Bundesliga

Titel, Stratege und Klartext: Ciriaco Sforza wird 50 Jahre alt

Schweizer mit den meisten Bundesliga-Spielen

Titel, Stratege und Klartext: Ciriaco Sforza wird 50 Jahre alt

Schweizer mit den meisten Bundesliga-Spielen: Ciriaco Sforza, der inzwischen als Trainer arbeitet.

Schweizer mit den meisten Bundesliga-Spielen: Ciriaco Sforza, der inzwischen als Trainer arbeitet. imago images

Als Sforza 1993 die Bundesliga-Bühne betritt, hat ein langes Tauziehen sein Ende genommen. Denn nach dem damals 23-jährigen, frischgebackenen "Fußballer des Jahres" der Schweiz haben gleich mehrere Vereine die Fühler ausgestreckt, allen voran der Karlsruher SC und der 1. FC Kaiserslautern. Obwohl beim KSC schon von einer konkreten Ablösesumme und Vertragslaufzeit die Rede ist, machen schließlich die Pfälzer das Rennen um eines der vielversprechendsten Talente in Europa.

Dabei hat der FCK die Saison 1992/93 als Achter abgeschlossen und zwei Jahre nach der dritten Meisterschaft nicht gerade viele Argumente auf seiner Seite. Doch Sforza erkennt das Potenzial - und drückt den Roten Teufeln seinen Stempel auf. Direkt in seiner ersten Saison schrammt der FCK am Titel vorbei und landet nur einen Zähler hinter dem FC Bayern. Also ausgerechnet jener Verein, zu dem Sforza nach einem weiteren erfolgreichen Jahr in der Pfalz für etwas mehr als drei Millionen Mark wechselt.

Rausch verlangt, Sforza nicht so häufig einzublenden

Er macht sich damit beim FCK nicht gerade Freunde. Er wird ausgepfiffen. Trainer Fridel Rausch fordert sogar die Stadionregie auf, den Schweizer nach Bekanntwerden seines Transfers vor den Spielen nicht so häufig auf der Anzeigetafel einzublenden. Keiner ahnt, dass das Kapitel in Kaiserslautern noch nicht abgeschlossen ist.

Ciriaco Sforza

In seiner ersten Zeit beim FC Bayern wird Ciriaco Sforza nicht glücklich.

Beim Rekordmeister erlebt er eine durchwachsene Saison. Die Münchner haben den Resetknopf gedrückt, Otto Rehhagel soll den Klub in eine erfolgreiche Zukunft führen. Die Beziehung bleibt aber unterkühlt, der Trainer wird vor dem Saisonende vor die Tür gesetzt und Sforza, der als Wunschkandidat Rehhagels galt, hat fortan einen schweren Stand. Zwar gewinnt er am Ende den UEFA-Cup, doch die Wege trennen sich nach nur einer Saison und nicht ohne Störgeräusche. Manager UIi Hoeneß, der noch im Frühjahr 1995 intensiv an der Verpflichtung Sforzas gearbeitet hat, wirft dem Mittelfeldspieler vor, seine Ablösesumme durch schwache Leistungen drücken zu wollen, dieser wehrt sich vehement: "Was Herr Hoeneß sagt, ist eine Frechheit." Sforza haftet ab sofort der Ruf an, kein einfacher Charakter zu sein.

Mit Kaiserslautern wird er sensationell Meister

Auch in Mailand bleibt er nur für seine Saison, auch hier wird Sforza nicht glücklich. Zwar stößt er mit den Nerazzurri wieder ins UEFA-Cup-Finale vor, dort unterliegt das Team aber den Schalker "Eurofightern".

Wieder will Sforza weg - und folgt dem Lockruf des 1. FC Kaiserslautern ein zweites Mal. Die Roten Teufel haben gerade den ersten Zweitliga-Abstieg der Vereinsgeschichte korrigiert, mit Rehhagel trifft Sforza auf einen alten Bekannten aus München. Und als ob die beiden noch eine Rechnung begleichen müssen, treiben sie die Roten Teufel zu einer unglaublichen Saison. Flankiert von Harry Koch, Olaf Marschall, Martin Wagner, Miroslav Kadlec und Co. nimmt der Lauterer Jubellauf gleich am 1. Spieltag durch ein 1:0 im Münchner Olympiastadion seinen Anfang. Am Ende wird der FCK als Aufsteiger sensationell Meister. "Nostalgie pur" wird Sforza 20 Jahre später verspüren, wenn er auf seine ehemaligen Mitspieler im Fritz-Walter-Stadion trifft. "Du hast was geschafft, was bis heute keine Mannschaft mehr geschafft hat."

Zwist mit Rehhagel - und wieder geht es zu den Bayern

Zwei Jahre bleibt Sforza beim FCK, dringt mit den Lautrern sogar bis ins Champions-League-Viertelfinale vor, scheitert dort aber ausgerechnet an den Bayern. Dann kommt es zum Knall. Sforza setzt zur öffentlichen Kritik an der Transferpolitik des Vereins an, nimmt dabei auch Trainer Rehhagel in die Pflicht. Der eitle Erfolgscoach kontert: "Ich habe mich noch nie in jemandem so getäuscht wie in Herrn Sforza." Beide raufen sich zwar zusammen, aber Sforza geht 2000 ein zweites Mal vom FCK weg - wieder zu den Bayern.

Ciriaco Sfroza

1998 mit der Meisterschale: Ciriaco Sforza beim 1. FC Kaiserslautern. imago images

Dort feiert er den größten Erfolg seiner Laufbahn mit seinem ehemaligen Trainer Ottmar Hitzfeld, den er aus gemeinsamen Zeiten bei Grasshopper Zürich kennt. Der Last-Minute-Meisterschaft 2001 folgt nur wenige Tage später der Champions-League-Titel. In der Folgesaison reicht es aber nur noch zu 16 Einsätzen. Ein drittes Mal geht Sforza zum FCK. Dort genießt er hohes Ansehen, doch der Klub ist längst in Schieflage geraten. 2005 wird Sforza suspendiert, weil er sich unter anderem mit Trainer Michael Henke anlegt. 2006 steigt der FCK ab und Sforza beendet seine Karriere. Bis heute polarisiert er im Fanlager des inzwischen in die 3. Liga abgestürzten Vereins. Die einen betrachten ihn als geradlinigen, unbequemen Aufklärer, der die Zeichen des drohenden Niedergangs früh erkannt hat. Die anderen sehen in ihm einen Querulanten. Einig sind sich beide Seiten nur in einem: Sforza, der nach Stationen bei den Grasshoppers und Luzern inzwischen beim Schweizer Zweitligisten FC Wil trainiert, gehört zu den erfolgreichsten und prägendsten Akteuren, die das FCK-Trikot getragen haben.

pau