Bundesliga

Toppmöller: "Für mich war klar: Wir brauchen nicht über eine Ausstiegsklausel zu sprechen"

Exklusiv: Eintracht-Trainer im kicker-Interview

Toppmöller: "Für mich war klar: Wir brauchen nicht über eine Ausstiegsklausel zu sprechen"

Eintracht-Coach Dino Toppmöller mit den kicker-Reportern Moritz Kreilinger (links) und Julian Franzke.

Eintracht-Coach Dino Toppmöller mit den kicker-Reportern Moritz Kreilinger (links) und Julian Franzke.

Noch im März jubelte Toppmöller mit den Bayern über den Sieg gegen Paris St. Germain im Achtelfinale der Champions League. Kurze Zeit später mussten er und sein Chef Julian Nagelsmann ihren Hut nehmen. "Die Freistellung kam gefühlt aus heiterem Himmel. Ich stand in der Länderspielpause am Donnerstag noch mit Thomas Müller, Bouna Sarr und Sven Ulreich auf dem Platz, alle anderen Spieler waren bei ihren Nationalteams. Am nächsten Tag warst du auf einmal weg. Das war surreal. Aber ich empfand keinen Groll und versuchte, auch mit dieser Situation positiv umzugehen", erinnert sich der 43-Jährige.

"Ich hätte den Schritt weg von den Bayern zu zwei Vereinen gemacht"

Es war Zufall, dass am Saisonende auch Oliver Glasner in Frankfurt vor die Tür gesetzt wurde. Sportvorstand Markus Krösche suchte einen neuen Trainer und entschied sich für Toppmöller, den er 2020 bereits als Co-Trainer nach Leipzig geholt hatte. "Ich hätte den Schritt weg von den Bayern zu zwei Vereinen gemacht, dazu zählt die Eintracht. Bei der Eintracht kam zu meiner persönlichen Verbindung mit diesem Verein auch noch die Strahlkraft der vergangenen Jahre dazu", erklärt Toppmöller.

Als Kind drückte er der SGE bereits vor 30 Jahren die Daumen, als sein Vater Klaus auf der Trainerbank saß. "Die Ambitionen gingen damals ja in Richtung Meisterschaft. Diese Spieler waren meine Idole. Im kicker waren die Star-Porträts drin, in der Bravo-Sport die Poster, das alles hing in meinem Zimmer. Ich kann mich noch sehr gut an das 4:0 im ersten Spiel in Gladbach erinnern", schwärmt Toppmöller. In der Saison 2002/03 lief er in der 2. Liga schließlich selbst als Stürmer für die Hessen auf und feierte im Herzschlagfinale gegen Reutlingen (6:3) den Aufstieg in die 1. Liga. Die Verbundenheit, die er zur Eintracht spürte, ließ nie nach.

"Manchmal höre im Auto unsere Hymne 'Im Herzen von Europa'"

Toppmöller erklärt: "Wenn du Teenager bist und dein Papa als erste Trainer-Station in der Bundesliga diesen Klub übernimmt, ist das schon etwas Besonderes. Wenn du dann irgendwann zurückkommst und mit dem Aufstieg einen großen Erfolg feierst, hast du einfach eine Verbindung. Ich habe hier in Frankfurt auch gewohnt, als ich auf der anderen Seite gespielt habe (Kickers Offenbach von 2006 bis 2008; Anmerkung der Redaktion). Mein bester Freund wohnt immer noch hier. Ich fühle mich diesem Klub seit Langem verbunden. Manchmal höre ich im Auto unsere Hymne 'Im Herzen von Europa'."

Diese Verbundenheit drückt sich auch darin aus, dass in seinem bis 2026 datierten Vertrag keine Ausstiegsklausel enthalten ist. "Für mich war klar: Wenn ich hier einen Vertrag unterschreibe, brauchen wir nicht über eine Ausstiegsklausel zu sprechen. Wenn ich hierherkomme, will ich so lange wie möglich bleiben und etwas aufbauen", betont der Coach.

"Ich bin total überzeugt, dass wir eine Ära prägen können"

Die Voraussetzungen sieht er als gegeben an: "Ich sehe jeden Tag im Training, dass wir sehr viele junge, spannende Spieler haben, die nicht nur gut sind, sondern auch richtig Lust haben, sich zu entwickeln. Hinzu kommen großartige Spieler mit Erfahrung. Auch das Team um die Mannschaft herum ist top. Deshalb bin ich weiterhin überzeugt davon, dass die nächsten Jahre sehr positiv laufen werden. Zumal der Verein von Leuten geführt wird, die einen klaren Plan und einen guten Überblick haben und keine verrückten Dinge aus reinem Aktionismus machen."

Diese Souveränität schätzt er auch an seinem Vorgesetzten Krösche. "Markus hat eine gute emotionale Kontrolle. Er fliegt nicht durch Frankfurt, wenn wir gegen Bayern gewinnen. Genauso wenig ist er am Boden zerstört, wenn wir in Augsburg verlieren. Er ist sehr sachlich, dazu ist er inhaltlich sehr kompetent. Ich bin total überzeugt, dass wir hier in den nächsten Jahren eine Ära prägen können", sagt Toppmöller.

Lesen Sie im kicker-Interview (Montagsausgabe)  oder bereits am Sonntagabend digital im eMagazine außerdem, was Toppmöller über sein erstes halbes Jahr als Eintracht-Trainer denkt, wie er mit schmerzhaften Niederlagen und dem öffentlichen Druck umgeht, weshalb Empathie für ihn im Umgang mit den Profis so wichtig ist, welche Aussage von Jürgen Klopp ihm imponiert und was ihn von seinem Vater unterscheidet. Außerdem erklärt er, weshalb Hugo Larsson einer der besten Mittelfeldspieler Europas werden kann und wieso auch Omar Marmoushs Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.

Moritz Kreilinger, Julian Franzke

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt