kicker

Weckt Markus Katzer den "schlafenden Riesen" Rapid?

Mehr als ein Trainerwechsel

Weckt Markus Katzer den "schlafenden Riesen" Rapid?

Markus Katzer will Rapid aus dem Tal führen.

Markus Katzer will Rapid aus dem Tal führen. GEPA pictures

Expected goals, expected points, die spielerische Dominanz, die Rapid nicht in Punkte ummünzen konnte - das sind alles Dinge, über die Rapids Sport-Vorstand Markus Katzer gar nicht mehr reden will. "Weil sie eh keiner mehr hören kann." Es sind die Punkte, die man trotz des schlechten Tabellenplatzes bis zuletzt Zoran Barisic zugute halten musste und die auch in Rapids Entscheidungsgremium für Uneinigkeit sorgten.

Bundesliga - 15. Spieltag

Das Dementi, die Geschäftsführer Steffen Hofmann nach dem 0:1 in Hartberg zur Trainerdiskussion abgab, waren noch ehrlich gemeint, während Katzer schon auf die Trennung drängte. Aus nachvollziehbaren Gründen. Der achte Platz ist das eine, es lag aber auch im ureigenen Interesse des Sport-Vorstandes zu zeigen, dass im bereits zu einem Drittel von ihm zusammengestellten Kader tatsächlich - wie immer von ihm behauptet - mehr Qualität vorhanden ist, als es die Ergebnisse vermuten lassen.

Entwicklung zur Elite

Darauf, dass Katzer offenbar nicht mit allen Entscheidungen Barisic' einverstanden war, ließ eine Bemerkung in einem seiner Interviews nach dem Trainerwechsel schließen, wonach "Zoki" zu nachsichtig mit jenen Spielern gewesen sei, die er selbst noch als Sportdirektor geholt hatte. Diese Äußerung lässt sich vermutlich noch erweitern auf jene Spieler, die Barisic aus dem eigenen Nachwuchs entwickelt hat.

Erst diese Woche hat eine CIES-Studie Rapid auf diesem Gebiet als die Nummer eins in der heimischen Bundesliga ermittelt. Sieben aus der eigenen Akademie hervorgegangene Spieler absolvierten bisher stolze 39 Prozent der Gesamt-Einsatzzeiten. RB Salzburg folgt mit seinen vielen jung verpflichteten Legionären mit 32,3 Prozent auf Platz zwei, die Wiener Austria auf Rang drei kommt schon nur noch auf 22,9 Prozent, während der in Wien-Hütteldorf oft als Vorbild genannte SK Sturm Graz mit 0,6 Prozent (!) das abgeschlagene Schlusslicht bildet.

Diese Bundesliga-Spieler liefern die meisten "Pre-Assists"

Markus Katzer verweist zwar weiterhin auf Rapids "super Akademie" und bekennt sich auch zum eingeschlagenen Rapid-Weg, Spieler aus der Akademie in die erste Mannschaft zu bringen. Ganz so vehement wie bei Barisic und Hofmann klingt das bei ihm allerdings nicht mehr: "Ich will nicht hören, dass bei uns in den letzten Jahren 30 Spieler aus der Akademie debütiert haben, ich will die, die uns weiterbringen." Ein Ansatz, der, wenn richtig ausgeführt, nicht verkehrt ist. Aber auch ein deutliches Signal für Moormann, Strunz & Co., in ihren Leistungen ordentlich zuzulegen. Denn Katzer braucht auch freie Kaderplätze für "Spieler, mit denen wir Marktwert generieren können", wie er es unlängst im "Sky-Podcast" formulierte.

Befreiungsschlag oder Boomerang

Deshalb sieht Katzer in der Verpflichtung von Robert Klauß nicht nur einen Trainerwechsel, sondern auch einen Paradigmenwechsel hin zu mehr Professionalität, für die er sogar die bisher kategorische Ablehnung des "Red-Bull-Kosmos" aufgab. Ginge es rein um die Punktemaximierung, hätte der Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt auch wenig Sinn gemacht. Mehr als die sechs Punkte, die Barisic In den verbleibenden drei Herbstrunden gegen BW Linz, WSG Tirol und RB Salzburg hätte liefern müssen, kann man von Robert Klauß auch nicht verlangen. Markus Katzer geht es um mehr. Er will den "schlafenden Riesen Rapid nicht weiter schlafen lassen", er will ihn "neu aufstellen, ein neues Gesicht zeigen". Der Sport-Vorstand nimmt sogar den Begriff "Rapid 2.0" in den Mund und attestiert den alten Führungsriegen "zuviel Verpackung und zu wenig Inhalt" geliefert zu haben.

Den neuen Inhalt zu benennen, fällt Katzer freilich auch noch schwer. Der "neue Weg" soll "nachhaltig in die Top drei und regelmäßig in eine europäische Gruppenphase" führen. So viel wäre anderen vor ihm auch schon eingefallen. Von Robert Klauß erwartet er bereits für das Blau-Weiß-Linz-Spiel, dass er "die Kleinigkeiten abstellt, über die wir schon hundertmal geredet haben."

Was diese Kleinigkeiten sind? Die Antwort von Klauß darauf bleibt noch ein wenig diffus: "Die Spieler haben selbst gesagt, dass ihnen die Konsequenz etwas gefehlt hat, vor dem gegnerischen Tor, aber auch vor dem eigenen Tor. Die Seriosität, zu wissen, es geht um Punkte, wir müssen das Spiel gewinnen. Dass wir dort einfach schärfer sind in allen Bereichen. Was wir verbessern wollen, ist, dass jedem bewusst ist, dass es entscheidend ist, ob ich den Ball verliere oder den Ball behalte. Ob ich den Ball über die Linie drücke, ob ich im Strafraum seriös verteidige, weil am Ende werden darüber Spiele entschieden."

Ähnliches hätte man auch von Zoran Barisic hören können. Der stand bis zuletzt für ein ansehnliches Spiel in Ballbesitz, im Spiel gegen den Ball hat er aber kaum Fortschritte bewirkt. Für diese will Klauß nun sorgen. "Wichtig wird sein, die Spielphasen zu verbinden, dass wir nicht separiert voneinander sind, dass die Mannschaftsteile eng beisammen sind. Was passiert, wenn ich den Ball gewinne, was, wenn ich ihn verliere?" Kurzum, er soll das an sich - wie (fast) alle Zahlen belegen - gute Spiel Rapids, in ein erfolgreiches Spiel transformieren. Nur wenn das gelingt, hat sich Markus Katzers Vorstoß gelohnt. Alles andere wird früher oder später für ihn zum Boomerang.

Horst Hötsch

25.11.2023; Dortmund; Fussball, Herren, Saison 2023 2024, 1. Fussball-Bundesliga Borussia Dortmund vs. Borussia Moenchengladbach Berste Laune nach dem Sieg bei Edin Terzic (Trainer Dortmund) DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi-video. Signal-Iduna-Park NRW Deutschland *** 25 11 2023 Dortmund Football, Men, Season 2023 2024, 1 Soccer Bundesliga Borussia Dortmund vs Borussia Moenchengladbach Berste Laune nach dem Sieg bei Edin Terzic Trainer Dortmund DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video Signal Iduna Park NRW Germany

Terzic scherzt: "Mit uns wird es definitiv nicht langweilig"

alle Videos in der Übersicht