Champions League

Terzic schwermütig: "Wir hatten das Gefühl: Wir haben sie"

Dortmund und der fehlende "Killerinstinkt"

Terzic schwermütig: "Wir hatten das Gefühl: Wir haben sie"

Stolzer Vize-Champions-League-Sieger: BVB-Coach Edin Terzic.

Stolzer Vize-Champions-League-Sieger: BVB-Coach Edin Terzic. IMAGO/Jan Huebner

Die Ausgangslage vor dem Finale der Champions League war klar. Zwar hatte der BVB in einer Hammergruppe um PSG, Newcastle und Milan beginnend einen beispiellosen Königsklassen-Lauf gezeigt, im Finale trafen die Dortmunder dann aber eben auf das Team, in dem für gewohnt die meisten ihren Meister finden: Real Madrid.

Entsprechend wäre ein Triumph des Königsklassen-Siegers von 1997 gegen den Dominator der vergangenen zehn Jahre, der vor dem Spiel am Samstagabend bereits 14-mal den Henkelpott in die Höhe recken durfte, als die ganz große Überraschung verbucht worden.

BVB bietet Real nicht nur Paroli

Zieht man nun allerdings die gegen die Königlichen gezeigte Leistung in Betracht, wäre es vermessen, von der großen Überraschung zu sprechen. Denn der BVB bot dem großen Gegner über 90 Minuten nicht nur Paroli, sondern war über weite Strecken der Partie das bessere Team.

"Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir das Gefühl: Wir haben sie", verriet Trainer Edin Terzic im ZDF. Weil die Dortmunder ihre zahlreichen im ersten Durchgang erspielten Chancen allerdings nicht nutzten und in der Schlussphase des Spiels die Kräfte ausgingen, setzte sich doch der Favorit durch. Weil er sich geduldig zeigte und zweimal eiskalt zuschlug.

Wir haben gegen die erfolgreichste Mannschaft in diesem Wettbewerb gespielt und ein richtig gutes Spiel gezeigt.

Edin Terzic

"Sie haben einen Spielverlauf erwischt, den wir uns vorgestellt haben", ärgerte sich der deshalb nach dem 0:2 gegen die Madrilenen und erklärte: "Dass wir mit einer Standardsituation 1:0 in Führung gehen, dass wir nach einer Balleroberung schnell kontern und das 2:0 nachlegen."

Obwohl das nicht gelang, war der 41-Jährige stolz auf seine Mannschaft: "Wir haben gegen die erfolgreichste Mannschaft in diesem Wettbewerb gespielt und ein richtig gutes Spiel gezeigt. Wir haben von der ersten Sekunde der ganzen Welt gezeigt, dass wir daran glauben; dass wir nicht hier sind, um ein Finale zu spielen. Sondern dass wir hier sind, um ein Spiel zu gewinnen. Deshalb ist es so enttäuschend."

"Sie haben diesen Killerinstinkt, und der hat uns heute gefehlt"

Die Gründe für das Scheitern machte Terzic, der nach dem Abpfiff mit den Tränen rang, vom mitgereisten Anhang aber gewürdigt und wieder aufgebaut wurde, selbstredend an der fehlenden Kaltschnäuzigkeit fest.

"Wir haben so viele Dinge richtig gemacht, aber sie hatten diesen Killerinstinkt, und der hat uns heute gefehlt. Wir haben uns nicht belohnt, und sie haben gezeigt, was sie für eine Qualität haben. Es ist ein Standard und eine Balleroberung. Da sind sie dann eiskalt und deshalb sind sie heute wieder verdientermaßen der Champion", würdigte der Trainer, der aus der großen Enttäuschung auch Kraft für die kommende Saison zieht: "Ich glaube, heute hat man eine BVB-Mannschaft gesehen, wie man sich das wünscht."

Zum Thema

Die Ansicht, die positiven Aspekte in die Zukunft zu transportieren, teilte auch Torhüter Gregor Kobel. "Aktuell bist du natürlich extrem enttäuscht", erklärte der 26-Jährige. "Aber es ist zu 100 Prozent ein Riesenerfolg, dass wir hier waren und dieses Spiel spielen konnten. Ich bin superstolz auf die ganze Mannschaft, dass wir uns diese Möglichkeit erspielt haben. Ich glaube, wir haben eine überragende Champions-League-Kampagne gespielt. Wir haben gezeigt, dass wir international auf Top-Niveau mithalten können. Und ich hoffe, dass jeder einzelne von uns extrem stolz ist und vieles mitnimmt."

kmx

Selbes Stadion, gleicher Ausgang: Reportergipfel zum BVB-Déjà-vu

alle Videos in der Übersicht