Im Vergleich zur späten 1:2-Niederlage bei der Generalprobe gegen Polen rotierte Vincenzo Montella seine Anfangsformation ordentlich durch, gleich vier neue Akteure standen vor 62.000 Zuschauern im Dortmunder Signal-Iduna-Park auf dem Rasen: Kadiologlu rückte in die Viererkette, dafür verdrängte Ayhan auf der Sechs Dortmunds Özcan. Neben Yilmaz, der für Kilicsoy im Sturmzentrum auflief, bekamen zudem die Nachwuchstalente Yildiz sowie Real Madrids Arda Güler das Vertrauen ausgesprochen. Aktürkgoglu nahm dafür, wie auch die beiden anderen Verlierer der Rotation, auf der Bank Platz, während Kahveci angeschlagen nicht zur Verfügung stand.
Georgiens Nationaltrainer Willy Sagnol, seines Zeichens Champions-League-Sieger mit Bayern München 2001, tauschte nach dem 3:1 in Montenegro dreifach: Kvirkvelia, Mekvabishvili und Tsitaishvili starten anstelle von Gvelesiani, Kiteishvili und Shengelia. Die Hoffnungen des EM-Neulings ruhten natürlich auf den Schultern von Star-Spieler Kvaratskhelia von der SSC Neapel, der in 29 Länderspielen bereits 15 Tore erzielen konnte.
Starker Regen in Dortmund - Ayhan an den Innenpfosten
Die über den Tag verteilten starken Regenfälle kümmerten beide Fanlager kaum, vor allem die türkischen Anhänger machten ordentlich Stimmung, pfiffen die Georgier bei Ballbesitz gnadenlos aus und bejubelten jeden Ballgewinn wie einen Treffer. Vor allem mit langen Bällen versuchten es die spielbestimmenden Türken in der Anfangsphase, die ersten Chancen nickten Ayhan (6.) und Bardakci (10.) jeweils am Kasten vorbei. Ayhan wollte Sekunden später schon zum Jubel abdrehen, der Versuch des ehemaligen Düsseldorfers aus 20 Metern klatschte aber lediglich an den Innenpfosten (10.) - die "Halbmond-Sterne" machten mächtig Druck.
EM 2024, Gruppe F
Umso wichtiger war auf der Gegenseite das erste Lebenszeichen Georgiens, Mekvabishvilis abgefälschter Schuss zwang Günok zu einer starken Parade (11.). Doch das Momentum blieb auf Seiten der Türken, was sich dann per Traumtor entlud. Müldür brachte das Stadion zum Toben, als er eine geklärte Flanke per Volleyschuss unnachahmlich in den rechten Winkel malte (25.). Zwar erhöhte Yildiz sogar postwendend, beim Einschieben in der 27. Minute stand der Außenspieler von Juventus aber im Abseits - der Doppelschlag blieb den "Kreuzrittern" somit erspart.
Mikautadze kontert Müldür
Und die Georgier zeigten sich unbeeindruckt, nur fünf Minuten später folgte der Ausgleich: Nach feinem Solo bediente Kochorashvili Mikautadze, der mustergültig einschob (32.). Die türkische Dominanz war dahin, Mikautadze verpasste nur wenig später den Doppelpack um Zentimeter (35.). So ging es nach einem höchstunterhaltsamen ersten Durchgang mit 1:1 in die Kabinen.
Um ihrer Favoritenrolle in Hälfte zwei gerecht zu werden, nahm die Türkei erneut das Heft des Handelns in die Hand - zunächst aber ohne sich klare Torchancen herauszuspielen. Stattdessen kratzte Mikautadze beim Entlastungsangriff erneut am Doppelpack, wurde aber geblockt (51.). Der bis dato unauffällige Freistoßspezialist Calhanoglu prüfte aus 25 Metern Mamardashvili, ansonsten gelang den eifrigen Türken aus dem Spiel weiter wenig.
Arda Güler zeigt seine Klasse
Dann schlug die Stunde des türkischen Supertalents: Arda Güler hatte zum Anbruch der Schlussphase genug gesehen, nahm aus 20 Metern Maß und machte mit seinem traumhaften Schlenzer Müldür Konkurrenz für das Tor des Tages - perfekt schlug das Leder im linken Kreuzeck ein (66.). Und das Spiel wollte sich einfach keine Pause gönnen: Nur vier Minuten später spitzelte sich Kochorashvili durch die türkische Defensive, traf aus zehn Metern dann aber nur die Latte.
Die "Kreuzritter" taten nun alles für zumindest einen Zähler und rissen das Spiel in den letzten Minuten an sich. Besonders Star-Spieler Kvaratskhelia spielte nun groß auf, zwingende Chancen wusste die türkische Hintermannschaft aber diszipliniert wie leidenschaftlich zu verhindern. Yazici verpasste in Minute 87 die Vorentscheidung per Kopf dank einer Glanzparade von Mamardashvili, dies sollte sich aber nicht rächen, weil Kochorashvili die Riesenchance auf den Ausgleich in der 90.+4 aus sechs Metern liegen ließ, und zwei Minuten später erst Kvaratskhelia einen Freistoß an den Pfosten setzte und Akaydin den Nachschuss heldenhaft per Kopf klärte.
Mamardashvili war bei diesen Chancen mit vorne - weshalb das georgische Tor beim folgenden Konter leer blieb. Aktürkoglu trug die Kugel über die Linie und versetzte die türkische Bank in Ekstase (90.+7).
Der 2. Spieltag der Gruppe F steigt am Samstag. Um 15 Uhr trifft Georgien auf Tschechien, anschließend, ab 18 Uhr, duelliert sich die Türkei mit Portugal.