, mit dem Fuß links am Verteidiger vorbei gechippt, ich glaube, es war eh Maxi Hofmann, und mit einer Drehung abgeschlossen."

ÖFB-Cup - 2. RuNDE

Es war das Goldtor der Partie, das im Abstiegskampf einen komfortablen Punktepolster auf Grödig bedeutete. Neben Maxi Hofmann wird sich am Mittwoch-Abend vielleicht auch Zoki Barisic an den Rechtsfuß erinnern, der Rapid-Trainer stand auch damals schon an der Seitenlinie. Mit Ante Bajic steht sogar ein Ex-Gurtener im aktuellen Kader der Hütteldorfer. "Er schaut sich immer noch unsere Spiele an, wenn’s die Zeit zulässt", berichtet Kreuzer über seinen Ex-Kollegen. Auf ein besonderes Duell freut sich Gurtens Sportlicher Leiter Sebastian Dietrich, er ist der Cousin von Rapids Athletiktrainer Julian Helml.

Jakobs Weg

Trotz des Prestigetreffers verschwand Jakob Kreuzer nach der Saison aus der Bundesliga. "Ich habe damals ja nie auf der Mittelstürmer-Position gespielt - da hatte ich Rene Gartler (Anm.: noch einen Rapidler) vor mir - sondern links im Mittelfeld im speziellen 3-3-3-1 von Paul Gludovatz", erklärt er, warum es bei einem einzigen Bundesliga-Treffer blieb. "Als es um die Vertragsverlängerung ging, haben sie mir gesagt, sie suchen einen Stürmer, der 15 bis 20 Tore in der Saison schießt." Den haben die Rieder bis heute nicht gefunden. "Vor allem nicht um die Gage, um die ich damals gespielt habe", bestätigt Kreuzer.

Die kicker-Elf des 8. Spieltags

Nach Ried ging es für zwei Jahre zu BW Linz in die 2. Liga, ehe Jakob Kreuzer wieder in Gurten und in der Regionalliga Mitte landete, wo er mittlerweile den "Zehner" gibt. "Das taugt mir, da muss ich auch relativ viel Drecksarbeit verrichten, aber das gehört bei uns dazu." Dafür sorgt schon Trainer Peter Madritsch. "Extrem ehrgeizig und akribisch", beschreibt ihn Kreuzer, "was der trotz seines Jobs als Geschäftsführer an Zeit investiert - viel geschlafen hat er vor dem Cupspiel sicher nicht. Er ist ein Fußballverrückter." Letzteres hätte vielleicht schon der Name seines Sohnes erahnen lassen - Diego Madritsch zählt mit seinen 18 Jahren zu den Zukunftshoffnungen der SV Ried und hat in der Vorsaison bereits die ersten Duftmarken In der Bundesliga gesetzt.

Cup-Spezialist

Kreuzer-Treffer sind nach einigen zweistelligen Tor-Statistiken zuletzt auch in der Regionalliga wieder seltener geworden. Im Cup war er allerdings schon immer für (entscheidende) Tor gut. Bereits 2015 hat er das Goldtor gegen Peter Schöttels SV Grödig erzielt, gegen Mattersburg, den WAC, Karabakh und den FC Lustenau hat er getroffen und in der 1. Runde des laufenden Bewerbes reichte sein Treffer, um Hohenems zu eliminieren. Eine Wiederholung seines Treffers gegen Rapid schließt der Dachdecker zumindest nicht aus. "Im Fußball rechnet man sich immer etwas aus." Erst recht, wenn 5.000 oder gar 5.500 Zuschauern im Rieder Klaus-Roitinger-Stadion beflügeln. "Mit den vielen Rapid-Fans wird die Stimmung sicher noch einmal besser als im Vorjahr beim 0:3 gegen Red Bull Salzburg", rechnet Kreuzer. Sein Arbeitspensum hat er nicht zurückgeschraubt, bevor er Rapid aufs Dach steigen will. "Nix, 40 Stunden, ganz normal." Und für einen Sieg gegen Rapid würde er notfalls sogar Überstunden machen.

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Horst Hötsch