Bundesliga

Warum Nagelsmann nicht an eine Süle-Degradierung denkt

Bayern-Trainer zum Dortmund-Wechsel des Nationalspielers

Warum Nagelsmann nicht an eine Süle-Degradierung denkt

"Erwarte, dass er Vollgas gibt": Bayern-Trainer Julian Nagelsman und Niklas Süle.

"Erwarte, dass er Vollgas gibt": Bayern-Trainer Julian Nagelsman und Niklas Süle. imago images/Passion2Press

Bewerten will Julian Nagelsman den ablösefreien Wechsel von Niklas Süle zu Borussia Dortmund nicht, "weil das nicht meine Entscheidung ist und auch nicht mein Leben". Der Bayern-Trainer hat zwar eine Meinung darüber, was er in der gleichen Situation gemacht hätte, mischt sich ansonsten aber nicht ein. "Ich muss nicht wissen, was seine Beweggründe waren. Ich kenne ein paar."

Fakt ist, dass der unter Nagelsmann gesetzte Süle nur noch rund vier Monate beim FC Bayern sein wird, und bis dahin "sollten wir uns seine Qualitäten zu Nutze machen. Ich erwarte, dass er alles reinwirft und Vollgas gibt. Bis zum letzten Tag."

Ich erwarte, dass er alles reinwirft und Vollgas gibt. Bis zum letzten Tag.

Julian Nagelsmann

Gerade aus dem Grund, dass Süle ja befreit aufspielen kann, glaubt Nagelsmann, dass der nun feststehende Abschied auch "eine gute Situation sein kann".

Nagelsmann bewertet Trainingsleistung - nicht vertragliche Details

Den Nationalspieler nun zum Ersatzspieler zu degradieren, kommt jedenfalls nicht infrage. "Ich habe als Trainer die Aufgabe, immer die aktuelle sportliche Situation und die Trainingsleistung zu bewerten - ohne vertragliche Details." Er könne, ergänzte Nagelsmann, die Klubsicht verstehen, "dass man versucht, Spieler zu fördern, die noch einen langfristigen Vertrag haben."

Das würde im Umkehrschluss aber bedeuten, "dass ein Spieler, der seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert, immer spielen muss - scheißegal, wie der trainiert." Dass das eben nicht reicht, machte Nagelsmann im Fall Tanguy Nianzou deutlich. "Und der Spieler, dessen Vertrag ausläuft, darf nicht mehr spielen. Das macht, glaube ich, nicht immer Sinn. Aus Trainer-Sicht ist es wichtig, die sportliche Situation zu bewerten; welches Team passt am besten zum jeweiligen Gegner? Welcher Spieler hat aktuell die beste Form?"

Süle hat starke Werte

Und da steht Süle in der Münchner Abwehrreihe nun mal ganz vorne, er begeht von allen Bayern-Verteidigern wettbewerbsübergreifend die wenigsten Fouls, hat mit Abstand die beste Durchschnittsnote (3,02) und wird bei der Zweikampfquote (65,1 Prozent) nur von Lucas Hernandez (66,5) getoppt. "Ich kann mir im Sommer nichts davon kaufen, wenn wir ohne Titel dastehen würden, ich habe aber nur Spieler spielen lassen, die noch fünf Jahre Vertrag haben, aber alle außer Form waren. Da sagt keiner: 'Okay, Julian, du darfst im Amt bleiben. Du hast alle Spieler spielen lassen, die noch lange an Bayern München gebunden sind.'"

Nagelsmann: "Mal gewinnt man, mal verliert man, mal macht man beides"

Nagelsmann, der sich stets aus Vertragsgesprächen raushält, fokussiert sich stattdessen auf die sportlichen Ziele in dieser Saison, in der am Mittwoch das Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League in Salzburg ansteht. "Ich kann verstehen, dass der eine oder andere Fan gefrustet ist, aber es ist leider so im Fußball, dass Spieler auch mal da hin wechseln, wo man es nicht überragend gut findet. Andersrum holen wir dann auch mal Spieler von Vereinen, wo es die Fans sehr, sehr gut finden. Mal gewinnt man, mal verliert man, mal macht man beides."

Mario Krischel