Nordost

Trainerbeben beim BFC Dynamo: "Mussten Entscheidung treffen"

Sportchef Vier über das Backhaus-Aus

Trainerbeben beim BFC Dynamo: "Mussten diese Entscheidung zum Schutz der Ziele treffen"

Gehen getrennte Wege: Sportchef Angelo Vier (im Vordergrund) und der BFC Dynamo haben Trainer Heiner Backhaus freigestellt.

Gehen getrennte Wege: Sportchef Angelo Vier (im Vordergrund) und der BFC Dynamo haben Trainer Heiner Backhaus freigestellt. IMAGO/Matthias Koch

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Eine neue Zeitrechnung hat beim BFC Dynamo begonnen. Der Klub aus der Hauptstadt hat sich nach knapp 14 Monaten Amtszeit überraschenderweise von Trainer Heiner Backhaus getrennt. Der DDR-Serienmeister gab die Freistellung seines Übrungsleiters am vergangenen Samstagabend mit einem kurzen Einzeiler auf der Homepage bekannt. Darin heißt es: "Der BFC Dynamo stellt Trainer Heiner Backhaus wegen vereinsschädigendem Verhalten mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb frei."

Der Grund ist der verbriefte Wechselwunsch des 41-Jährigen zu West-Regionalligist Alemannia Aachen, der sich nach dem 4. Spieltag von Coach Helge Hohl (32) trennte und nun auf der Suche ist. Mit dieser Bitte und der Auflösung des bis Juni 2024 gültigen Vertrages wartete der gebürtige Wittener (Nordrhein-Westfalen) in der Vorwoche beim Verein auf, erhielt jedoch eine klare Absage. Noch am vergangenen Mittwoch sagte BFC-Sportchef Angelo Vier (51) auf Nachfrage zum kicker: "Es gibt eine lose Anfrage. Wir geben unseren Trainer aber nicht ab."

Doch die Thematik kühlte sich in den folgenden Tagen nicht ab, sondern erhitzte sich hinter den Kulissen im Berliner Stadtteil Alt-Hohenschönhausen weiter. Diese gipfelte nun vorläufig in der Freistellung von Backhaus. Dieser war für den BFC in 38 Ligaspielen (18 Siege, elf Remis, 9 Niederlagen) aktiv und hatte einen Punkteschnitt von 1,71 Zählern. Die Entscheidung Backhaus freizustellen, trafen die BFC-Verantwortlichen aber gemeinschaftlich und ging somit nicht nur von Sportchef Vier allein aus. "Die Konzentration liegt für uns auf dem Verein. Um die Ziele zu schützen, mussten wir diese Entscheidung treffen", erklärt der BFC-Sportchef. Da Backhaus "nur" freigestellt, der Vertrag somit nicht aufgelöst wurde, müssten sich der BFC und die Alemannia als potenzieller neuer Verein bei der Ablöse einig werden.

Die Konzentration liegt für uns auf dem Verein. Um die Ziele zu schützen, mussten wir diese Entscheidung treffen.

Angelo Vier, BFC-Sportchef

Für Backhaus kam die Entscheidung des BFC, wie er gegenüber dem kicker sagt, "überraschend und geht durch die Begründung zu meinen Lasten". Demnach habe der 41-Jährige, der bei einem Wechsel nach Aachen auch wieder näher in Richtung seiner Familie kommen würde, noch am Samstagvormittag das BFC-Abschlusstraining vor dem Spitzenspiel gegen den Greifswalder FC geleitet, ehe er vom Klub über die neue Situation informiert wurde. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich wünsche dem Verein, der Mannschaft und vor allem den Fans, dass das Ziel 3. Liga erreicht wird", sagt Backhaus.

Dieser übernahm 2022 für Christian Benbennek (50) das Amt an der Seitenlinie, sollte den BFC im Rahmen eines Zwei-Jahres-Plans in die 3. Liga führen. Denn nach dem Scheitern in den Drittliga-Aufstiegsspielen nach der Meisterschaft 2021/22 gegen den VfB Oldenburg (0:2, 2:1) steigt der Titelträger aus dem Nordosten nach der Spielzeit 2023/24 direkt auf. Diese Chance wollte der BFC ergreifen - nun aber ohne Backhaus. In das Duell in Mecklenburg-Vorpommern gegen Greifswald, das am Sonntagnachmittag mit einem gerechten Remis endete, führte Co-Trainer Nils Weiler (24) gemeinsam mit Torwart-Trainer Carsten Nulle (48) die Mannschaft. Dabei wurden im Vorfeld der Partie lediglich die Führungsspieler informiert, die restlichen Akteure kurz vor der Abfahrt in die Hansestadt. Die Besetzung Weiler/Nulle soll aber keiner Dauerlösung für den ambitionierten Verein aus der Hauptstadt werden. "Wir werden uns ab Montag gemeinsam hinsetzen und ein Trainerprofil erarbeiten", sagt Vier. "Die Mannschaft ist aber weiter intakt und fokussiert."

6. Spieltag

Dabei haben die Berliner zumindest etwas Zeit, da am nächsten Wochenende in der 4. Liga spielfrei ist und es im Berliner Landespokal lediglich am Sonntag (10. September) gegen A-Kreisligist VfB Berlin 1911 geht. Dies sollte für den Viertligisten keine allzu große Hürde sein. "Wir versuchen auf der Trainerposition die bestmögliche Entscheidung zu treffen", so Vier. Immerhin soll der Neue eine Ära prägen und den Verein in den Profifußball führen - es wäre dann für den BFC erstmalig in der Historie im gesamtdeutschen Fußball. 

Matthias Schütt

Die Trainer in der Regionalliga Nordost