3. Liga

Vollmann: "Da spielt die Bratwurst noch eine große Rolle"

Neuerungen zum Start der 3. Liga - Nachwuchsfördertopf erstmals ausgezahlt

Vollmann: "Da spielt die Bratwurst noch eine große Rolle"

Eine "Zweikampf-Liga, die ihre Attraktivität aus der Ausgeglichenheit zieht: Drittliga-Rekordtrainer Peter Vollmann.

Eine "Zweikampf-Liga, die ihre Attraktivität aus der Ausgeglichenheit zieht: Drittliga-Rekordtrainer Peter Vollmann. imago images

Es ist schon länger bekannt, dass die 3. Liga in der vergangenen Saison eine neue eigene Zuschauerrekordmarke aufgestellt hat. 8132 Menschen kamen 2018/19 durchschnittlich pro Spiel ins Stadion, satte 2000 mehr als in der Spielzeit zuvor. Nun erklärte Heike Ullrich, geschäftsführende DFB-Direktorin für Verbände, Vereine und Ligen, dass auch die TV-Reichweite deutlich anstieg, von 220.000 Zusehern pro Livespiel in 2017/18 auf 325.000 in 2018/19.

Konferenzen auf Magentasport

Sowohl in den Stadien als auch vor den Bildschirmen erwartet Ullrich weitere Steigerungen. Die Pay-TV-Plattform Magentasport überträgt weiterhin jede Partie und bietet neuerdings immer Konferenzschaltungen an, wenn Spiele parallel stattfinden. Zusätzlich zeigen die dritten Programme der ARD in der kommenden Saison 86 Begegnungen live.

Die 3. Liga arbeitet daran, mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Weitere Maßnahmen: Ein leicht verändertes Logo und ein überarbeiteter Markenauftritt. Zudem dürfen die Klubs einen der beiden zuvor zentralvermarkteten Trikotärmel wieder selbst vermarkten und innerhalb des Verbandes soll es bald einen eigenen Ausschuss für die 3. Liga geben. Ein entsprechender Antrag für den DFB-Bundestag im September ist vorbereitet, Ullrich rechnet mit breiter Zustimmung.

Abseits des Feldes geht es also voran, aber auch für die 3. Liga gilt die arg strapazierte Weisheit: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Ist das dort Gebotene nun attraktiv, spielerisch ansprechend, spannend oder schwer verdauliche Kost? Peter Vollmann muss es wissen. Der Rekordtrainer der 3. Liga hat inzwischen zwar das Metier gewechselt und schließt eine Rückkehr als Chefcoach kategorisch aus. Als Sportdirektor von Eintracht Braunschweig begleitet Vollmann aber auch in der kommenden das sportliche Geschehen aus nächster Nähe.

Das spielerische Niveau? "Deutlich Luft nach oben"

"In der 3. Liga ist die Atmosphäre nicht wie in der Bundesliga. Da spielt die Bratwurst noch eine große Rolle und vor allem der Fußball selbst auch", sagt Vollmann, räumt aber ein, dass es in Sachen spielerisches Niveau "noch deutlich Luft nach oben" gebe. Der 61-Jährige führt das auf die einfache Formel zurück: Weniger Geld ist gleich weniger Qualität. Es sei "eine Zweikampf-Liga", die ihre Attraktivität aus der Ausgeglichenheit ziehe. Vollmann, der die Kaderbudgets in der Liga zwischen zwei und dem sehr seltenen Spitzenwert von acht Millionen Euro ansiedelt, meint: "Braunschweig gewinnt eben nicht automatisch gegen Großaspach. Und mir fällt keine Mannschaft ein, die den Klassenerhalt nicht schaffen sollte."

Dafür gibt es gleich mehrere Teams, die aufsteigen wollen oder müssen, mit diesem Ziel öffentlich nur meist defensiv umgehen. Beispiel Braunschweig. Der Absteiger von 2018 ist von seinen Strukturen her für die Einnahmesituation in der 2. Liga ausgerichtet und kann sich einen dauerhaften Aufenthalt in der 3. Liga eher nicht leisten. Doch Vollmann möchte keine Platzierung als Ziel ausgeben: "Es wäre gut, wenn wir immer maximal sechs Punkte hinter den ersten drei Teams stehen würden, um in der Lage zu sein, mit einem Sieg aufschließen zu können." Und wenn Braunschweig auch am Saisonende sechs Punkte hinter dem Spitzentrio rangiert? "Dann ärgern wir uns, wären aber nicht völlig unglücklich", ist Vollmann bemüht, die Fallhöhe für seinen Klub im erneuten Nichtaufstiegsfall zu verringern.

"Gigantische Vorfreude in Mannheim": Waldhof-Trainer Bernhard Trares kann den Drittliga-Start kaum erwarten.

"Gigantische Vorfreude in Mannheim": Waldhof-Trainer Bernhard Trares kann den Drittliga-Start kaum erwarten. imago images

Aufsteiger Waldhof Mannheim startet naturgemäß mit einer anderen Haltung. "In Verein und Stadt herrscht eine gigantische Vorfreude, nachdem wir es zuvor dreimal knapp nicht geschafft hatten", sagt Trainer Bernhard Trares und berichtet von einer 500 Meter langen Menschenschlange beim Verkauf der Tickets für das DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt. "Wir arbeiten sauber im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten, wollen erstmal die Liga halten und uns konsolidieren", so Trares, der die mittelfristigen Ambitionen der Kurpfälzer aber nicht verleugnet: "Wir sind ein Traditionsverein, der 16 Jahre nicht im bezahlten Fußball war. Die Leute träumen natürlich wieder vom großen Fußball und der Klub hat schon den Anspruch, irgendwann in der 2. Liga zu spielen."

Kaiserslautern erhält die höchste Summe aus dem Nachwuchsfördertopf

Zunächst beginnt für Mannheim mit dem Auswärtsspiel am Sonntag beim Chemnitzer FC aber das mindestens 38-teilige Abenteuer 3. Liga, das etwa schon am 1. September das brisante Hochsicherheitsduell beim 1. FC Kaiserslautern bereithält. Die Pfälzer, die sich nach der enttäuschenden Premierensaison in der Drittklassigkeit wie Braunschweig öffentlich in Zurückhaltung üben, waren in der abgelaufenen Spielzeit überraschenderweise doch in einer Kategorie spitze.

Der FCK sahnte mit 218.000 Euro die höchste Summe aus dem erstmals eingerichteten Nachwuchsfördertopf der 3. Liga ab. Dieser enthält insgesamt 2,95 Millionen Euro, die gestaffelt an die Klubs als Belohnung für den Unterhalt oder die konkrete Planung eines Nachwuchsleistungszentrums sowie die Einsatzzeiten von deutschen U-21-Spielern ausgezahlt wurden. Neben Lautern belegte Meister Osnabrück in dieser Kategorie eine Spitzenposition, am anderen Ende dieser Tabelle kassierten Klubs weniger als 10.000 Euro. Ob ein Verein gar kein Geld aus diesem Topf bekommen hat, wollte DFB-Funktionärin Ullrich nicht verraten. Auf Wunsch der Mehrheit der Klubs wird die komplette Auflistung dieser Zahlungen nicht veröffentlicht. Genauso wenig wie die Boni aus dem Topf der Liga, der mit insgesamt 550.000 Euro das eventuelle Financial Fair Play der Klubs honoriert.

Die Finanzen bleiben ein sensibles Thema

Trotz der Weiterentwicklung in einigen Bereichen, bleibt festzuhalten: Die Finanzen der Drittligisten, von denen in der Vergangenheit einige Insolvenz anmelden mussten, sind nach wie vor ein sensibles Thema. Und in puncto Transparenz besteht Nachholbedarf. Es wäre ja unangenehm, sich als Klub bei amtlich bescheinigter schlechter Nachwuchsförderung oder nicht existentem Financial Fair Play erklären zu müssen.

Carsten Schröter-Lorenz

Kirchhoff, Kobylanski & Co.: Neuzugänge der 3. Liga