Bundesliga

Vom Querulanten zum Leistungsträger: Der Aufschwung des Roland Sallai

Freiburgs Offensivkraft in bestechender Frühform

Vom Querulanten zum Leistungsträger: Der Aufschwung des Roland Sallai

Freiburgs Roland Sallai zeigt einen deutlichen Formanstieg.

Freiburgs Roland Sallai zeigt einen deutlichen Formanstieg. IMAGO/foto2press

Christian Streich ist eigentlich nicht dafür bekannt, die Auftritte einzelner Spieler in den Vordergrund zu stellen. Das Kollektiv steht für das Freiburger Trainer-Urgestein normalerweise im Mittelpunkt. Umso bemerkenswerter wirkten nach dem 2:1-Auswärtssieg in Hoffenheim seine Lobeshymnen auf die "sehr guten Einzelleistungen mehrerer Spieler". Der 58-Jährige ließ sich dabei allerdings nur einen Namen entlocken: den seines Mittelfeldmotors Maximilian Eggestein. Weitere Namen wollte Streich auf Nachfrage nicht nennen - einer der Gemeinten dürfte aber sicherlich Roland Sallai gewesen sein. Der offensive Mittelfeldspieler glänzte beim Pokalsieg gegen Oberachern (2:0) bereits mit zwei Vorlagen und trug gegen Hoffenheim mit seinem Treffer zum 2:0 maßgeblich zum Auftaktsieg in der Liga bei.

Angreifer bringt seine Fähigkeiten wieder auf den Platz

Auffällig dabei: Sallai leitete das Tor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit einer seiner größten Stärken selbst ein. Von Teamkollege Lukas Kübler eingesetzt, startete der 26-Jährige auf Höhe der Mittellinie sein geradliniges Tempodribbling, umkurvte Gegenspieler Marius Bülter und schickte Merlin Röhl Richtung Grundlinie. Über Michael Gregoritsch und ein gegnerisches Abwehrbein gelangte der Ball dann wieder zu Sallai, der im Fallen Hoffenheims Keeper Oliver Baumann bezwingen konnte. Der ungarische Nationalspieler zeigte nicht nur in dieser Spielszene, dass er seine Qualitäten wieder auf den Platz bekommt.

Doch das war nicht immer so. Bis zuletzt galt der torgefährliche Freiburger als Wechselkandidat. Sein Trainer verdeutlichte in den vergangenen Monaten immer wieder das Hauptproblem: Sallai und sein Kopf. "Bei Roland geht es darum, dass er mit seinen Emotionen konstruktiv und zielorientiert umgeht." Auch Sportvorstand Jochen Saier betonte: "Er ist ein superwichtiger Spieler für uns, wenn er klar in seinem Kopf ist."

Denkpause erzielt Wirkung: Formanstieg seit Mai

Das scheint der Rechtsfuß seit seinem vom Trainer verpassten Denkzettel wieder zu sein. Vor etwas mehr als dreieinhalb Monaten strich Streich ihn am 31. Spieltag aus dem Kader für die damals enorm wichtige Partie gegen RB Leipzig. Die Reaktion darauf seinerzeit: Vier Torbeteiligungen in den letzten drei Ligaspielen in neuer Rolle als rechter Schienenspieler. Schon damals zeigte sich die zweite große Stärke des SC-Angreifers, die auch Trainer Streich zuletzt hervorhob: seine Positionsflexibilität. "Roland kann auf dem Flügel spielen, aber auch als Halbstürmer oder Schienenspieler." Trotz seiner aufsteigenden Formkurve blieb die Zukunft des bis 2025 gebundenen Offensivakteurs offen, bis Saier nach dem Schlusspfiff in Hoffenheim den endgültigen Verbleib seiner Nummer 22 in Freiburg verkündete. Dass viele bis zuletzt daran zweifelten, ist auch Sallais Vergangenheit geschuldet. In der Hinrunde der vergangenen Saison wechselte er gleich dreimal die Berateragentur, um einen Transfer zu forcieren. Doch der Winterabgang von Kevin Schade nach Brentford durchkreuzte seine Pläne.

Schlagzeilen abseits des Platzes finden ein Ende

In die Personalie Sallai kam keine Ruhe, auch weil sein Vater Tibor im März dieses Jahres Trainer Streich öffentlich für die geringen Einsatzzeiten seines Juniors kritisierte und dem Sohn einen Wechsel zu Lazio Rom nahelegte. Nicht nur der SC-Coach äußerte sich damals klar dazu, sondern auch der unbeteiligte Spielervermittler Jörg Neblung kritisierte das Verhalten des Profis: "Jeder Berater bekommt den Spieler, den er verdient, aber diesen Spieler hat am Ende echt keiner verdient!"

Mittlerweile bestimmt der Ungar die Schlagzeilen nicht mehr durch seine Wechselpossen, sondern durch seine Leistungen auf dem Platz. Dass er gegen Hoffenheim den Vorzug vor dem sonst gesetzten Ritsu Doan auf dem rechten Flügel bekam, verdeutlicht den Stellenwert, den er bei Streich - trotz der Querelen der vergangenen Monate - genießt. Nun liegt es in der Hand Sallais, mit konstant guten Leistungen weitere Argumente zu sammeln, um von seinem Coach ähnlich wie zuletzt Teamkollege Eggestein öffentlich gelobt zu werden.

Dominik Theis

Das erhalten die 18 Bundesliga-Vereine von ihren Hauptsponsoren