Bundesliga

VfB und Porsche: Grünes Licht für die zweite Tranche

Noch immer offene Fragen im Konflikt

VfB und Porsche: Grünes Licht für die zweite Tranche

Gegen Claus Vogt und Rainer Adrion will die Stuttgarter Fanszene wegen des Porsche-Deals bald Abwahlanträge einreichen.

Gegen Claus Vogt und Rainer Adrion will die Stuttgarter Fanszene wegen des Porsche-Deals bald Abwahlanträge einreichen. IMAGO/Sportfoto Rudel

Die Finanzspritze käme gerade zur rechten Zeit, nun, da der Transfermarkt trotz laufender EURO allmählich an Fahrt aufnimmt. Zwar hat der VfB zuletzt mit dem Verkauf von Hiroki Ito zum FC Bayern ordentlich Geld eingenommen, auch die bevorstehenden Transfers von Waldemar Anton (zu Borussia Dortmund) und Serhou Guirassy werden Ablösen im zweistelligen Millionenbereich bringen. Aber: Auf der Zugangsseite haben die Schwaben um Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, der zum 1. Juli zum Sportvorstand befördert wird, mit Ausnahme von Jeff Chabot (vom 1.FC Köln) und der Leihverlängerung Alexander Nübels vor allem Talente verpflichtet. Gestandene oder gar Champions-League-erfahrene Profis sind bislang eher Fehlanzeige.

Zweite Tranche soll vornehmlich ins Eigenkapital investiert werden

Und da ist ja auch noch die Sache mit Leihstürmer Deniz Undav, dessen festen Transfer eine Rückkaufoption von Stammklub Brighton and Hove Albion erschwert. Das Paket, das der deutsche Vize-Meister für den 27-Jährigen schnüren müsste, wäre so oder so ein ziemlich großes. Andererseits wäre Undavs Verbleib ein Stimmungsaufheller ob der bereits vollzogenen und noch erwarteten Abgänge. Die zweite Porsche-Tranche soll zwar, wie die erste, nicht in Beine, sondern vornehmlich ins Eigenkapital wandern - was aber wiederum positive Auswirkungen auf Darlehensbedingungen und Kontokorrentlinien bei den Banken für den VfB hätte und Wohlgemuths Job zumindest erleichtern würde.

Der Sportwagenbauer hält dann wie die Mercedes-Benz AG gut 10 Prozent an der VfB AG, die weiteren Aktionäre sind der e.V. mit rund 78 und die Jako AG mit etwas mehr als 1 Prozent. Nun muss der Vertrag noch notariell beurkundet und die Sache ins Handelsregister eingetragen werden. Dann fließen wie schon im Winter rund 21 Millionen Euro.

Im vergangenen Sommer hatte man beim VfB den Einstieg der Porsche AG in zwei Schritten für insgesamt 41,5 Millionen Euro angekündigt. Was damals geheim blieb: Im Vorfeld war den Aufsichtsräten in der Kapitalgesellschaft des Bundesligisten eine ominöse Absichtserklärung vorgelegt worden, wonach sie sich in aller Eile damit einverstanden erklären mussten, den Aufsichtsratsvorsitz für einen Porsche-Vertreter freizumachen. Die Räte unterzeichneten, ganz offensichtlich unter erheblichem Zeitdruck. Einige Kontrolleure wie Rainer Adrion und Beate Beck-Deharde widerriefen später, e.V.-Präsident Claus Vogt fügte Anmerkungen hinzu.

Abwahlanträge gegen Vogt und Adrion sind unterwegs

Doch das gesamte Gremium zog sich den Unmut der organisierten Fanszene zu, weil diese - nicht zu Unrecht - auf das Ausgliederungsversprechen verweist, wonach der AG-Aufsichtsratsvorsitz stets vom e.V.-Präsidenten zu bekleiden sei. Nach wie vor stellt sich die Frage, warum es über die Entstehung der Absichtserklärung unterschiedliche Erklärungsvarianten gibt. Laut Vogt sei diese vom AG-Vorstand in Auftrag gegeben worden. VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle dagegen sagt, man habe die Erklärung nach Abstimmung mit Vogt in Auftrag gegeben und lediglich koordinierend ausgeführt. Die Frage ist nicht ganz unwichtig, schließlich ging es ja inhaltlich in dem Schriftstück um einen kolportierten Wunsch von Porsche, nicht der VfB AG und schon gar nicht des e.V..

Mittlerweile heißt die Aufsichtsratsvorsitzende beim VfB Tanja Gönner, die eigentlich den Konflikt zwischen Vogt und Porsche-Vertreter Lutz Meschke hatte moderieren sollen. Doch am Ende einer Sitzung des Kontrollgremiums im März stand plötzlich die einstige CDU-Landesministerin an der Spitze des Aufsichtsrats der Schwaben. Seit die Absichtserklärungen bekannt und die Streitereien eskaliert sind, fordern die organisierten Fans sowohl die Kontrolleure als auch das verbliebene e.V.-Präsidium aus Vogt und Adrion zum Rücktritt auf.

Abwahlanträge gegen die beiden Letztgenannten haben es bislang aus Form- und Fristgründen noch nicht auf die Tagesordnung der nächsten Mitgliederversammlung des VfB e.V. am 28. Juli geschafft. Allerdings kündigten Vertreter des "Commando Cannstatt", der mächtigsten VfB-Ultra-Vereinigung, am Mittwoch in dem Podcast "VFBSTR" an, dass aus ihren Reihen ein entsprechender Antrag unterwegs sei und sie davon ausgingen, dass dieser zugelassen werde. Langweilig wird es also auch in der Sommerpause garantiert nicht in Stuttgart.

Benni Hofmann