Bundesliga

Was bei Bayerns JHV-Chaos beinahe alles untergegangen wäre

Sané, Kahn über Lewandowski, Fehlen von Rummenigge und Applaus für Flick

Was bei Bayerns JHV-Chaos beinahe alles untergegangen wäre

Protagonisten am Donnerstagabend: Leroy Sané, Oliver Kahn und Julian Nagelsmann.

Protagonisten am Donnerstagabend: Leroy Sané, Oliver Kahn und Julian Nagelsmann. imago images (3)

Bis 0.28 Uhr dauerte die um 19 Uhr gestartete Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Und sie hatte einiges zu bieten. Viele Pokale. Viele Dankes- und Lobeshymnen. Aber auch viel Kritik. Und am Ende einen riesigen Tumult. Der kicker schildert die Szenen, die bei all dem Chaos beinahe untergangen wären.

Corona: Aufgrund der Pandemie und der derzeitigen Regelung im Freistaat Bayern war nur eine Auslastungskapazität von 25 Prozent erlaubt. Das wären 1700 Menschen gewesen, die in den Audi Dome gedurft hätten. Es kamen allerdings nur 780 von den insgesamt mehr als 292.000 Mitgliedern des Rekordmeisters.

Leroy Sané: Er war der einzige anwesende Profi aus dem aktuellen Team. Der 25-Jährige brachte bei Veranstaltungsbeginn die Schale aus der abgelaufenen Saison in die Halle. Und er verfolgte das Geschehen in der ersten Reihe für rund anderthalb Stunden, ehe er nach Hause ging.

Proteste auf der Tribüne

Im Video: Hitzige Stimmung inklusive "Hainer raus"-Rufe

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Joshua Kimmich: Bislang hatten die Bayern-Bosse zwar immer gesagt, dass sie Kimmichs Entscheidung zwar akzeptieren, weil es in Deutschland keine Impfpflicht gebe, aber Rückdeckung erhielt der 26-Jährige bislang nicht. Darüber war der Mittelfeldspieler jüngst auch nicht glücklich. Diesmal, unabhängig von den Debatten, stellte sich Präsident Herbert Hainer vor den Profi. Das Klub-Oberhaupt stellte zwar nochmal klar, dass die Haltung des Vereins klar pro Impfung sei, aber "es ist nicht in Ordnung, unseren Joshua Kimmich öffentlich an den Pranger zu stellen", so Hainer: "Wir stehen zu unseren Spielern und stellen uns schützend vor sie."

Julian Nagelsmann: Der Cheftrainer, für den es logischerweise die erste Jahreshauptversammlung als Bayern-Coach war, war den ganzen Abend da. Im Karo-Anzug beobachtete er die Diskussionen aus der ersten Reihe. Beim Verlassen der Halle gab er noch Autogramme und sagte auf einen Fan-Wunsch, der sich am Samstag gegen Bielefeld einen Sieg erwartet, schmunzelnd: "Das überrascht mich jetzt." Immerhin ist Nagelsmann der Humor nicht komplett verlorengegangen an diesem Abend.

Oliver Kahn: Auch für ihn war es die erste Jahreshauptversammlung in leitender Funktion. "Als ich hier beim FC Bayern angetreten bin, war das ein besonderes Gefühl", sagt der Vorstandsvorsitzende: "Ein Gefühl von Heimkommen, von Heimat. Wieder an dem Ort zu sein, wo ich 14 Jahre meines Lebens großartige Erlebnisse erleben durfte." Jetzt eben ist er Chef, der CEO, der zum einen verriet, dass er kommende Woche zur Verleihung des Ballon d’Or reisen wird, obwohl der FCB an diesem Tag eine Aufsichtsratssitzung habe. Denn: "Mit 41 Toren hat Robert Lewandowski vergangene Saison eine Bestmarke aufgestellt, die wohl nie mehr gebrochen wird - außer vielleicht von ihm selbst", so Kahn: "Er ist der beste Spieler der Welt. Es würde mich zutiefst enttäuschen, wenn er den Preis nicht gewinnen würde. Keiner hat es mehr verdient als er." Und zum anderen dankte der einstige Weltklasse-Keeper noch seinem Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge. "Danke, Klar-Heinz, dass du mich eineinhalb Jahre ausgehalten hast", so Kahn: "Das muss man auch erstmal schaffen." Er habe viel gelernt in dieser Zeit und wurde von Rummenigge bestens auf diese Aufgabe vorbereitet.

Rummenigge sagt kurzfristig ab

Karl-Heinz Rummenigge: Der im Juli ausgeschiedene Ex-Vorstandsboss des FC Bayern war am Donnerstagabend nicht vor Ort. Er sagte kurzfristig ab. Verständlich, bei einer größeren Veranstaltung in Pandemiezeiten. Die Redner des Rekordmeisters aber dankten ihm mehrmals für seine Verdienste. Eine große Abschiedszeremonie wird sicherlich noch nachgeholt.

Uli Hoeneß: Es war ein ungewohntes Bild, den Ehrenpräsidenten nicht auf dem Podium zu sehen. Hoeneß saß in Reihe eins, neben Dr. Edmund Stoiber, der ebenso dem Aufsichtsrat angehört. Für den langjährigen Bayern-Macher war es kein schöner Abend. Die Stimmung unter den Mitgliedern, also in seinem Verein, war ihm immer wichtig - diesmal gerät sie außer Kontrolle. Weshalb er später zum kicker sagte: "Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe. Darüber muss ich erst einmal eine Nacht schlafen."

Flick bekommt lautesten Beifall des Abends

Hansi Flick: Erst wurden die jüngst verabschiedeten Spieler Jerome Boateng, David Alaba, Javi Martinez und Thiago (im Herbst 2020) geehrt und gefeiert; und ihre Verdienste für den Verein nochmals hervorgehoben. Wenig später auch ein Riesen-Dankeschön an Herman Gerland. Doch richtig laut - und zwar mit Applaus von allen Seiten - wurde es, als Präsident Hainer dem Triple-Trainer Hansi Flick für seine Zeit und all die Erfolge dankte. Es war der lauteste Beifall des Abends.

Georg Holzner

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