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TGL - die Golf-Revolution von Tiger Woods und Rory McIlroy

Serena Williams, Kevin Durant und Lewis Hamilton als Investoren

TGL: Das steckt hinter der Golf-Revolution von Tiger Woods und Rory McIlroy

Haben gut lachen: Rory McIlroy (l.) und Tiger Woods (r.) wollen mit der TGL mehr Spaß und Entertainment in den Golfsport bringen.

Haben gut lachen: Rory McIlroy (l.) und Tiger Woods (r.) wollen mit der TGL mehr Spaß und Entertainment in den Golfsport bringen. IMAGO/Icon Sportswire

Eigentlich sollte in der TGL längst der erste Abschlag erfolgt sein. Im sogenannten SoFi Center zu Palm Beach, Florida, war alles bereit für eine mehrwöchige Saison, in der regelmäßig die besten Golfer der Welt aufs Indoor-Grün gehen. Fast alles. Denn gut 50 Tage vor dem geplanten Startschuss kam im November 2023 alles anders: Die 23 Meter hohe und eigens errichtete Arena spielte nicht mit. Um genau zu sein ihr Dach. Die mit einer Traglufthalle vergleichbare Kuppel-Konstruktion stürzte in sich zusammen.

Vorbei ist der Traum von Tiger Woods und dem frisch gebackenen Charlotte-Turniersieger Rory McIlroy damit aber noch lange nicht. Die beiden Stars wollen mit ihrer TGL nach eigenen Angaben "den Golfsport ins 21. Jahrhundert führen" und über digitale Innovationen zugänglich für junge Zielgruppen machen. Die TGL soll eine "Fusion aus Sport, Tech, Entertainment und Fan Experience" werden. Derzeit wird das SoFi Center mit Hochdruck wiederaufgebaut. Nach Fertigstellung soll der 23.000 Quadratmeter große Komplex eine Indoor-Golfspielfläche mit den Maßen eines Football-Felds beherbergen und 1500 Zuschauern Platz bieten. Der verschobene Start der TGL ist für den 7. Januar 2025 angesetzt. Doch was genau wird dann eigentlich passieren?

Sechs Top10-Profis aus der Weltrangliste dabei

Die TGL will den Golfsport komplett neu denken und begreift sich als Zusatzprodukt zu den bestehenden Wettbewerben - man kann sie am ehesten mit neu geschaffenen Konstrukten wie der Baller League oder der Kings League im Fußball vergleichen. Anders als im klassischen Golfsport setzt die TGL dabei auf einen teambasierten Ansatz. In einer 15-wöchigen Saison treten sechs Teams mehrfach gegeneinander an. Anschließend duellieren sich vier Teams in Halbfinal-Playoffs, ehe der Sieger in einem "Best of three"-Modus ermittelt wird.

Jedes Team besteht aus vier Profi-Golfern. Unter den in Summe 24 Spielern befinden sich allein sechs Top10-Profis aus der aktuellen Weltrangliste der PGA Tour. Nach Angaben der TGL kommt das Spieleraufgebot zusammengerechnet auf 217 Siege auf der PGA Tour, 30 Triumphe bei Major Championships sowie 834 Wochen an der Spitze der Weltrangliste.

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Drehscheibe, Shotclock, Spielermikros

An den einzelnen Spieltagen treten bei jedem Match je drei Spieler pro Team in einem speziellen Format an, das auf zwei Stunden begrenzt ist. Die Profis schwingen ihr Eisen dabei physisch im SoFi Center. Lange Schläge werden allerdings via Full-Swing-Technologie per Simulator auf einem 20 Meter hohen und 14 Meter breiten digitalen Screen abgebildet. Durch die technische Unterstützung sollen Fans jeden Schlag aus nächster Nähe sehen. Das allein ist ein gehöriger Unterschied im Vergleich zu einer weitläufigen 18-Loch-Anlage in der Natur. Hier ist Golf nämlich nicht immer für alle Fans im gleichen Maße anfass- und nahbar.

Sobald die Teams mit ihren Schlägen in eine Distanz von 50 Yards zum Loch (rund 45 Meter) vorgedrungen sind, geht das Spiel in der sogenannten Green Zone weiter, einem rund 2000 Quadratmeter großen Kurzspielkomplex. Die Green Zone nutzt dabei Technologie, um jedes Loch zu einer einzigartigen Herausforderung für die Teams zu machen. Dazu zählt zum einen eine gut 37 Meter breite Drehscheibe, die sowohl das Grün als auch drei Bunker dreht, um die Annäherungswinkel zu verändern. Zum anderen kommen 600 motorisierte Antriebe zum Einsatz, um die Topographie des Grüns zu verändern.

Bei ihren Schlägen sind die Golfprofis auch zeitlich unter Druck. So läuft eine 40-Sekunden-Shotclock herunter. Darüber hinaus werden in der TGL alle Spieler mit Mikrofonen ausgestattet, um den Fans das Spielgeschehen mit Echtzeit-Strategiediskussionen näher zu bringen.

Teams von San Francisco bis New York

Seit Anfang Mai stehen auch die sechs TGL-Teams fest. Die Namen sollen dabei eine Zugehörigkeit zu verschiedenen Städten in den USA betonen. Doch unabhängig davon werden alle Spiele im SoFi Center in Palm Beach ausgetragen. Die Teams sind nicht nur mit den besten Spielern der Golfwelt gespickt, sondern werden durch die Bank weg auch von prominenten Sportinvestoren finanziert.

Atlanta Drive GC

Arthur M. Blank fungiert mit AMB Sports and Entertainment als Owner Atlanta Drive GC. Zu AMB Sports and Entertainment mit Hauptsitz in Atlanta gehören unter anderem die Atlanta Falcons aus der National Football League, Atlanta United FC aus der MLS sowie das milliardenschwere Mercedes-Benz-Stadium und Amerikas größter Golf-Fachhändler PGA Tour Superstore. Als Spieler sind beim Atlanta Drive GC Patrick Cantlay, Lucas Glover, Billy Horschel und Justin Thomas dabei.

Boston Common Golf

Das TGL-Team Boston Common Golf ist Teil der Fenway Sports Group (FSG), die im Sport unter anderem bei den Boston Red Sox (MLB), dem FC Liverpool (Premier League) und den Pittsburgh Penguins (NHL) investiert ist. Zum Portfolio der FSG gehören darüber hinaus der knapp 40.000 Zuschauer fassende Fenway Park in Boston sowie das Liverpooler Anfield Stadium. In der TGL werden für Boston Common Golf Keegan Bradley, TGL-Mitgründer Rory McIlroy, Adam Scott und ein noch nicht kommunizierter vierter Golfprofi an den Start gehen.

Jupiter Links GC

Jupiter Links GC ist das Team von TGL-Initiator Tiger Woods. In der Dachmarke TGR vereint Woods seine unternehmerischen Aktivitäten abseits des Golfplatzes. Darüber hinaus investiert David Blitzer persönlich in Jupiter Links GC. Er ist damit der Erste, der an fünf großen nordamerikanischen Sportteams beteiligt ist. Blitzer gründete Harris Blitzer Sports & Entertainment zusammen mit Josh Harris und ist Co-Vorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter des Portfolios, zu dem unter anderem die Philadelphia 76ers (NBA) und die New Jersey Devils (NHL) gehören. Blitzer ist ebenfalls Miteigentümer der Cleveland Guardians (MLB) und der Washington Commanders (NFL). Darüber hinaus ist Blitzer persönlich haftender Gesellschafter von Crystal Palace aus der Premier League und besitzt Anteile an einer Reihe von Fußballvereinen rund um den Globus, darunter Real Salt Lake in der MLS, die Utah Royals in der National Women's Soccer League sowie am FC Augsburg aus der Bundesliga. Zum sportlichen Line-up von Jupiter Links GC zählen Max Homa, Tom Kim, Kevin Kisner und Tiger Woods höchstpersönlich.

Los Angeles Golf Club

Ähnlich wie beim Angel City FC aus der National Women's Soccer League sowie beim MLS-Team Los Angeles FC (für den künftig Olivier Giroud auf Torejagd gehen wird) steckt auch hinter dem Los Angeles Golf Club ein Großaufgebot an prominenten Sportinvestoren. Neben "Seven Seven Six"-Gründer Alexis Ohanian sind das die beiden legendären Tennis-Schwestern Serena und Venus Williams sowie das Basketball-Brüderquartett um Alex, Giannis, Kostas und Thanasis Antetokounmpo. Erst 2023 hatten die griechischen Brüder gemeinsam mit einer Investorengruppe Anteile am MLS-Klubs Nashville SC erworben. Als Spieler treten in der TGL die Golfprofis Tommy Fleetwood, Collin Morikawa, Justin Rose und Sahith Theegala an.

New York Golf Club

Hinter dem TGL-Team New York Golf Club steht die Investmentfirma Cohen Private Ventures (CPV), das die Family-Office-Aktivitäten von Steven A. Cohen und seiner Familie verwaltet. Das Sportportfolio von CPV wird vom MLB-Club New York Mets angeführt. Unter der Leitung von CPV, Fenway Sports Group und Arthur Blank schloss zudem die Strategic Sports Group, ein Konsortium amerikanischer Besitzer von Sportteams, Anfang Januar 2024 eine finanzielle und strategische Investition in PGA Tour Enterprises ab, ein neues kommerzielles Unternehmen unter der Kontrolle der PGA Tour. Mit Matt Fitzpatrick, Rickie Fowler, Xander Schauffele und Cameron Young stellt das New Yorker TGL-Team ein äußerst renommiertes Quartett auf.

The Bay Golf Club

Mehrheitseigner des TGL-Teams aus der San Francisco Bay Area ist der Avenue Sports Fund von Marc Lasry, seines Zeichens Co-Owner des NBA-Franchises Milwaukee Bucks. Daneben scharrt The Bay Golf Club gleich eine ganze Reihe an bekannten Sportlern um sich. Zu den Investoren zählen beispielsweise die NBA-Stars Stephen Curry und Klay Thompson von den Golden State Warriors sowie Fußballprofi John Stones von Manchester City und Formel-1-Rennfahrer Alex Albon von Williams Racing. Als Spieler schickt das TGL-Team Ludvig Åberg, Wyndham Clark, Min Woo Lee, and Shane Lowry auf das TGL-Grün.

Auch abseits der Team-Anteilseigner hat die TGL prominente Geldgeber aufgetan, die direkt in die Liga investieren. Woods, McIlroy & Co. haben bereits über 50 der weltweit bekanntesten Sportstars und Celebrities für ein Investment begeistern können. Im November 2022 verkündete die Liga ein erstes Investoren-Line-Up. Mit dabei sind aus dem Sport unter anderem die Tennislegende Serena Williams, diverse NBA-Ikonen von Shaquille O’Neal bis Kevin Durant sowie Formel-1-Rekordchampion Lewis Hamilton. Zum illustren Kreis der Star-Investoren von außerhalb des Profisports zählen berühmte Musiker wie Justin Bieber, Justin Timberlake und DJ Khaled.

TGL läuft Dienstagabend auf ESPN

Während innovative Fußballformate wie die Kings League vor allem über Streams bei Twitch und Youtube verbreitet werden, hat sich die TGL für einen klassischen Weg entschieden. Alle Spiele der neuen Golfliga zwischen werden in den Staaten bei ESPN und ESPN+ ausgestrahlt. Ursprünglich war es dabei die Idee, zur Primetime am Montagabend zu laufen. Dieses Vorhaben scheint sich für die nun für den 7. Januar 2025 geplante TGL-Premiere zumindest temporär geändert zu haben. Bis dato wurden nur die ersten drei Spieltage terminiert, sie finden jeweils an einem Dienstagabend statt.

Hintergrund für den Wechsel von Montag auf Dienstag dürften zeitgleiche Football-Übertragungen auf ESPN sein. So zeigt der Sender an dem Montag vor dem zweiten TGL-Spieltag das "Monday Night Football Wild Card Playoff"-Spiel und eine Woche später das "College Football Playoff National Championship Game". Beide Partien zählen auf ESPN traditionell zu den meistgesehenen Spielen überhaupt. Ob die von Tiger Woods und Rory McIlroy erdachte TGL es ebenfalls in den Mainstream schaffen wird, bleibt abzuwarten. Wichtig dafür wäre zunächst einmal ein heiles Hallendach.

Henning Eberhardt