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RLCS London Major: G2 Esports siegt und versöhnt Amerika

RLCS: Europa bei "LANdon 3.0" erstmals nicht im Finale

Triumph in London: G2 Esports schultert Hoffnung einer Nation

Endlich geschafft. G2 ist wieder ganz oben ankommen.

Endlich geschafft. G2 ist wieder ganz oben ankommen. Rocket League Esports

Balsam für die geschundenen Seelen Nordamerikas: Endlich wieder gewonnen. Nach fünf Spielen im Finale gegen Team Falcons aus dem Mittleren Osten konnte sich G2 mit 4-1 durchsetzen. Die Erleichterung war den drei Spielern ‘Atomic‘, ‘Daniel‘ sowie MVP ‘BeastMode‘ anzumerken. Als letzte Hoffnung Nordamerikas nach Europa gekommen, als Sieger abgereist.

G2: Nicht immer schön, aber immer effektiv

Wie kein anderes Team schaffte es G2, den Gegner zu Fehlern zu provozieren. Das war aus den Online-Qualifikationsturnieren bekannt, trotzdem kam es immer wieder überraschend. Die Amerikaner sind in der Lage, das Feld zu dominieren und das Tempo zu diktieren - Selten können Gegner durchbrechen. G2 verteidigt hoch und stiehlt den Boost aus der Mitte. Das zwingt die Kontrahenten entweder zu leichten Fehlern oder zu einfachen Ballverlusten.

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Diese Qualität macht die Truppe aus, in Kombination mit häufigen, herausragenden Einzelaktionen. "Jetzt zu gewinnen, ist natürlich umso süßer. Die Niederlage in Kopenhagen hat mich unfassbar motiviert. Es war zudem eine sehr gute Lernmöglichkeit, die Nerven jetzt unter Kontrolle zu halten", so MVP Landon 'BeastMode' Konerman.

An diesem Erfolg gibt es nichts zu rütteln, er ist mehr als verdient. Lediglich zwei kleine Schönheitsfehler gäbe es zu bemängeln: In der "Swiss Stage" wurde G2 vom Finalgegner Team Falcons auseinandergenommen, die Amerikaner verloren die Serie 0-3, bei einer Tordifferenz von 2:12. Und: Die Mannschaft musste kein einziges Match gegen ein europäisches Team bestreiten. Der Turnierbaum schien auf G2s Seite zu sein.

'BeastMode' (Mitte) und seine Teamkameraden hatten Einiges zu feiern. Michal Konkol / Rocket League Esports

Nachdem die Amerikaner im Halbfinale den inkonstanten Geheimfavorit FURIA mit 4-2 besiegt hatten, warteten im Finale die Falcons. Die Chance für G2, zu zeigen, dass sie aus der Niederlage in der "Swiss Stage" die richtigen Schlüsse gezogen hatten.

Die sonst so aggressiven Falcons bekamen diesmal keinen Zugriff. Kein Durchbrechen und stetige Boostprobleme in der Defensive. Nach 12 Gegentoren in der Vorrunde, fing sich G2 im Finale lediglich drei. Genauso viele Spiele blieben die Falcons ohne eigenen Torerfolg - sehr rar auf diesem Niveau.

G2 triumphierte schlussendlich verdient mit 4-1. Und das, obwohl die Falcons bis zum Finale wie das beste Team des Majors ausgesehen hatten.

Erneutes London-Trauma für Team Falcons

Das Team um Kapitän Mohammed ‘trk511‘ Alotaibi aus dem Mittleren Osten verpasste damit nach 2022 schon die zweite Chance auf einen Major-Triumph. Auch damals war es die Copper Box.

Lange sahen die Falcons 2024 unantastbar aus. Mit 3-0 ging das Team durch die "Swiss Stage", dann folgte eine humorlose Demütigung von Gen.G per 4-1 im Viertelfinale. Anschließend spielten die Saudi-Araber die beste Serie des Turniers, quasi ein vorgezogenes Endspiel. Das Halbfinale gegen den amtierenden Major-Champion Gentle Mates. Über die volle Distanz ging das Match und geriet zur epischen Schlacht plus Golden-Goal-Verlängerung in der entscheidenden Runde auf "Champions Field". Wenn ihr eine Serie dieses Majors nachgucken wollt, dann unbedingt diese!

Nur gucken, nicht anfassen. Die Falcons fliegen hoch und fallen am Ende tief. Stephanie Lindgren / Rocket League Esports

Ein historisches "LANdon 3.0"

Letztlich war für die Falcons gegen G2 dennoch Schluss. Das war aber längst nicht alles: Rekorde über Rekorde purzelten. Mit Team Móbula hat ein Team aus Subsahara Afrika erstmals eine Runde bei einem Major gewonnen, auch wenn alle Serien verloren gingen. Die Mannschaft um 'VKSailen' flog entsprechend mit 0-3 aus der "Swiss Stage".

Es war zudem das erste Mal, dass vier verschiedene Regionen unter den Top vier vertreten waren. FURIA für Südamerika, Gentle Mates für Europa, Falcons für den Mittleren Osten und natürlich G2 für Nordamerika. Ebenso war es das erste Mal, dass Europa kein Team in ein Offline-Finale schickte. Und auch, dass ein Team rein aus US-Amerikanern gewinnt, hatte es zuvor noch nie gegeben.

Der einzige Rekord, der nicht gebrochen wurde: Außer Nordamerika und Europa sind alle fünf anderen Regionen nach wie vor sieglos. Jetzt haben die Teams bis zur Weltmeisterschaft in Fort Worth, Texas, Anfang September Zeit. Der Druck lastet auf G2, der Jäger wird zum Gejagten.

Georg Lüdicke